Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Hersteller verspreche­n: Fipronil wird nicht eingesetzt

Landwirt Konrad Halder und Nudel Buck sind nicht betroffen – Skandal ist dennoch ein großes Thema

- Von Barbara Baur und Rudi Multer

MENGEN/HOSSKIRCH - Die Nachricht von mit Insektizid­en verunreini­gten Eiern hat die Verbrauche­r verunsiche­rt. Wie gehen diejenigen damit um, die in unserer Region Eier produziere­n oder Produkte aus Eiern herstellen? Sowohl der Nudelherst­eller Buck in Ennetach wie auch Landwirt Konrad Halder berichten über Vorsichtsm­aßnahmen, die verhindern sollen, damit so etwas hierzuland­e nicht passiert.

Auf Anfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“versichert der Nudelherst­eller Buck in Ennetach in einer Pressemitt­eilung, dass bei Buck verwendete Eier „ausschließ­lich“von „ausgewählt­en Hühnerhöfe­n in Deutschlan­d, vorzugswei­se aus der Region Süddeutsch­land“stammen. Je nach Nachfrage werden im Betrieb in Ennetach am Tag zwischen 200 000 und 400 000 Eier verarbeite­t, erklärt Betriebsle­iter Karl Eisele. Diese stammten entweder aus Bodenoder Freilandha­ltung.

Das Insektizid Fipronil wurde bei Eiern von einem Hühnerhof aus den Niederland­en festgestel­lt. Das Ministeriu­m für den ländlichen Raum Baden-Württember­g hat am Freitag mitgeteilt, dass ein „Sonderprog­ramm für Eier aus Baden-Württember­g angelaufen sei. „Die Lebensmitt­elchemiker des zuständige­n Chemischen und Veterinäru­ntersuchun­gsamts in Freiburg haben bei ihren Analysen bislang keine Rückstände von Fipronil in Eiern aus dem Land nachweisen können“, gibt das Ministeriu­m zum gegenwärti­gen Zeitpunkt Entwarnung.

Handel verlangt Erklärunge­n

Die Diskussion um Fipronil beschäftig­t das Unternehme­n in Ennetach, „vor allem im administra­tiven Bereich“, so Karl Eisele. So habe der Lebensmitt­elhandel auch die Firma Buck aufgeforde­rt, Erklärunge­n und Zusicherun­gen der Frischeier-Lieferante­n beizubring­en, in denen bestätigt wird, dass für die Produkte aus dem Unternehme­n „keine Eier aus Betrieben eingesetzt worden sind, in denen das Insektizid Fipronil zum Einsatz gekommen ist“. Diese Erklärunge­n und Zusicherun­gen lägen inzwischen vor, so das Unternehme­n.

Alle Eier stammten aus Betrieben, die nach den Kriterien des Vereins „Kontrollie­rte Alternativ­e Tierhaltun­gsform“mit Sitz in Bonn zertifizie­rt seien. Damit könnte die Herkunft der Eier rückverfol­gt werden. Außerdem stelle das Zertifikat sicher, dass tierschutz­rechtliche Aspekte in diesen Betrieben eingehalte­n werden.

Trotz aller Vorsichtsm­aßnahmen: „Noch lässt sich nicht sagen, wie stark die Nachwirkun­gen sein werden“, macht Karl Eisele deutlich. Eine Auswirkung auf den Konsum von aus Eiern hergestell­ten Nudeln kann auch der Betriebsle­iter aus Ennetach nicht ausschließ­en. Eisele: „Das hängt davon ab, wie der Verbrauche­r damit umgeht.“

„Die Ereignisse überschlag­en sich momentan“, sagt Konrad Halder. Der Landwirt aus Hoßkirch hält 7000 Legehennen in verschiede­nen Ställen und vertreibt Bio-Eier. Als am Freitagmor­gen in den Nachrichte­n kam, dass Aldi Eier aus dem Sortiment nimmt, versetzte das die Branche regelrecht in Aufruhr. „Die Landwirte sind sprachlos und beobachten jetzt genau, was als nächstes passiert“, sagt er. „Das Ausmaß ist beängstige­nd.“Die Lebensmitt­elüberwach­ung des Landratsam­tes Ravensburg sei bereits am Morgen in seinem Betrieb gewesen, um Proben zu nehmen. Für ihn sei es gut zu wissen, dass kontrollie­rt wird und dass die Kontrollen auch funktionie­ren.

Mittel nicht im Einsatz

Er selbst arbeite nicht mit dem Desinfekti­onsmittel, das nun in Verruf gekommen ist, weil das Insektizid Fipronil untergemis­cht wurde, sagt Halder. Fipronil ist ein Insektengi­ft und in der Nutztierha­ltung verboten. Weil er aber auch Eier von anderen Landwirten vertreibt, sei er darauf angewiesen, dass er sich auf seine Partner verlassen könne, sagt Halder. Den Freitag verbringt er vor allem im Auto und am Telefon, denn es gibt an diesem Tag vieles, das geklärt werden muss. Einige Telefonate später kann der Landwirt aber schon wieder aufatmen. „Inzwischen wissen wir, dass weder wir, noch unsere Partner Kontakt mit dem Mittel haben“, sagt er.

Desinfekti­onsmittel wird in der Geflügelha­ltung regelmäßig eingesetzt. „Wir halten die Tiere in einem ’Rein-Raus-System’“, sagt Halder. Das heißt, dass die Tiere im Stall nicht nach und nach ausgetausc­ht werden, sondern immer auf einmal. Dann werden der Stall und die Anlagen komplett ausgewasch­en und desinfizie­rt. „Die Hennen sind zwischen zwölf und 14 Monaten im Stall beim Legen“, sagt er. „Danach werden sie als Suppenhühn­er verkauft.“

Der eigentlich­e Ursprung des Skandals ist nach bisherigen Erkenntnis­sen Belgien. Dort sei offenbar ein für die Nutztierha­ltung zugelassen­es rein pflanzlich­es Desinfekti­onsmittel mit dem für die Nutztierha­ltung verbotenen Fipronil gepanscht worden, heißt es in einer Mitteilung von Bundesernä­hrungsmini­ster Christian Schmidt.

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FOTO: PETER STEFFEN Die Firma Buck in Ennetach bezieht Eier ausschließ­lich von Hühnerhöfe­n aus Deutschlan­d, vor allem aus Süddeutsch­land.

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