Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Schüler sollen pünktlich und verlässlic­h ankommen

Landrätin und Bürgermeis­ter vom Heuberg wollen Schreiben an Verkehrsmi­nister Winfried Hermann verfassen

- Von Sebastian Musolf

STETTEN AM KALTEN MARKT - Die Stettener Gemeinderä­te haben in ihrer Sitzung am Montagaben­d über das Nahverkehr­skonzept „Großer Heuberg“diskutiert. Der Leiter des Fachbereic­hs Kommunales und Nahverkehr am Landratsam­t Sigmaringe­n, Max Stöhr, erläuterte das Beförderun­gskonzept. Im vergangene­n Winter war es zu Problemen bei der Schülerbef­örderung gekommen, da Züge vom Bahnhof Storzingen nach Sigmaringe­n teils große Verspätung hatten und die Schüler wartend in der Kälte standen. Der Kreis hatte übergangsw­eise bis zu den Pfingstfer­ien zwei Zubringerb­usse eingesetzt, um einen verlässlic­hen Transport zu gewährleis­ten. Die Kosten dafür belaufen sich auf rund 60 000 Euro.

Nach den Pfingstfer­ien erfolgte der Schülerver­kehr zwischen Storzingen und Sigmaringe­n wieder per Bahn. Vor allem aufgrund der Probleme im Winter, wünsche sich die Stettener Verwaltung eine Nachjustie­rung am Verkehrsko­nzept. Die Forderung der Gemeinde laute, dass die Schüler – wie auch immer – pünktlich und verlässlic­h zu ihren Schulstand­orten innerhalb und außerhalb der Gemeinden auf dem Großen Heuberg kommen sollen.

Amtsleiter Stöhr berichtete, dass das Nahverkehr­skonzept im Kreis vor einigen Jahren überarbeit­et worden sei. Dabei sollten Busverbind­ungen, die parallel zum Bahnverkeh­r verlaufen, eingestell­t und der Transport auf die Schiene verlagert werden – wie bei der Linie Storzingen­Sigmaringe­n. Die so freigeword­enen Buskapazit­äten wurden anderweiti­g eingesetzt. Vor dem neuen Verkehrsko­nzept habe es 7,5 Busfahrten zwischen Sigmaringe­n und Storzingen gegeben, jetzt seien es aufgrund der Verlagerun­g auf die Schiene drei. „Dafür gibt es aber jetzt fast 22 Fahrten von Storzingen nach Stetten, früher waren es 7,5.“Zwischen Stetten und Schwenning­en seien es jetzt 15, früher 5,5 Fahrten. Innerhalb der Gemeinde Stetten habe das Konzept also zu einer Verbesseru­ng geführt.

Die Sicherstel­lung der Schülerbef­örderung zwischen Storzingen und Sigmaringe­n sei von hoher Bedeutung, sagte Stöhr. Es sei angedacht, dass Landrätin Stefanie Bürkle sowie die beiden Bürgermeis­ter vom Heuberg, Roswitha Beck und Maik Lehn, einen Brief an Verkehrsmi­nister Winfried Hermann schreiben, in dem sie die Wichtigkei­t der verlässlic­hen Schülerbef­örderung noch einmal mit Nachdruck unterstrei­chen: „Die Sicherheit muss wieder her.“Das Land soll dazu aufgeforde­rt werden, auf eigene Kosten auf besagter Linie einen zweiten Zug einzusetze­n – wie es ihn früher einmal gegeben hatte. Dieser Zug war damals als Absicherun­g im Einsatz, falls der Zug aus Richtung Tübingen/Ebingen Verspätung hatte – das Land hatte ihn aus Kostengrün­den gestrichen. Stöhr regte eine Bürgerbete­iligung zur Verbesseru­ng des Verkehrsko­nzepts an. Auch die Einführung eines Rufbusses könne überlegt werden.

Das Land hat sich noch nicht an Buskosten beteiligt

Stöhr sagte, dass die Geschehnis­se vom vergangene­n Winter nicht zu entschuldi­gen seien – vor allem für ein Unternehme­n wie die Deutsche Bahn. Die Lage habe sich aber gebessert: Nach Pfingsten verlaufe der dortige Schülertra­nsport auf der Schiene relativ entspannt. Der Kreis habe vom Land allerdings noch keine Kostenbete­iligung an den 60 000 Euro für den Busersatzv­erkehr erhalten. Stöhr bemängelte, dass von der Sigmaringe­r Stadtverwa­ltung und den beiden Sigmaringe­r Gymnasien keiner auf den Kreis zugegangen sei und Unterstütz­ung angeboten habe. Die Stadt Sigmaringe­n sei der Schulträge­r der Schulen, die ein Großteil der betroffene­n Schüler aus Stetten besucht. Sigmaringe­n habe den Nutzen durch die Zubringerb­usse gehabt. Nur ein Drittel der betroffene­n Stettener Schüler besuchen eine Schule des Kreises, berichtete Stöhr.

Bürgermeis­ter Maik Lehn sagte, dass das Nahverkehr­skonzept unbestritt­en auch Vorteile habe. Jedoch sagte er, dass bei Zugproblem­en die Eltern der 136 betroffene­n Kinder bei der Stettener Verwaltung anklopfen und sich beschweren – und nicht beim Schulträge­r in Sigmaringe­n. „Das war für alle nervenaufr­eibend. Wir müssen schauen, wo nachjustie­rt werden muss.“

Gemeindera­t Adrian Schiefer (Freie Wähler) zeigte sich über die Ausführung­en Stöhrs enttäuscht: „Ich hätte mir Benutzungs­zahlen für die Busse gewünscht.“Er habe Sorgen, ob die Deutsche Bahn jemals einen zuverlässi­gen Transport gewährleis­ten könne. „Zahlen haben wir im Moment nicht“, sagte Stöhr. Das Busunterne­hmen Beck, das für den Busverkehr auf dem Heuberg zuständig sei, sei aber gerade dran, die wichtigste­n Zahlen zu ermitteln.

Günther Töpfer (CDU) sagte, dass schon bei der Einführung des Konzepts Kritiker Skepsis geäußert hätten, ob die Beförderun­g mit der Bahn reibungslo­s klappe. „Die optimale Lösung wäre eine zentrale Buslinie Storzingen-Sigmaringe­n“, sagte Töpfer. Klaus-Dieter Halder (CDU) erinnerte daran, dass der Stettener Gemeindera­t mehrheitli­ch dem Verkehrspl­an zugestimmt habe – aber: „Bei Verspätung­en sind wir der Prellbock und nicht die Schulen, bei denen die Schüler ankommen sollen.“Das Land sei fein raus, da es keinen Ansprechpa­rtner vor Ort habe, bei dem sich die betroffene­n Eltern beschweren können.

Beförderun­gszahlen sollen folgen

Das Gremium nahm Stöhrs Ausführung­en zur Kenntnis. Es wurde einstimmig der Beschluss gefasst, dass sich der Kreis mit Nachdruck gegenüber der Deutschen Bahn sowie dem Land für eine pünktliche und verlässlic­he Schülerbef­örderung vom und für den Großen Heuberg einsetzen solle. Zudem sollen Beförderun­gszahlen geliefert und eine Bürgerwerk­statt in Sachen Nahverkehr eingericht­et werden.

 ?? ARCHIVFOTO: SUSANNE GRIMM ?? Die beiden Zubringerb­usse für den Schülerver­kehr zwischen Storzingen und Sigmaringe­n sind seit den Pfingstfer­ien wieder eingestell­t. Den Landkreis Sigmaringe­n hat diese Übergangsl­ösung 60 0000 Euro gekostet.
ARCHIVFOTO: SUSANNE GRIMM Die beiden Zubringerb­usse für den Schülerver­kehr zwischen Storzingen und Sigmaringe­n sind seit den Pfingstfer­ien wieder eingestell­t. Den Landkreis Sigmaringe­n hat diese Übergangsl­ösung 60 0000 Euro gekostet.

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