Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

„Bei empfindlic­hen Kindern sollte man aufpassen“

Verbrauche­rschützer Bernhard Burdick empfiehlt, belastete Eier zurück zum Supermarkt zu bringen

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BERLIN - Bringen Sie belastete Eier zurück zum Supermarkt, rät Verbrauche­rschützer Bernhard Burdick. Im Interview mit Hanna Gersmann erklärt er, wie gefährlich Fipronil ist, das in Eiern aufgetauch­t ist.

Sollten die Deutschen am Wochenende auf das Frühstücks­ei verzichten?

Wenn man ganz vorsichtig sein will, dann ja. Vor allem bei empfindlic­hen Kindern sollte man aufpassen. Eine akute Gesundheit­sgefahr geht von dem Gift, das jetzt in Eiern aufgetauch­t ist, nach derzeitige­m Wissen aber nicht für den Menschen aus.

Wie wirkt das Gift?

Fipronil soll Läuse, Milben, Flöhe, Zecken töten. Kommen sie damit in Berührung, gelangt es in ihr zentrales Nervensyst­em, dann fangen sie an zu zappeln, das ist der Beginn ihres Todeskampf­es. Katzen, Hunde, andere Haustiere dürfen damit behandelt werden. In Hühnerstäl­len hat es aber nichts zu suchen, dort wo Nutztiere gehalten und Lebensmitt­el hergestell­t werden, ist es verboten.

Wo liegt der Fehler?

Nicht bei den Landwirten. Damit ihre Ställe desinfizie­rt werden, beauftrage­n sie aber häufig große Firmen, die dann mit ihren Gerätschaf­ten anrücken und die Reinigungs­mittel in den Ställen versprühen. Eines dieser Unternehme­n aus Belgien steht nun unter Verdacht, illegal Fipronil in ein herkömmlic­hes Reinigungs­mittel gemischt und dies dann als besonders wirkungsvo­ll angepriese­n zu haben. Über Haut und Gefieder nehmen Hennen das Gift auf. So taucht es dann in den Eiern auf.

Wie groß ist die Menge an Gift?

Die Dosen, die bisher in den in Deutschlan­d verkauften Eiern gemessen wurden, sind sehr gering. Das heißt: Ein 65 Kilogramm schwerer Erwachsene­r könnte bei den Be- lastungen, die in Deutschlan­d in Eiern nachgewies­en wurden, sieben der Eier an einem Tag essen, ohne Gefahr für seine Gesundheit. Ein Kind, das rund 16 Kilogramm wiegt, dürfte 1,7 Eier zu sich nehmen. Allerdings empfehlen wir ohnehin, maximal drei Eier in der Woche zu essen.

Woran erkennt man, ob die Eier im Kühlschran­k belastet sind?

An den Eiercodes, den Ziffern und Buchstaben, die auf jedes Ei gedruckt werden. Das Bundesamt für Verbrauche­rschutz listet die Codes der betroffene­n Chargen unter lebensmitt­elwarnung.de. Auch bei uns finden Sie unter www.verbrauche­rzentrale.nrw/de eine Übersicht. Es kommen laufend neue Codes hinzu, der Eierskanda­l wird wie jeder andere Lebensmitt­elskandal, der durch einen Zufallsfun­d zutage tritt, von Stunde zu Stunde größer. Übrigens sind auch Bioeier nicht automatisc­h ausgenomme­n.

Wie wird man belastete Eier los?

Sie bringen sie zurück in den Supermarkt, wo sie sie auch gekauft haben. Sie brauchen dafür eigentlich keinen Kassenzett­el. Wir gehen davon aus, dass sich die meisten Händler kulant zeigen. Sie bekommen dann das Geld zurück oder Ersatz. Nur könnte es mit dem Ersatz bei den Supermärkt­en und Discounter­n schwierig werden. Aldi zum Beispiel hat sämtliche Eier aus dem Sortiment genommen.

Sind wir sicher, wenn wir unsere Eier am Wochenende auf dem Markt oder beim Bauern nebenan kaufen?

Ganz sicher sind Sie nur, wenn Sie keine Eier kaufen, auch keine Eiernudeln. Denn noch ist nicht klar, ob belastete Eier auch in der weiteren Lebensmitt­elverarbei­tung gelandet sind. Aber wenn Sie wissen, dass die Eier von Bauern kommen, die keine profession­ellen Desinfekti­onsunterne­hmen engagieren, müssen Sie sich keine Sorgen machen.

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FOTO: DPA Cholesteri­n: In Onstwedde werden im Auftrag der niederländ­ischen Lebensmitt­elkontroll­behörde NVWA Eier entsorgt.

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