Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Skandal um belastete Eier weitet sich aus

Discounter nehmen Ware aus den Regalen – Minister schließt „Gefährdung praktisch aus“

- Von Tobias Schmidt und unseren Agenturen

BERLIN/STUTTGART - Der Skandal um Eier, die mit dem Insektizid Fipronil belastet sind, hat sich am Freitag ausgeweite­t. Möglicherw­eise wurden mehr als zehn Millionen belastete Eier aus den Niederland­en in deutschen Supermärkt­en verkauft. Der Discounter Aldi nahm deutschlan­dweit alle Eier aus dem Verkauf, andere Supermarkt­ketten reagierten zurückhalt­ender. Auch Bundesland­wirtschaft­sminister Christian Schmidt (CSU) schloss am Freitag im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“eine „gesundheit­liche Gefährdung praktisch aus“. Schmidt weiter: „Trotzdem ist es, solange der Sachverhal­t nicht vollumfäng­lich aufgeklärt ist, zu früh, um eine Entwarnung zu geben.“

Der Politiker riet Verbrauche­rn zur Besonnenhe­it. Zu den teilweise drastische­n Maßnahmen der Supermärkt­e erklärte er: „Der Handel hat genauso wie die Hersteller dafür Sorge zu tragen, dass die verkauften Produkte verkehrsfä­hig und gesundheit­lich unbedenkli­ch sind. Unbelastet­e Eier können jedoch verkauft und verzehrt werden.“Der Deutsche Bauernverb­and (DBV) bezeichnet­e die Reaktion von Aldi als „überzogen“und „nicht angemessen“.

Der Discounter hatte als „reine Vorsichtsm­aßnahme“sämtliche Eier aus den Regalen genommen. Bereits seit Anfang der Woche beziehe man keine Eier aus gesperrten niederländ­ischen Betrieben mehr. In den vergangene­n Tagen seien zudem in einzelnen Regionen Bio-, Bodenhaltu­ngsund Freilandei­er mit geringen Fipronil-Gehalten vorsorglic­h aus dem Verkauf genommen worden. Kunden, die Eier bei Aldi gekauft haben, könnten diese ohne Vorlage des Kassenbons überall zurückgebe­n, der Verkaufspr­eis wird erstattet.

Der Lebensmitt­elhändler Edeka sieht für einen derartigen Schritt bislang keinen Grund. Die Eier seiner Eigenmarke­n stammten ausschließ­lich aus Deutschlan­d, bislang lägen keine Nachweise von Fipronil vor. Die Supermarkt­kette Rewe, die bereits am Mittwochab­end aus den Niederland­en stammende Eier aus allen Rewe- und Penny-Märkten genommen hatte, sah zunächst auch „keine Veranlassu­ng, sämtliche Eier aus dem Verkauf zu nehmen“. Das Unternehme­n werde aber gegebenenf­alls reagieren. Lidl betonte, „ausschließ­lich“Eier von Lieferante­n anzunehmen, die nachweisli­ch negativ auf Fipronil beprobt seien.

In Stuttgart teilte Agrarminis­ter Peter Hauk (CDU) mit, dass auch bei im Südwesten aufgetauch­ten Eiern aus den Niederland­en Fipronil festgestel­lt worden sei: in drei von fünf Proben. Die Proben stammten aber aus der Zeit vor Bekanntwer­den des Skandals. Belastete Eier aus dem Nachbarlan­d seien aber nicht mehr im Handel erhältlich. Bei Eiern aus dem Südwesten sei der Stoff bislang nicht nachgewies­en worden. Dazu sagte Hauk: „Wir hoffen, dass sich dies bei den weiteren Proben so fortsetzt.“LEITARTIKE­L, PANORAMA

Newspapers in German

Newspapers from Germany