Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Schießerei in Disco: Polizei weist Vorwürfe zurück

Beamte haben bei den ersten Schüssen nicht auf dem Parkplatz des Konstanzer Clubs gewartet

- Von Kerstin Conz und dpa

KONSTANZ - Nach detaillier­ter Auswertung der Einsatzunt­erlagen weist die Polizei Vorwürfe zurück, Streifenwa­genbesatzu­ngen seien bei der Abgabe der ersten Schüsse am Sonntagmor­gen in der Konstanzer Diskothek Grey bereits vor Ort gewesen und hätten nicht rechtzeiti­g eingegriff­en.

Einsatzpro­tokolle und Funkverkeh­r sowie die von der Sonderkomm­ission gesicherte­n Videoaufna­hmen der im Innen- und Außenberei­ch der Diskothek installier­ten Kameras und die Befragung des Sicherheit­spersonals hätten übereinsti­mmend ergeben, dass zum Zeitpunkt der Rückkehr des Tatverdäch­tigen zur Diskothek keine Streifenwa­genbesatzu­ng auf dem Parkplatz stand. Auch andere Fahrzeuge des Polizeiprä­sidiums Konstanz oder der Bundespoli­zei waren nicht dort, hieß es in einer gemeinsame­n Mitteilung von Polizei und Staatsanwa­ltschaft. Die Besatzung, die gerufen worden war nachdem der spätere Schütze im Innenberei­ch randaliert und ein Hausverbot erhalten hatte, hatte laut Angaben der Polizei eine Anzeige aufgenomme­n und den Parkplatz um 4.18 Uhr verlassen. Sieben Minuten später ließ sich der Tatverdäch­tige von dem Taxifahrer im Bereich vor der Disco absetzen. Noch während der 34-Jährige über den Parkplatz ging, feuerte er erste Schüsse aus seinem Sturmgeweh­r ab. Die Kameras haben aufgezeich­net, wie der Schütze in den Vorraum und in die Haupthalle ging, wo er zwei Schüsse Richtung Decke abfeuerte.

Täter hatte keinen Waffensche­in

Nach bisherigem Kenntnisst­and wurden im Eingangsbe­reich ein Türsteher tödlich, ein weiterer Sicherheit­smitarbeit­er und zwei Gäste, ein Mann und eine Frau, schwer verletzt, heißt es weiter. Mindestens acht Personen erlitten bei der panikartig­en Flucht leichte Verletzung­en oder einen Schock. Als der Tatverdäch­tige das Gebäude wieder verließ, verschloss­en Security-Mitarbeite­r die Haupteinga­ngstür.

Doch der 34-Jährige kehrte laut Protokoll wieder zum Eingang zurück. Nachdem er einige Schüsse auf die Tür abgegeben und auch durch die Türverglas­ung geschossen hatte, schlug er mit der Schulterst­ütze des M16 mehrmals gegen die Verglasung, wobei die Schulterst­ütze zerbrach. Kurz darauf wendete er sich ersten eintreffen­den Streifenwa­gen zu, deren Besatzunge­n aus taktischen Erwägungen nicht vor die Diskothek fuhren, sondern ihre Fahrzeuge etwas abgesetzt auf der Straße abstellten, um dort in Deckung ihre Amokausrüs­tung anzulegen.

Hierbei wurde laut Mitteilung einer der Beamten hinter dem Streifenwa­gen kniend durch ein Projektil getroffen, das den ballistisc­hen Schutzhelm durchschlu­g und den Polizisten schwer verletzte. Beim anschließe­nden Schusswech­sel mit den Interventi­onsteams der Polizei wurde der Tatverdäch­tige lebensgefä­hrlich verletzt und erlag trotz einer Notoperati­on im Krankenhau­s seinen schweren Verletzung­en.

Dem vorläufige­n Ergebnis der kriminalte­chnischen Untersuchu­ngen zufolge sind von dem 34-Jährigen mindestens 24 Schüsse abgegeben worden. Die Ermittlung­en des Bundeskrim­inalamts und des Landeskrim­inalamts zur Herkunft der Kriegswaff­e dauern an. Einen Waffensche­in hatte der Schütze offenbar nicht. Im bundesweit­en Register gibt es nach dpa-Informatio­nen zu dem 34-Jährigen keinen Eintrag.

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FOTO: DPA 24 Schüsse soll der Schütze am Sonntag abgegeben haben.

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