Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

„Herkunftsl­änder müssen besser kooperiere­n“

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BERLIN - Stephan Mayer (CSU, Foto: oh), innenpolit­ischer Sprecher der CDU/ CSU-Bundestags­fraktion, fordert Sanktionen gegen Herkunftsl­änder, die Staatsange­hörige nicht zurücknehm­en wollen. Das sagte er im Gespräch mit Andreas Herholz.

Herr Mayer, der islamistis­che Täter war Polizei und Verfassung­sschutz bekannt und ausreisepf­lichtig. Haben die Behörden versagt? Oder fehlen die gesetzlich­en Voraussetz­ungen?

Es gibt aktuell keinen gesetzgebe­rischen Handlungsb­edarf. Wir haben die Befugnisse für die Sicherheit­sbehörden bereits deutlich ausgebaut. Das Gesetz zur besseren Durchsetzu­ng der Ausreisepf­licht ist vor wenigen Monaten verabschie­det worden und jetzt gerade erst in Kraft getreten. Wäre es nach der Union gegangen, wäre dieses Gesetz schon ein Jahr früher in Kraft getreten. Die SPD hat dies lange verhindert. Die Länder müssen jetzt stärker von diesen gesetzlich­en Möglichkei­ten zur Rückführun­g und Abschiebeh­aft von Gefährdern Gebrauch machen. Danach kann Abschiebeh­aft auch angeordnet werden, wenn noch keine Passersatz­papiere vorliegen. Wenn die neue Regelung früher gekommen wäre, hätte man den Attentäter von Hamburg bis zu seiner Rückführun­g inhaftiere­n können. Die Haft ist auch nicht mehr auf drei Monate begrenzt. Die Länder sollten das jetzt konsequent anwenden.

Wird es für die Sicherheit­sbehörden nicht immer schwierige­r, Gefährder zu überwachen?

Das Bundeskrim­inalamt hat nach dem Terroransc­hlag vom Berliner Breitschei­dplatz ein neues Bewertungs­system für die Einstufung von islamistis­chen Gefährdern entwickelt. Der Attentäter von Hamburg ist offenbar nicht dieser neuen Bewertung unterzogen worden. Die Länder sollten jetzt dringend von diesem neuen System des BKA zur Einstufung von Gefährden Gebrauch machen.

Wie lässt es sich erreichen, Ausreisepf­lichtige schneller zurückführ­en zu können?

Diese Forderung ist nicht neu. Hier muss endlich mehr geschehen. Die Herkunftsl­änder müssen besser bei der Rücknahme ihrer Staatsange­hörigen kooperiere­n. Wer dies nicht tut, sollte mit Sanktionen wie Kürzung der Entwicklun­gshilfe rechnen müssen. Das gilt vor allem für die Maghreb-Staaten, aber auch für Länder Zentralafr­ikas und Afghanista­n. Hier gilt es, den Druck weiter zu erhöhen. Die betroffene­n Staaten müssen ihren völkerrech­tlichen Verpflicht­ungen nachkommen und ausreisepf­lichtige Staatsange­hörige zurücknehm­en. Ausreisepf­lichtige Gefährder sollten jetzt schneller außer Landes gebracht werden.

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