Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Baustelle zieht wieder in ihren Bann
Campus Galli lädt zu Sommerfest mit vielen Programmpunkten ein.
- Mitmachaktionen, reichlich Marktstände, die mit Unikaten aller Art punkteten, Zauberer und Jongleure sowie Alphornbläser und Ritterspiele haben das Publikum am Sonntag in ihren Bann gezogen. Wie auch im vergangenen Jahr hat das Sommerfest auf dem Campus Galli Scharen von Besuchern angelockt.
Ein buntes Markttreiben mit abwechslungsreichen und ungewöhnlichen Angeboten verführte zum Schauen, Verkosten und Kaufen. Dazu gab es echtes Campus Galli-Wetter: der Himmel bedeckt, ein laues Lüftchen und Temperaturen, die zu kühl fürs Freibad waren. Besonders interessant bei den Verkaufsangeboten waren etliche, natürlich hergestellte Produkte, einmalige Handarbeiten und künstlerische Waren wie handgetöpfertes Geschirr oder Flechtwerk, geflochten aus heimischen Materialien.
Marta Paczkowska verarbeitete beispielsweise nicht nur Weidenruten, sondern auch Hartriegel- und entdornte Brombeerruten. Da solches Material von Natur aus unterschiedliche Färbungen aufweist, zeigten ihre Korbwaren immer neue natürliche Farbvarianten. Auch Sattler Bischofberger aus Herbertingen beeindruckte durch seine Art, Leder und Holz zu echten Unikaten zu verarbeiten. An seinem Stand konnten die Besucher Ledergeldbeutel anfertigen.
Eine Besonderheit gabs auch bei Rudolf Baur aus Deggenhausertal. Er verarbeitet alte Münzen zu außergewöhnlichem Schmuck, indem er die Motive der Münze, beispielsweise den Adler auf dem alten FünfDM-Stück, von Hand mit der Laubsäge (!) aussägt. Durch die breitgefächerte Auswahl an Schätzen aller Art kam vermutlich jeder Besucher auf seine Kosten. Ein buntes Angebot und Mitmachaktionen warteten zudem auf die kleinen Gäste. Gemeinsam mit Thomy dem Weltenbummler durften die Kinder in der „Aria fabrica – Mittelalter Erlebniswerkstatt“töpfern, Kerzen ziehen und noch vieles mehr. Die Kunststücke durften im Anschluss dann natürlich mit nach Hause genommen werden. Auch die Mittelaltergruppe „Schnarrensack“aus Wendlingen faszinierte das Publikum. Mit Musik aus der Zeit zwischen dem 12. und 18. Jahrhundert, gespielt auf Instrumenten jener Zeit sowie mit einer hinreißenden Feuershow. Dabei hatte jeder Besucher die Möglichkeit, bei der Mitmach-Feueraktion nach Anleitung selbst Feuer zu spucken. Insbesondere Kinder nahmen das Angebot gerne an, zumal die beiden sechs und acht Jahre alten Kinder der Mittelaltergruppe das Spiel mit dem Feuer vormachten. Darüber hinaus erzählten die Musiker Geschichten aus der alten Zeit, über Menschen, Musik, Instrumente, Riten, Sitten und Unsitten.
Am Marktplatz sorgte das Campus-Galli-Team mit Dennetle, Klosterwurst und deftigem Linseneintopf für die Füllung hungriger Mägen, wobei es zusätzlich allerhand verschiedene Verpflegungsstände gab. Spielmann Petrus Fortunatus gab ganztägig auf dem Gelände sein Bestes und erheiterte damit Groß und Klein. Mit dem Campus-Galli-Tierpfleger konnten die jungen Besucher unter fachmännischer Anleitung Ziegen füttern und erfuhren dabei auch allerhand Wissenswertes rund um Hühner, Schweine, Ochsen und andere Tiere.
Ein viel bestaunter Augenschmaus waren auch die Kräuterweiblein Petra Häusler und Friederike Riester, die mit selbst geflochtenen Körben und Kräuterbüscheln beladen durch die mittelalterliche Klosterbaustelle pilgerten. Friederike aus dem Großraum Offenburg und seit zwei Wochen als freiwillige Helferin auf dem Campus, erzählte über ihre Erfahrungen: „Ich komme mir vor wie aus der Zeit gefallen. Der Terminkalender spielt quasi keine Rolle mehr, es ist die totale Entschleunigung“, sagte sie. Da sie auf der Klosterbaustelle unter anderem gelernt hat, Körbe zu flechten und Kränze zu winden, sehe sie vieles nun mit anderen Augen: „Man lernt Dinge anders zu schätzen, wenn man weiß, wie viel Arbeit dahinter steckt.“