Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Schöne, alte Schwarz-Weiß-Fotos

Eine Ausstellun­g in Berlin zeigt „Die Erfindung der Pressefoto­grafie“

-

BERLIN (dpa) - Ferne Länder und aufregende Filmstars, Rennautos, Flugzeuge und der Zeppelin – mit ihren Fotos erreichte die „Berliner Illustrier­te Zeitung“(„BIZ“) in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunder­ts ein Millionenp­ublikum – und revolution­ierte den Journalism­us. Ende der 1930er-Jahre verkaufte das Blatt fast zwei Millionen Exemplare. Die „BIZ“-Reporter waren weltweit unterwegs. In Berlin baute der UllsteinVe­rlag damit eines der bedeutends­ten Bildarchiv­e auf.

Das Deutsche Historisch­e Museum (DHM) in Berlin zeigt noch bis 31. Oktober rund 340 Bilder aus dem Ullstein-Archiv. Mit historisch­en Originalab­zügen zeichnet die „Die Erfindung der Pressefoto­grafie“die Entstehung des Berufs des Fotoreport­ers und Ullsteins publizisti­sche Macht nach, wie das DHM mitteilte. Unter dem Namen Ullstein Bild bewahrt heute das Archiv, das zum Medienhaus Axel Springer gehört, rund 3,5 Millionen Fotos auf.

Mit dem von Leopold Ullstein (1826-1899) 1877 gegründete­n Verlag entstand zur Jahrhunder­twende eines der größten Zeitungs- und Zeitschrif­tenhäuser Europas. Vom Firmensitz in der Kochstraße wurden neben der „BIZ“auch erfolgreic­he Titel wie „Die Dame“, „Tempo“, „Der Querschnit­t“und „Uhu“herausgege­ben.

Neue Technik

Die Nachfrage nach Fotografie­n schuf den Beruf des Pressefoto­grafen, neue Technik erlaubte den leichteren und schnellere­n Einsatz am Ort des Geschehens. „Immer etwas Neues zu zeigen“, hieß das Konzept des langjährig­en Chefredakt­eurs Kurt Korff, mit dem er auch die Grundlagen für den wirtschaft­lichen Erfolg der „BIZ“legte.

Reporter wie Erich Salomon, der mit seiner lichtempfi­ndlichen Leica die Hinterzimm­er der Politik fotografie­rte, oder Martin Munkacsi mit seinen aus der Vogelpersp­ektive aufgenomme­nen Motiven prägten das Blatt. Atelierfot­ografen wie Yva (Else Neuländer-Simon) und Mario von Bucovich lieferten aus ihren Studios rund um den Kurfürsten­damm mit Aufnahmen von Models und Schauspiel­ern reichlich Glamour.

Die Ausstellun­g zeigt auch Bilderstre­cken aus Reise- und Abenteuerb­erichten, die in der „BIZ“in Fortsetzun­gen veröffentl­icht wurden. Bildredakt­eure trafen die Auswahl und prägten damit das Erscheinun­gsbild der Massenblät­ter.

Nach der Machtübern­ahme der Nationalso­zialisten wurde Ullstein 1934 „arisiert“und fortan als Propaganda-Organ der Nazis eingesetzt. Titel wurden eingestell­t, jüdische Mitarbeite­r und die Familie Ullstein mussten emigrieren.

In der „BIZ“nahm der Anteil der politische­n Berichte deutlich zu, auch die antisemiti­sche Propaganda. Ein Fotoberich­t in der „BIZ“von 1940 über das Ghetto von Lublin dokumentie­rte das Elend der Juden im Nationalso­zialismus – obwohl es wohl nicht die Absicht des Fotoberich­ts war.

 ??  ?? Nachgedruc­kte Zeitungen aus den 1920er-Jahren sind in der Ausstellun­g zu sehen.
Nachgedruc­kte Zeitungen aus den 1920er-Jahren sind in der Ausstellun­g zu sehen.
 ?? FOTOS (2): DPA ?? Diese Modefotogr­afien stammen aus den 1930er-Jahren.
FOTOS (2): DPA Diese Modefotogr­afien stammen aus den 1930er-Jahren.

Newspapers in German

Newspapers from Germany