Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Rat beschließt Rathausumzug ins Volksbankgebäude
Gemeinde Hohentengen kauft Gebäude und verkauft die Alte Schule
HOHENTENGEN - Die Gemeinde Hohentengen verlagert ihr Rathaus von der Beizkofer Straße ins Volksbankgebäude an der Steige. Gleichzeitig verkauft die Gemeinde die Alte Schule, die ihrerseits als neuer Rathaus-Standort im Gespräch war, an den Investor Karl-Josef Stehle aus Hohentengen. Diesen Beschluss hat der Gemeinderat Hohentengen in seiner Sitzung am Mittwochabend einstimmig gefasst.
Die Volksbank wird ihren bisherigen Standort aufgeben und in die Alte Schule umziehen, die sich ebenfalls an der Steige befindet. Beide Vorhaben bedingen einander: Sollte der Verkauf eines Objekts doch noch scheitern, würde auch das jeweilig andere Vorhaben nicht zustande kommen – auch das hat der Gemeinderat beschlossen. Bürgermeister Peter Rainer sprach von einer „großen Chance“für die Gemeinde. „Wir können für Hohentengen eine neue Ortsmitte schaffen“, sagte er. „Wir hätten die Chance, die Ortskernsanierung mit einem wirklichen ‚Knaller‘ abzuschließen.“Hintergrund ist, dass die Verwaltung in ihrem bisherigen Rathaus Platzprobleme hat. Die Alte Schule wiederum steht momentan leer und der Volksbank ist der bisherige Standort an der Steige zu groß geworden.
Günstigste Variante
Mit dem Umzug ins Volksbankgebäude entschied sich der Gemeinderat für die wahrscheinlich günstigste Variante. Veranschlagt werden für Kauf, Sanierung und Umbau rund 2,4 Millionen Euro, wobei der Eigenanteil der Gemeinde 1,25 Millionen Euro betragen soll, es gibt nämlich Zuschüsse.
In den vergangenen Monaten hatten die Gemeinderäte überlegt, alternativ die Alte Schule zu behalten, sie zu sanieren und einen Anbau zu errichten, um das Rathaus in das Gebäude zu verlagern. Die Kosten wurden hier auf 3,3 Millionen Euro geschätzt, mit einem Eigenanteil von 1,84 Millionen Euro. Die dritte Variante war, die Alte Schule abzureißen und dort einen Neubau fürs Rathaus zu errichten, das hätte geschätzt 3,45 Millionen Euro gekostet, mit einem Eigenanteil von 2,56 Millionen Euro.
In der Gemeinderatssitzung gab Bürgermeister Peter Rainer den Namen des Käufers der Alten Schule und auch die Verkaufspreise bekannt. Der Kauf des Volksbankgebäudes von der Bank kostet die Gemeinde 380 000 Euro.
Investor stellt Bedingungen
Die bislang gemeindeeigene Alte Schule verkauft die Gemeinde Hohentengen für 22 000 Euro an KarlJosef Stehle aus Hohentengen. Der Verkauf an Stehle ist an Bedingungen geknüpft, die der Gemeinderat auch beschloss: Im Erdgeschoss wird die Bankfiliale untergebracht, im Oberund Dachgeschoss entstehen Wohnungen. Außerdem hat die Gemeinde ein Vorkaufsrecht, falls das Gebäude eines Tages weiterverkauft werden sollte.
Mit Blick auf den Verkaufspreis – wie es hieß, liege dieser unter dem Grundstückswert – ergänzte Gemeinderat Peter Löffler (CDU), dass ja im Gebäude noch ein Wasserschaden in Höhe von 50 000 Euro bestehe. Bürgermeister Peter Rainer bestätigte diesen noch nicht behobenen Schaden. Er wolle natürlich dem Eindruck entgegentreten, dass die Gemeinde ihr Eigentum „verschleudere“. Rainer sagte weiter, dass sowohl beim Verkauf der Alten Schule wie auch beim Kauf des Volksbankgebäudes jeweils ein Gutachten eingeholt worden sei, das die Preise taxierte. Die Alte Schule unterdessen soll ihr Erscheinungsbild nach dem Umbau weitgehend behalten. Was mit dem bisherigen Rathaus geschehen soll, wurde nicht beraten.
„Es ist selten der Fall, dass man zwei Probleme mit einem Schlag lösen kann“, sagte Gemeinderat Klaus Burger (CDU) mit Blick auf die Platzprobleme im bisherigen Rathaus und auf die leer stehende Alte Schule. „Das Gebäude würde vor sich hin verfallen, wenn wir nicht reagieren würden“, sagte er über das einstige Schulgebäude.
Elmar Gruber (Freie Wähler) hingegen meinte, er stimme „zähneknirschend“zu. Mit dem Umzug ins Volksbankgebäude sei dort keine Entwicklung mehr möglich. Albert Wetzel (CDU) unterstrich die Notwendigkeit eines Rathausumzugs. Die Platzverhältnisse seien „fast beängstigend“. Marion Küchmeister (Freie Wähler) sagte, sie sei positiv überrascht: Mit dem geplanten Umbau der Alten Schule gewinne das Gebäude „noch etwas an Charme“.