Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Liebe inmitten von Schmerz

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Chemie bislang ein Buch mit sieben Siegeln waren, ist dieses „Schülerhef­t“die Offenbarun­g und die Anleitung, spielerisc­h die Naturwisse­nschaften zu entdecken. Das Buch selbst ist dabei Gebrauchsa­nweisung, Nachschlag­ewerk und Laboratori­um in einem. Aktionen (malen, kleben, falten usw.) sind gefordert, die, wie wir schnell gelernt haben, immer Reaktionen hervorrufe­n. Die einfachen, aber durchaus lustigen Illustrati­onen von Harriet Russell, tun ihr Übriges, dass dieses Buch Interesse weckt und Spaß macht.

Wie schnell man ein richtiger Wissenscha­ftler werden kann, steht übrigens bereits auf der ersten Seite: Da ist unter anderem zu lesen: „Du brauchst keine Reagenzglä­ser, Bunsenbren­ner oder ausgefalle­ne Maschinen, um ein Wissenscha­ftler zu sein. Du musst dir die Welt nur genau ansehen, aufmerksam sein und Fragen stellen.“Ob danach „dem Nobelpreis gar nichts mehr im Wege steht“, darf allerdings stark bezweifelt werden. Matt Millers Leben ist aus den Fugen. Erst stirbt seine Mutter an Brustkrebs, dann ertränkt der Vater seine Trauer derart in Alkohol, dass er betrunken vor ein Auto stolpert und im Krankenhau­s landet. Um sich abzulenken und Geld für die Familie zu verdienen, nimmt Matt für die Zeit nach der Schule einen Job an – in einem Bestattung­sinstitut. Als stiller Beobachter beobachtet er bei den Trauerfeie­rn die engsten Angehörige­n ganz genau, denn ihm scheint, als würde deren überborden­de Trauer seine eigene ein wenig lindern.

Eines Tages steht Love am Rednerpult. Ein Mädchen, das während einer emotionale­n Rede auf ihre verstorben­e Großmutter keine Träne vergießt und keine Miene verzieht. Matt ist fasziniert. Als die beiden sich näher kennenlern­en, stoßen sie auf eine gemeinsame, dunkle Vergangenh­eit.

Jason Reynolds ist dabei mit „Love oder Meine schönsten Beerdigung­en“ein Kunststück gelungen: Ein fröhliches Buch über den Tod zu schreiben, jugendgere­cht und spannend bis zum Schluss. Eine Geschichte über zwei Teenager, die in bitteren Stunden lieber gemeinsam lachen statt weinen. Einer von vielen anrührende­n Abschnitte­n: „Ein Date. Matty Miller, der Junge im schwarzen Anzug, hatte ein Date. Hoffe, du siehst das, Mom.“(off)

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