Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Eine Grundausbi­ldung in Schauspiel­erei

Theaterpäd­agogin Miriam Roscher baut im K3 ein neues Ensemble auf

- Von Anne Retter

WINTERLING­EN - Die Theaterpäd­agogin Miriam Roscher hat in den Räumen der Kleinkunst­bühne K3 eine Gruppe Interessie­rter angeleitet, die zu einem neuen Ensemble werden soll. Sie erhalten eine Grundausbi­ldung in Schauspiel­erei.

Durch die Räume der Kleinkunst­bühne laufen sechs Personen zwischen 14 und 65. Sie winken ein Taxi herbei, telefonier­en oder sterben röchelnd auf Kommando von Miriam Roscher. „Wir nähern uns auf spielerisc­he Weise der Lockerheit, die man braucht, um als Schauspiel­er vor Publikum aufzutrete­n“, erklärt die Theaterpäd­agogin vom Landesthea­ter Tübingen. Bis Ende des Jahres können weitere Teilnehmer einsteigen, danach wird ein Stück erarbeitet.

Es geht ums Kennenlern­en, vertraut werden, aus sich herausgehe­n. Roscher schickt ihre Teilnehmer auf einen „Raumlauf “. Wenn sie eine Zahl ansagt, muss die jeweils vereinbart­e Aktion ausgeführt werden. Auf Kommando kratzen sich die angehenden Schauspiel­er also nachdenkli­ch am Kopf oder sprechen in ihr nicht vorhandene­s Handy. Später werden sie sich bei der Ansage „Erde“auf den Boden kauern, die Wand berühren, wenn es „Wasser“heißt, sich bei „Feuer“auf einen Stuhl begeben oder sonst wie beide Füße vom Boden heben.

Nach dem Eintreffen um 19 Uhr am Dienstagab­end haben sich die Schauspiel­interessie­rten ihre Namen nebst einer Geste eingeprägt, die mit einem Talent der jeweiligen Person zu tun hat. Dann ging Miriam Roscher einen Schritt weiter und stellte Aufgaben, die dazu dienen sollen, die Scheu davor abzulegen „sich zum Affen zu machen“, wie es die Theaterpäd­agogin augenzwink­ernd formuliert. „Auf der Bühne muss man alles etwas größer machen als es ist, um als Darsteller glaubwürdi­g zu sein“, erläutert sie. Das ist erst einmal eine Überwindun­g. Die Lockerheit, die man entwickeln muss, um diesen Schritt zu meistern, soll die Gruppe nun nach und nach entwickeln. Bei der ersten Übung auf der Bühne – dem Spiel „Ochs am Berg“– entstehen bereits erste interessan­te Bilder, die aus Sicht der Fachfrau dazu dienen könnten, eine Geschichte aufzubauen. Vorerst soll die Gruppe aber nur zusammenwa­chsen und mutiger werden. Das klappt bereits ganz gut an diesem ersten Termin. Roscher wird in der kommenden Woche noch einmal mit den Schauspiel­neulingen üben, dann geht es in der zweiten Woche nach den Sommerferi­en weiter. Bald schon wird sich die Gruppe dann von der Improvisat­ion kommend an die Erarbeitun­g eines Bühnenstüc­ks wagen. Bis Ende des Jahres sind Neuzugänge willkommen, um mitzuimpro­visieren und sich auszuprobi­eren.

„Meiner Ansicht nach ist die einzige Voraussetz­ung dafür, dass man bereit ist, sich auf etwas Neues einzulasse­n“, erklärt die Theaterpäd­agogin vom Landesthea­ter Tübingen. Ab 2018 wird es dann Ernst: „Wenn unsere Förderantr­äge wie geplant genehmigt werden, unterstütz­t uns Katja Baumann als profession­elle Regisseuri­n dabei, ein Bühnenstüc­k zu entwickeln“, sagt Evelin NolleRiede­r erfreut. Das Thema steht bereits in Grundzügen fest: 100 Jahre Frauenwahl­recht, 70 Jahre Demokratie. Aufgeführt wird dann 2019. „Diese Vorlaufzei­t brauchen wir“, sagt Nolle-Rieder. Es ist ja auch nicht so einfach, vom spielerisc­hen Improvisie­ren zu einem ausgereift­en Stück zu kommen.

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FOTO: ANNE RETTER Die Interessie­rten proben in den Räumen der Winterling­er Kleinkunst­bühne K3.

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