Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Das nervige Genie
Geoffrey Rush brilliert als Giacometti in „Final Portrait“
BERLIN (dpa) - Seine spindeldürren Gestalten haben ihn berühmt gemacht: Alberto Giacometti (1901 – 1966. In dem Künstlerdrama „Final Portrait“spielt Oscarpreisträger Geoffrey Rush den getriebenen und rastlosen Schweizer Künstler.
Es ist das Jahr 1964. Der junge Schriftsteller James Lord ist für einen Besuch aus den USA in Paris. Als ihn Giacometti bittet, für ihn Modell zu sitzen, sagt er geschmeichelt zu. Mehr als ein paar Stunden wird es wohl nicht dauern. Doch aus Stunden werden Tage und aus Tagen Wochen. Denn „Final Portrait“zeigt Giacometti als unbändiges Genie und Perfektionisten, der sich alle Freiheiten nimmt: Mal geht er mit James lieber Mittagessen, mal vergnügt er sich lieber mit seiner Geliebten. Und wenn er doch malt, ringt er um jede Nuance – nur um dann alles wieder zu verwerfen.
Regisseur Stanley Tucci, selbst Schauspieler, macht nicht den Fehler, ein ganzes Leben in zwei Filmstunden erzählen zu wollen. Tatsächlich genügt eben diese eine Episode rund um das eine Porträt, um zu erahnen, wer dieser Mann war.
Getragen wird der Film, der auf den Aufzeichnungen des „echten“James Lord basiert, von Geoffrey Rush. Sein Giacometti ist ein exzentrischer Künstler, ständig in Bewegung. Ein paar Momente lang arbeitet er an einer seiner Skulpturen und knetet fast wahllos auf dem Ton der staksigen Figuren herum, dann drückt er Farbe auf seine Farbpalette und wirbelt mit Pinseln über die Leinwand. Meist murmelt vor sich hin, bis es dann aus ihm herausplatzt: „Scheiße!“Bei all dieser Energie bleibt der Jungstar Armie Hammer („Lone Ranger“) als Schriftsteller James Lord etwas blass; mit einer solchen Präsenz von Rush kann er schlichtweg nicht mithalten.