Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Kann die Plattform halten, was sie verspricht?
Als ich vor fünfeinhalb Jahren nach Sigmaringen gezogen bin, hätte ich mir ein Portal wie blubbr.de gewünscht: Es will nach und nach einen Überblick über alles geben, was der Landkreis zu bieten hat. Endlich! Warum ist da nicht viel früher jemand drauf gekommen? Vieles, was von Einheimischen als bekannt vorausgesetzt wird, ist es eben nicht. Das Strandbad in Krauchenwies habe ich erst im vierten Sommer für mich entdeckt – schlicht und einfach, weil niemand mir davon erzählt hat. Umgekehrt habe ich hier geborene Freundinnen aus Sigmaringen mit ihren Kindern zum Wasserspielplatz im Pfullendorfer Seeparkt geschickt – sie waren begeistert und hatten vorher noch nie davon gehört. Zu behaupten, wer hier lebt, kennt auch alles, ist also Unsinn. Mag schon sein, dass manches auf blubbr.de ein bisschen werblich daherkommt. Das ist aber auf allen Bewertungsportalen so – schließlich kann der Cafébesitzer auf einer offenen Plattform auch über sich selbst schreiben und macht das auch, wenn er halbwegs geschäftstüchtig ist. Doch bei blubbr.de kann jeder Beitrag ergänzt, es darf widersprochen und kommuniziert werden. Je mehr Leute also über ein Café und die unzähligen anderen großen und kleinen Dinge schreiben, umso besser. Also: Ran an die Tasten! Vorneweg: Ich würde mir wünschen, dass Blubbr funktioniert; ich würde sogar mitblubbrn. Ich glaube aber nicht, dass das Projekt Chancen hat. Klassischer Fall von Marketingstrategie, die an der Zielgruppe vorbeidesignt wurde. Die Einheimischen müssen keine vermeintlichen Geheimtipps, Lokale und Lieblingsorte „teilen“, sie kennen und nutzen sie einfach. Das Angebot ist vor allem für „Neig’schmeckte“spannend, aber ob die hier eine so starke Lobby haben? Die Jugend tauscht sich auf anderen Plattformen aus, die nicht lokal gebunden sind. Blubbr will alle Menschen ansprechen – diese Beliebigkeit merkt man der Seite noch an, nicht zuletzt wegen der kruden Mischung aus „Bauplatz-Tipps“, Erfahrungsberichten und gewollt wirkendem Jugendsprech. Etliche Wochen sind seit Start der Kampagne vergangen, die auch mit Plakaten womöglich falsch beworben wurde. Bislang blubbrt nur eine Hand voll Menschen und so ganz wird man das Gefühl nicht los, dass es sich bei manchen Beiträgen um Schleichwerbung handeln könnte. Blubbr hat für Nutzer noch keinen Mehrwert, zu wenige sprechen darüber, der Dialog verselbstständigt sich nicht. Blubbr ist nicht professionell genug, um richtig informativ zu sein und nimmt sich zu ernst, um für die Jugend cool zu sein.
„Das hätte ich mir schon früher gewünscht.“Corinna Wolber „Blubbr hat noch keinen Mehrwert.“Anna-Lena Buchmaier