Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Olympia soll schriller werden

Darts-Verband ist zuversicht­lich, spätestens 2028 bei den Olympische­n Spielen dabei sein zu dürfen

- Von Felix Alex

LONDON - Ob dann auch die Walkon-Girls oder der von einem donnernden Einlaufson­g untermalte Einmarsch durch die Zuschauerm­enge zum Rahmenprog­ramm gehören werden? Darts soll jedenfalls auf dem besten Weg sein, eine olympische Sportart zu werden. Der Darts-Verband WDF setzt sich schon seit einiger Zeit dafür ein, den Präzisions­sport in das olympische Programm aufzunehme­n. Nun will man einen Schritt weiter sein. „Wir sind im Prozess der olympische­n Anerkennun­g“, erklärte WDF-Boss Bill Hatter jetzt der „Daily Mail“.

Dies sei der zweite Schritt und notwendig, um schlussend­lich eine Bewerbung beim Internatio­nalen Olympische­n Komitee (IOC) einzureich­en. Auch mit der olympische­n Charta und dem Welt-Anti-DopingKode­x sei der Verband im Einklang – damit würde der Prozess langsam, aber stetig voranschre­iten. Für die Olympische­n Spiele in Tokyo 2020 sei es zwar zu spät, 2024 noch offen, aber 2028 soll es wahrschein­lich soweit sein, heißt es.

Dass allein diese Nachricht für Diskussion­en sorgt, liegt auch an dem Image, dass der immer noch häufig als Kneipenspo­rt titulierte­n Disziplin anhaftet. Auch die optisch meist nicht auf den ersten Blick wie Athleten anmutenden Profis bewirken ihr Übriges. Doch in Zeiten, in denen Skateboard­en, Golf und bald auch Sportklett­ern olympisch sind, ist eine nähere Auseinande­rsetzung unumgängli­ch. Der zweimalige Weltmeiste­r Gary „the Flying Scotsman“Anderson meinte kürzlich zur „Sportsmail“: „Ist Schießen ein Sport? Ich denke Darts ist es, weil wir im Millimeter­bereich arbeiten und du ein Ziel treffen musst, das acht Fuß (2,37 Meter) entfernt ist.“

Doch nicht nur Anderson, auch die übrigen Stars der Szene sind von der Olympia-Chance begeistert – allen voran Michael van Gerwen, der Dominator der letzten Jahre, der mit seinem auffällige­n Jubel, der Glatze und dem grünen Poloshirt genauso unverwechs­elbar daherkommt wie die anderen echten Typen der Szene. Allen voran Peter „Snakebite“Wright, der mit schriller Kleidung, einer gefärbten Irokesen-Frisur und einrasiert­er Schlange sicherlich einer der auffälligs­ten Olympionik­en wäre.

Und noch einen entscheide­nden Vorteil bringt Darts mit, der das IOC sicher nicht unwesentli­ch beeinfluss­en dürfte – der Sport boomt. Der Spartensen­der Sport1 feiert regelmäßig Rekordquot­en, wenn die schrillen Pfeilkünst­ler zu sehen sind. Und die Fangemeind­e, auch und gerade in Deutschlan­d wächst.

Allein die durch die Profession­al Darts Corporatio­n (PDC) im vergangene­n Dezember ausgetrage­ne Weltmeiste­rschaft brach wieder alle Rekorde: Allein in Deutschlan­d schalteten beim Finale zwischen van Gerwen und Anderson in der Spitze etwa zwei Millionen Menschen ein. Zehntausen­de waren live im Alexandra Palace in London vor Ort. Und so meinte auch Anderson zur „Sportsmail“: „Zeigt mir einen olympische­n Sport, bei dem es nur halb so laut wird wie bei uns im Ally Pally. Ich glaube nicht, dass ihr einen findet.“Und auch das dürfte in Zeiten der schwindend­en Aufmerksam­keit für die Olympia-Entscheide­r nicht unwichtig sein.

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FOTO: AFP Der Schotte Peter Wright würde bei Olympia auffallen.

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