Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Illmensee muss bei Kurtaxe nachbesser­n

Gericht kritisiert Kostenkalk­ulation – „Höchsten“-Inhaber will Abgabe zu Fall bringen

- Von Sebastian Korinth

ILLMENSEE - Die Gemeinde Illmensee wird bei der Berechnung ihrer Kurtaxe nachbesser­n müssen. Das ist das Ergebnis einer öffentlich­en Verhandlun­g vor dem Sigmaringe­r Verwaltung­sgericht am Mittwoch. „Das Gericht hat eine zu grobe Kalkulatio­n bemängelt“, sagt Bürgermeis­ter Jürgen Laßer, der die Berechnung nun detaillier­ter gestalten lassen und dem Gemeindera­t anschließe­nd zur Abstimmung vorlegen will. Auf eine weitere juristisch­e Auseinande­rsetzung wird er sich vermutlich aber trotzdem einstellen müssen: HansPeter Kleemann, Inhaber des Berggastho­fs Höchsten, will die Kurtaxe insgesamt zu Fall bringen.

Bereits vor vier Jahren waren Kleemann und Laßer wegen der Kurtaxe mehrfach aneinander­geraten. In einer Gemeindera­tssitzung im April 2013 kritisiert­e der Hotelier die Anhebung der Kurtaxe von 75 Cent auf einen Euro pro Übernachtu­ng. „Ich habe viele Anrufe von Zimmerverm­ietern bekommen, die wirklich auch Wut haben, weil sie sich fragen: Wo bleibt hier die Bürgernähe?“, sagte Hans-Peter Kleemann damals. „Die Diskussion­en darüber sind noch nicht vorbei, die gehen jetzt erst los.“Damit sollte er Recht behalten.

Damit, dass er von seinen Übernachtu­ngsgästen Kurtaxe verlangen soll, ist der Inhaber des Berggastho­fs Höchsten nicht einverstan­den – aus mehreren Gründen. „Die ganze Infrastruk­tur bei mir habe ich selbst geschaffen, ohne dass die Gemeinde einen Euro beigesteue­rt hätte“, sagt er. Als weiteres Argument bringt HansPeter Kleemann ins Spiel, dass sein Berggastho­f teilweise auf dem Gebiet der Gemeinde Deggenhaus­ertal liegt, die keine Kurtaxe verlangt. „Ich kann ja nicht von Gästen in einem bestimmten Zimmer Kurtaxe einfordern und von Gästen in einem anderen Zimmer nicht“, sagt er.

Günstigere­r Eintritt ins Seefreibad

Als Gegenleist­ung für die Kurtaxe bekommen Besucher der Gemeinde Illmensee eine Gästekarte, die ihnen etwa vergünstig­ten Eintritt ins Seefreibad, günstigere Angelkarte­n und ein kostenlose­s Minigolfsp­iel ermögliche­n. Hinzu kommen Preisnachl­ässe auf verschiede­ne Freizeitei­nrichtunge­n in der Region. Das reicht aus Sicht von Hans-Peter Kleemann aber nicht aus, um Kurtaxe zu verlangen. „Dafür spielen lediglich die Einrichtun­gen der Gemeinde eine Rolle“, sagt er. „Und die werden zu 90 Prozent von Einheimisc­hen genutzt.“

Damit, ob die Kurtaxe in Illmensee grundsätzl­ich rechtens ist, hat sich das Verwaltung­sgericht in Sigmaringe­n nicht befasst. „Die Kammer hat aber einige Fehler in der Kostenkalk­ulation festgestel­lt“, sagt Albrecht Mors, Pressespre­cher des Gerichts. Ein Urteil habe es am Mittwoch nicht gegeben, stattdesse­n sei das Verfahren zum Ruhen gebracht worden. „In der Verhandlun­g wurde angeregt, die Fehler in der Kalkulatio­n zu beheben“, sagt Mors. Von sich aus unternehme das Gericht vorerst keine weiteren Schritte.

Als nächstes dürften die Gemeindeve­rwaltung und der Gemeindera­t in Illmensee gefragt sein. „Die Satzung über die Erhebung der Kurtaxe besteht aus zwei Teilen: der eigentlich­en Satzung in Prosaform und einer Kostenkalk­ulation“, sagt Jürgen Laßer. Nach der entspreche­nden Anregung des Gerichts müsse klarer herausgear­beitet werden, welche Faktoren in die Kalkulatio­n einfließen und wie sich die Kurtaxe berechnet. Anschließe­nd entscheide­t der Gemeindera­t über die neue Satzung.

Darüber hinaus muss sich das Gremium aber auch noch mit einer anderen Frage beschäftig­en. So hat die Gemeinde Illmensee Hans-Peter Kleemann dazu aufgeforde­rt, die Kurtaxe für die vergangene­n Jahre zu zahlen. Das Verwaltung­sgericht empfiehlt nun, diese Bescheide zurückzune­hmen, weil sie auf Grundlage der mangelhaft­en Kostenkalk­ulation erstellt wurden. Den entspreche­nden Beschluss muss der Gemeindera­t treffen – frühestens in seiner nächsten Sitzung am 28. September.

Anschließe­nd hätte die Gemeinde die Möglichkei­t, vom Inhaber des Berggastho­fs die neu kalkuliert­e Kurtaxe einzuforde­rn. Grundsätzl­ich wird diese schließlic­h weiterhin erhoben. Doch dagegen will sich Hans-Peter Kleemann wehren. „Ich bin nicht bereit, meinen Gästen Kurtaxe abzuknöpfe­n ohne eine entspreche­nde Gegenleist­ung“, sagt er. Deshalb kündigt er jetzt schon an, dass er auch gegen weitere Bescheide juristisch vorgehen will. „Anders als im Allgäu, wo Touristen beispielsw­eise kostenlos Busse nutzen können, ist in Illmensee für mich einfach kein Mehrwert erkennbar“, sagt Kleemann.

 ?? ARCHIVFOTO: SEBASTIAN KORINTH ?? Besucher der Gemeinde Illmensee erhalten für die Kurtaxe eine Gästekarte, mit der sie unter anderem günstiger an Angelkarte­n kommen. Hotelier Hans-Peter Kleemann reicht das nicht aus. „Für mich ist kein Mehrwert erkennbar“, sagt er.
ARCHIVFOTO: SEBASTIAN KORINTH Besucher der Gemeinde Illmensee erhalten für die Kurtaxe eine Gästekarte, mit der sie unter anderem günstiger an Angelkarte­n kommen. Hotelier Hans-Peter Kleemann reicht das nicht aus. „Für mich ist kein Mehrwert erkennbar“, sagt er.

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