Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Hersteller versprechen: Fipronil wird nicht eingesetzt
Landwirt Konrad Halder und Nudel Buck sind nicht betroffen – Skandal ist dennoch ein großes Thema
MENGEN/HOSSKIRCH - Die Nachricht von mit Insektiziden verunreinigten Eiern hat die Verbraucher verunsichert. Wie gehen diejenigen damit um, die in unserer Region Eier produzieren oder Produkte aus Eiern herstellen? Sowohl der Nudelhersteller Buck in Ennetach wie auch Landwirt Konrad Halder berichten über Vorsichtsmaßnahmen, die verhindern sollen, damit so etwas hierzulande nicht passiert.
Auf Anfrage der „Schwäbischen Zeitung“versichert der Nudelhersteller Buck in Ennetach in einer Pressemitteilung, dass bei Buck verwendete Eier „ausschließlich“von „ausgewählten Hühnerhöfen in Deutschland, vorzugsweise aus der Region Süddeutschland“stammen. Je nach Nachfrage werden im Betrieb in Ennetach am Tag zwischen 200 000 und 400 000 Eier verarbeitet, erklärt Betriebsleiter Karl Eisele. Diese stammten entweder aus Bodenoder Freilandhaltung.
Das Insektizid Fipronil wurde bei Eiern von einem Hühnerhof aus den Niederlanden festgestellt. Das Ministerium für den ländlichen Raum Baden-Württemberg hat am Freitag mitgeteilt, dass ein „Sonderprogramm für Eier aus Baden-Württemberg angelaufen sei. „Die Lebensmittelchemiker des zuständigen Chemischen und Veterinäruntersuchungsamts in Freiburg haben bei ihren Analysen bislang keine Rückstände von Fipronil in Eiern aus dem Land nachweisen können“, gibt das Ministerium zum gegenwärtigen Zeitpunkt Entwarnung.
Handel verlangt Erklärungen
Die Diskussion um Fipronil beschäftigt das Unternehmen in Ennetach, „vor allem im administrativen Bereich“, so Karl Eisele. So habe der Lebensmittelhandel auch die Firma Buck aufgefordert, Erklärungen und Zusicherungen der Frischeier-Lieferanten beizubringen, in denen bestätigt wird, dass für die Produkte aus dem Unternehmen „keine Eier aus Betrieben eingesetzt worden sind, in denen das Insektizid Fipronil zum Einsatz gekommen ist“. Diese Erklärungen und Zusicherungen lägen inzwischen vor, so das Unternehmen.
Alle Eier stammten aus Betrieben, die nach den Kriterien des Vereins „Kontrollierte Alternative Tierhaltungsform“mit Sitz in Bonn zertifiziert seien. Damit könnte die Herkunft der Eier rückverfolgt werden. Außerdem stelle das Zertifikat sicher, dass tierschutzrechtliche Aspekte in diesen Betrieben eingehalten werden.
Trotz aller Vorsichtsmaßnahmen: „Noch lässt sich nicht sagen, wie stark die Nachwirkungen sein werden“, macht Karl Eisele deutlich. Eine Auswirkung auf den Konsum von aus Eiern hergestellten Nudeln kann auch der Betriebsleiter aus Ennetach nicht ausschließen. Eisele: „Das hängt davon ab, wie der Verbraucher damit umgeht.“
„Die Ereignisse überschlagen sich momentan“, sagt Konrad Halder. Der Landwirt aus Hoßkirch hält 7000 Legehennen in verschiedenen Ställen und vertreibt Bio-Eier. Als am Freitagmorgen in den Nachrichten kam, dass Aldi Eier aus dem Sortiment nimmt, versetzte das die Branche regelrecht in Aufruhr. „Die Landwirte sind sprachlos und beobachten jetzt genau, was als nächstes passiert“, sagt er. „Das Ausmaß ist beängstigend.“Die Lebensmittelüberwachung des Landratsamtes Ravensburg sei bereits am Morgen in seinem Betrieb gewesen, um Proben zu nehmen. Für ihn sei es gut zu wissen, dass kontrolliert wird und dass die Kontrollen auch funktionieren.
Mittel nicht im Einsatz
Er selbst arbeite nicht mit dem Desinfektionsmittel, das nun in Verruf gekommen ist, weil das Insektizid Fipronil untergemischt wurde, sagt Halder. Fipronil ist ein Insektengift und in der Nutztierhaltung verboten. Weil er aber auch Eier von anderen Landwirten vertreibt, sei er darauf angewiesen, dass er sich auf seine Partner verlassen könne, sagt Halder. Den Freitag verbringt er vor allem im Auto und am Telefon, denn es gibt an diesem Tag vieles, das geklärt werden muss. Einige Telefonate später kann der Landwirt aber schon wieder aufatmen. „Inzwischen wissen wir, dass weder wir, noch unsere Partner Kontakt mit dem Mittel haben“, sagt er.
Desinfektionsmittel wird in der Geflügelhaltung regelmäßig eingesetzt. „Wir halten die Tiere in einem ’Rein-Raus-System’“, sagt Halder. Das heißt, dass die Tiere im Stall nicht nach und nach ausgetauscht werden, sondern immer auf einmal. Dann werden der Stall und die Anlagen komplett ausgewaschen und desinfiziert. „Die Hennen sind zwischen zwölf und 14 Monaten im Stall beim Legen“, sagt er. „Danach werden sie als Suppenhühner verkauft.“
Der eigentliche Ursprung des Skandals ist nach bisherigen Erkenntnissen Belgien. Dort sei offenbar ein für die Nutztierhaltung zugelassenes rein pflanzliches Desinfektionsmittel mit dem für die Nutztierhaltung verbotenen Fipronil gepanscht worden, heißt es in einer Mitteilung von Bundesernährungsminister Christian Schmidt.