Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Umgebauter Schlossplatz eröffnet
In Gammertingen findet ein Jazzkonzert anlässlich der Feierstunde statt.
GAMMERTINGEN - Die Stadt Gammertingen hat am Samstagabend den umgebauten Schlossplatz eröffnet. Dabei fand ein Jazzabend mit der Big Band Bad Saulgau statt. Nichts wie hin am Samstagabend zum „Jazz vor dem Schloss“, so lautete die Einladung auf der Titelseite des städtischen Amtsblatts. Dieser Aufforderung sind viele Einheimische und Auswärtige voller Erwartung auf einen musikalisch unterhaltsamen Abend nachgekommen.
„Nichts wie hin“– aber viel Geduld mitbringen: Der zweite Teil des Satzes stand so nicht im Amtsblatt. Geduld zu haben, das war an diesem Abend sicher vonnöten, konnte doch das Open-Air-Konzert erst mit einer 90-minütigen Verspätung beginnen. „Der Schwabe ist geduldig“, sagte eine Frau aus Sachsen-Anhalt am langen Biertisch vor der Bühne, die sich wie viele andere auch, die Wartezeit mit einem Schwätzchen, dem Studieren des Kinoflyers, einem Dennetle oder einer roten Wurst vertrieb.
Die offizielle Eröffnung des Schlossplatzes durch Bürgermeister Holger Jerg ging kurz nach 19 Uhr pünktlich über die Bühne. Zusammen mit Ingenieur Gerhard Lutz, dem zuständigen Planungsleiter bei der Neugestaltung des Platzes, eröffnete Jerg die Veranstaltung und begrüßte die Gäste. Den vielen Handwerkern und dem Planungsbüro, die für den rundum gelungenen Umbau des Gammertinger Schlossareals verantwortlich zeichneten, galt sein Dank. Jerg freute sich mit den Gammertingern über diesen Platz, einer 3000 Quadratmeter umbauten Fläche – einem Platz, der Raum für viele unterschiedlichen Nutzungen biete: sei es als Festplatz, Wochenmarkt oder als Begegnungsstätte für Gammertinger jeglichen Alters. Dass zu diesem öffentlichen Platz auch öffentliche Toiletten gehören, erwähnte er ebenfalls.
Ziele sind Barrierefreiheit und Multifunktionalität
„Barrierefreiheit und Multifunktionalität waren unsere Ziele“, so formulierte Gerhard Lutz seinen planerischen Anspruch bei der Neugestaltung des Platzes, der sich mit dem Schlossneubau, den vier lebensgroßen Sandsteinfiguren und der angrenzenden Lauchert zu einem harmonischen Ganzen vereint.
Anschließend trat der Leiter der Saulgauer Big Band, Hans-Georg Rimmele, ans Mikrofon und bedauerte die eingetretene Verzögerung: „Unser Pianist und auch der Schlagzeuger kommen aus Biberach, und dort gehen die Uhren offensichtlich etwas anders.“
Kurz nach 20.30 Uhr konnten die 21 schwarz gekleideten Musiker der Saulgauer Big Band ihre Plätze einnehmen. Peter Löw, Pianist und Ansager des Programms, entschuldigte sich vielmals für den verspäteten Konzertbeginn: „Unser Adrenalinpegel ist am Anschlag und bei Ihnen vielleicht auch.“
In den folgenden zwei Stunden gaben die Musiker mit ihren Swingund Jazz-Standards einen Einblick in ihr musikalisches Repertoire. Jedes der 16 Stücke vor der Pause stellte Löw in kurzen Sätzen vor und nahm die Zuhörer mit in den Süden Nordamerikas, nach Brasilien, an den Broadway oder den Strand von Ipanema. Mit „Satin Doll“, einem Welthit des Trompeters Duke Ellington, begann die Big Band ihr Konzert.
Die Sängerin der Band, Michaela Rust, begeisterte anschließend die Zuhörer mit ihrer Interpretation von „A-tisket, a-tasket“– ursprünglich ein Kinderlied, das Ella Fitzgerald 1938 berühmt machte. Die folgenden Stücke bereicherten immer wieder Soloeinlagen einzelner Bandmitglieder – so etwa der Flügelhornist Günter Holderried mit dem Song „Sweet home Chicago“oder Altsaxofonist Hans-Georg Rimmele mit „Makin’ Whoopie“, dessen Übersetzung „auf den Putz hauen“gar nicht so verfänglich klingt, wie der Ansager andeutete. Die einbrechende Dunkelheit, dezent beleuchtet von den neu installierten Straßenlampen, schaffte es endgültig, die Atmosphäre zu erzeugen, die einem Open-Air-Jazzkonzert an einem lauen Sommerabend angemessen ist. So konnten die Besucher trotz verspätetem Beginn versöhnt nach Hause gehen.