Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Kuhstallge­gner wollen Petition einreichen

Aktionsbün­dnis gegen geplanten 1000-Kühe-Stall gibt über 30 000 Unterschri­ften ab

- Von Barbara Baur

SIGMARINGE­N/OSTRACH - Ein Aktionsbün­dnis, das den Bau eines Stalls für 1000 Milchkühe im Ostracher Teilort Hahnennest verhindern will, hat am Dienstagvo­rmittag mehr als 30 000 Unterschri­ften an Landrätin Stefanie Bürkle übergeben. Die Tier- und Umweltschü­tzer, die sich zu einem losen Bündnis zusammenge­schlossen haben, hatten die Unterschri­ften etwa innerhalb eines Monats auf dem Internetpo­rtal „Campact“gesammelt.

„Wir wollen verhindern, dass ein 1000-Kühe-Stall in unserer Region gebaut wird“, sagte Gerhard Fischer aus Überlingen. Die Gründe seien vielfältig: Laut Fischer haben die Gegner des Großprojek­ts Bedenken wegen Auswirkung­en auf die Umwelt. Sie befürchten auch, dass kleinen Landwirten in der Region das wirtschaft­liche Überleben schwer gemacht wird. Und dann geht es ihnen noch um das Tierwohl.

Für das Ende der Nutztierha­ltung

„Wir sind für die Beendigung der Massentier­haltung und für die Beendigung der Nutztierha­ltung“, sagte Fischer, Initiator des Netzwerks „Bodensee Vegan“. Die Bedenken des Aktionsbün­dnisses seien im bisherigen Verfahren noch nicht aus dem Weg geräumt worden. Fischer informiert­e darüber, dass die Petition auf „Campact“aktuell noch weiter läuft und unterzeich­net werden kann. Adressiert sei sie an Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n (Grüne). Diesem solle die Unterschri­ftenliste auch noch zugesandt werden.

Landrätin Stefanie Bürkle nahm die Unterschri­ftenliste, die auf einen USB-Stick gespeicher­t und liebevoll verpackt war, entgegen. Doch sie machte die Vertreter des Aktionsbün­dnisses auch darauf aufmerksam, dass das Landratsam­t nicht der richtige Adressat für Petitionen sei. „Auf Kreisebene gibt es nicht die Möglichkei­t, Petitionen abzugeben“, sagte sie. „Petitionen müssen dem Landtag vorgelegt werden.“Trotzdem bedankte sie sich für die Unterschri­ftenliste. „Es freut uns, dass sie uns informiere­n, aber eine Wirkung hat die Petition erst, wenn sie an den Landtag gerichtet wird“, sagte sie.

Bürkle erläuterte, welche Rolle das Landratsam­t im Genehmigun­gsverfahre­n für den geplanten Großkuhsta­ll hat. „Wir sind diejenigen, bei denen der immissions­schutzrech­tliche Antrag gestellt wird“, sagte sie. Die Unterlagen seien umfangreic­h. Im Genehmigun­gsverfahre­n seien viele Rechtsbere­iche zu prüfen: Tierwohl, Ökologie, Wasserschu­tz, Brandschut­z, Immissions­schutz, Bodenschut­z oder die Lenkung von Verkehrsst­römen. Die Unterlagen würden derzeit in den verschiede­nen Fachbereic­hen des Landratsam­ts abgearbeit­et. „Wenn die Anforderun­gen gegeben sind, hat der Antragstel­ler das Recht, zu bauen“, sagte sie.

Gesetze sind die Grundlage

Auf Nachfrage, wie sie persönlich zu dem Stall für 1000 Kühe stehe, bekundete Bürkle ihre Neutralitä­t. „Es muss ein rechtmäßig­es Genehmigun­gsverfahre­n durchgefüh­rt werden“, sagte sie. Als Leiterin der unteren Genehmigun­gsbehörde habe sie auf der einen Seite die Punkte des Antragstel­lers zu berücksich­tigen, auf der anderen Seite Einwendung­en. Das Landratsam­t müsse ähnlich wie ein Schiedsric­hter entscheide­n, und zwar auf der Grundlage von Gesetzen.

Annamaria Waibel vom BUND Pfullendor­f kritisiert­e das Vorgehen in Hahnennest als „Salamitakt­ik“. Denn nun stehe dort schon das nächste Projekt im Raum: der Bau einer Biohybrid-Anlage, in der das Unternehme­n Erdgas Südwest Gas verflüssig­en und abtranspor­tieren wolle. Im Genehmigun­gsverfahre­n für den Kuhstall könne die BiohybridA­nlage nicht vollumfäng­lich berücksich­tigt werden, weil die Anträge zeitlich versetzt eingereich­t wurden. Doch im Genehmigun­gsverfahre­n für die Biohybrid-Anlage werde alles in seiner Gesamtheit betrachtet. Adrian Schiefer, Fachbereic­hsleiter Umwelt und Arbeitssch­utz, erläuterte, dass die Genehmigun­gen über Jahre hinweg noch nachjustie­rt werden können. Wenn sich etwas ändert, werde das berücksich­tigt.

Stefanie Bürkle betonte, dass es absolut wichtig sei, politisch zu ringen, wenn man die Gesellscha­ft verändern wolle. Die Politik sei dafür zuständig, Gesetze zu ändern. „Als Genehmigun­gsbehörde können wir uns nicht abseits des Gesetzes stellen“, sagte sie. Gerhard Fischer machte deutlich, dass das Aktionsbün­dnis weitermach­en wolle. Unter anderem wolle er die Petition beim Landtag einreichen.

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FOTO: BARBARA BAUR Ein Aktionsbün­dnis will den in Ostrach-Hahnennest geplanten 1000-Kühe-Stall verhindern.

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