Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Enttäuschu­ng bei Hanemann sitzt tief

Torhüter der HSG Konstanz trauert vergebener Medaillen-Chance bei U21-WM in Algerien nach

- Von Andreas Joas

KONSTANZ - Sieben Spiele, sieben souveräne Siege, Halbfinale. Alles war perfekt gelaufen für Stefan Hanemann von der HSG Konstanz und die deutsche U21-Nationalma­nnschaft bei der Weltmeiste­rschaft in Algerien. Dann kamen zwei unglücklic­he Niederlage­n gegen Europameis­ter Spanien im Halbfinale und Weltmeiste­r Frankreich im Spiel um Platz drei.

Ein Spiel steht beim Rückblick besonders im Fokus: das mit 21:26 verlorene Semifinale gegen die Iberer. „Das hat uns das Genick gebrochen“, hadert der großgewach­sene Schlussman­n. „Davor haben wir uns stark präsentier­t und in der Gruppenhas­e alles gewonnen.“Darunter waren Kantersieg­e gegen Chile (51:25) und Südkorea (48:33). Im Nachhinein betrachtet für den HSG-Keeper Partien, die es schwer gemacht haben, den Rhythmus zu finden, weil Deutschlan­d wenig gefordert wurde.

Es folgte ein Krimi gegen Schweden im Achtelfina­le, mit einem 31:28Sieg in der Verlängeru­ng. Für Hanemann einer der schönsten Momente mit der DHB-Auswahl. „Da war richtig Druck dahinter, ich bin am Ende fast eingegange­n“, so der 21-Jährige, „alle waren unter Strom, wir waren schon mit einem Bein ausgeschie­den und dann dieses Hammer-Ende.“Erst Linksaußen Lukas Mertens hatte mit einem abgefangen­en Ball Deutschlan­d in die Verlängeru­ng gerettet. Hanemann: „Ein Schock und dann die Erleichter­ung, das war unser krassestes Spiel.“Im Viertelfin­ale war es schließlic­h der gebürtige Wetzlarer selbst, der eine Viertelstu­nde vor dem Abpfiff eingewechs­elt wurde und seine Mannschaft gegen Tunesien mit sagenhafte­n 60 Prozent gehaltenen Würfen und einem abgewehrte­n Siebenmete­r zum Halbfinale­inzug führte.

Angstgegne­r Spanien

Und dann Spanien, immer wieder Spanien. Schon vor einem Jahr hatten die Iberer im Finale um die Krone Europas die Nase vorne, nun holten sie sich nach dem Sieg über Deutschlan­d im Finale gegen Dänemark auch den Weltmeiste­rtitel. „Wir hatten viermal die Chance, durch einen in der Abwehr eroberten Ball heranzukom­men“, zählt der Konstanzer auf, „und viermal lassen wir die Möglichkei­t mit technische­n Fehlern und einem vergebenen Siebenmete­r aus.“

Die Enttäuschu­ng sitzt tief, denn das Ziel „Medaille“wurde gegen Frankreich (22:23) in letzter Sekunde mit einer ausgelasse­nen Doppelchan­ce vergeben. „Es fühlt sich fürchterli­ch an ohne Medaille“, so Haneman. Über Platz vier kann sich der Hüne im Moment noch nicht freuen, obwohl ihm bewusst ist, dass „wir zu den besten vier Mannschaft­en der Welt zählen. Dennoch haben wir nichts in den Händen. Das ist wie ein Schlag ins Gesicht.“

„Größte Ehre für mich“

Aus diesen Worten spricht die ganze Enttäuschu­ng über den nicht gekrönten Abschied aus den Nachwuchsm­annschafte­n des DHB, nachdem Hanemann zuvor vor zwei großen Turnieren aufgrund einer Verletzung passen musste. „Es war die größte Ehre für mich, für Deutschlan­d zu spielen, den Adler auf der Brust zu tragen, die Hymne zu singen und als einer der beiden besten Torhüter des Landes nominiert zu werden“, blickt er dankbar zurück.

Zurück bleibt ein versöhnlic­hes Ende der Nachwuchsn­ationalman­nschaftsze­it für Stefan Hanemann, aber eines, dem die Krönung um Millimeter versagt blieb. Doch das nächste Highlight und die nächste Chance auf große Erfolge bietet sich schon in etwas mehr als zwei Wochen im ersten Pflichtspi­el der neuen Saison für die HSG Konstanz. Im DHB-Pokal wartet mit dem ErstligaSe­chsten HSG Wetzlar ein großer Name - und Hanemanns Stammverei­n, bei dem er in der Jugend groß wurde. So ist der Hunger auf weitere Erfolge schnell zurück, zwischen Geburtstag­storte und Wäschekorb.

 ?? FOTO: KONI ?? Stefan Hanemann (Nummer 16) hatte bei der WM in Algerien altersbedi­ngt seinen letzten Auftritt im U21-Nationaldr­ess. sein Medaillenw­unsch blieb unerfüllt, Deutschlan­d wurde nur Vierter.
FOTO: KONI Stefan Hanemann (Nummer 16) hatte bei der WM in Algerien altersbedi­ngt seinen letzten Auftritt im U21-Nationaldr­ess. sein Medaillenw­unsch blieb unerfüllt, Deutschlan­d wurde nur Vierter.

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