Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Schüler sollen pünktlich und verlässlich ankommen
Landrätin und Bürgermeister vom Heuberg wollen Schreiben an Verkehrsminister Winfried Hermann verfassen
STETTEN AM KALTEN MARKT - Die Stettener Gemeinderäte haben in ihrer Sitzung am Montagabend über das Nahverkehrskonzept „Großer Heuberg“diskutiert. Der Leiter des Fachbereichs Kommunales und Nahverkehr am Landratsamt Sigmaringen, Max Stöhr, erläuterte das Beförderungskonzept. Im vergangenen Winter war es zu Problemen bei der Schülerbeförderung gekommen, da Züge vom Bahnhof Storzingen nach Sigmaringen teils große Verspätung hatten und die Schüler wartend in der Kälte standen. Der Kreis hatte übergangsweise bis zu den Pfingstferien zwei Zubringerbusse eingesetzt, um einen verlässlichen Transport zu gewährleisten. Die Kosten dafür belaufen sich auf rund 60 000 Euro.
Nach den Pfingstferien erfolgte der Schülerverkehr zwischen Storzingen und Sigmaringen wieder per Bahn. Vor allem aufgrund der Probleme im Winter, wünsche sich die Stettener Verwaltung eine Nachjustierung am Verkehrskonzept. Die Forderung der Gemeinde laute, dass die Schüler – wie auch immer – pünktlich und verlässlich zu ihren Schulstandorten innerhalb und außerhalb der Gemeinden auf dem Großen Heuberg kommen sollen.
Amtsleiter Stöhr berichtete, dass das Nahverkehrskonzept im Kreis vor einigen Jahren überarbeitet worden sei. Dabei sollten Busverbindungen, die parallel zum Bahnverkehr verlaufen, eingestellt und der Transport auf die Schiene verlagert werden – wie bei der Linie StorzingenSigmaringen. Die so freigewordenen Buskapazitäten wurden anderweitig eingesetzt. Vor dem neuen Verkehrskonzept habe es 7,5 Busfahrten zwischen Sigmaringen und Storzingen gegeben, jetzt seien es aufgrund der Verlagerung auf die Schiene drei. „Dafür gibt es aber jetzt fast 22 Fahrten von Storzingen nach Stetten, früher waren es 7,5.“Zwischen Stetten und Schwenningen seien es jetzt 15, früher 5,5 Fahrten. Innerhalb der Gemeinde Stetten habe das Konzept also zu einer Verbesserung geführt.
Die Sicherstellung der Schülerbeförderung zwischen Storzingen und Sigmaringen sei von hoher Bedeutung, sagte Stöhr. Es sei angedacht, dass Landrätin Stefanie Bürkle sowie die beiden Bürgermeister vom Heuberg, Roswitha Beck und Maik Lehn, einen Brief an Verkehrsminister Winfried Hermann schreiben, in dem sie die Wichtigkeit der verlässlichen Schülerbeförderung noch einmal mit Nachdruck unterstreichen: „Die Sicherheit muss wieder her.“Das Land soll dazu aufgefordert werden, auf eigene Kosten auf besagter Linie einen zweiten Zug einzusetzen – wie es ihn früher einmal gegeben hatte. Dieser Zug war damals als Absicherung im Einsatz, falls der Zug aus Richtung Tübingen/Ebingen Verspätung hatte – das Land hatte ihn aus Kostengründen gestrichen. Stöhr regte eine Bürgerbeteiligung zur Verbesserung des Verkehrskonzepts an. Auch die Einführung eines Rufbusses könne überlegt werden.
Das Land hat sich noch nicht an Buskosten beteiligt
Stöhr sagte, dass die Geschehnisse vom vergangenen Winter nicht zu entschuldigen seien – vor allem für ein Unternehmen wie die Deutsche Bahn. Die Lage habe sich aber gebessert: Nach Pfingsten verlaufe der dortige Schülertransport auf der Schiene relativ entspannt. Der Kreis habe vom Land allerdings noch keine Kostenbeteiligung an den 60 000 Euro für den Busersatzverkehr erhalten. Stöhr bemängelte, dass von der Sigmaringer Stadtverwaltung und den beiden Sigmaringer Gymnasien keiner auf den Kreis zugegangen sei und Unterstützung angeboten habe. Die Stadt Sigmaringen sei der Schulträger der Schulen, die ein Großteil der betroffenen Schüler aus Stetten besucht. Sigmaringen habe den Nutzen durch die Zubringerbusse gehabt. Nur ein Drittel der betroffenen Stettener Schüler besuchen eine Schule des Kreises, berichtete Stöhr.
Bürgermeister Maik Lehn sagte, dass das Nahverkehrskonzept unbestritten auch Vorteile habe. Jedoch sagte er, dass bei Zugproblemen die Eltern der 136 betroffenen Kinder bei der Stettener Verwaltung anklopfen und sich beschweren – und nicht beim Schulträger in Sigmaringen. „Das war für alle nervenaufreibend. Wir müssen schauen, wo nachjustiert werden muss.“
Gemeinderat Adrian Schiefer (Freie Wähler) zeigte sich über die Ausführungen Stöhrs enttäuscht: „Ich hätte mir Benutzungszahlen für die Busse gewünscht.“Er habe Sorgen, ob die Deutsche Bahn jemals einen zuverlässigen Transport gewährleisten könne. „Zahlen haben wir im Moment nicht“, sagte Stöhr. Das Busunternehmen Beck, das für den Busverkehr auf dem Heuberg zuständig sei, sei aber gerade dran, die wichtigsten Zahlen zu ermitteln.
Günther Töpfer (CDU) sagte, dass schon bei der Einführung des Konzepts Kritiker Skepsis geäußert hätten, ob die Beförderung mit der Bahn reibungslos klappe. „Die optimale Lösung wäre eine zentrale Buslinie Storzingen-Sigmaringen“, sagte Töpfer. Klaus-Dieter Halder (CDU) erinnerte daran, dass der Stettener Gemeinderat mehrheitlich dem Verkehrsplan zugestimmt habe – aber: „Bei Verspätungen sind wir der Prellbock und nicht die Schulen, bei denen die Schüler ankommen sollen.“Das Land sei fein raus, da es keinen Ansprechpartner vor Ort habe, bei dem sich die betroffenen Eltern beschweren können.
Beförderungszahlen sollen folgen
Das Gremium nahm Stöhrs Ausführungen zur Kenntnis. Es wurde einstimmig der Beschluss gefasst, dass sich der Kreis mit Nachdruck gegenüber der Deutschen Bahn sowie dem Land für eine pünktliche und verlässliche Schülerbeförderung vom und für den Großen Heuberg einsetzen solle. Zudem sollen Beförderungszahlen geliefert und eine Bürgerwerkstatt in Sachen Nahverkehr eingerichtet werden.