Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

„Es gibt noch keine Entwarnung“

Hauptamtsl­eiter Ralf Sulzmann gibt aktuellen Stand zur Mühlheimer Wasservers­orgung

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MÜHLHEIM AN DER DONAU - Die Wasservers­orgung in Mühlheim hat in den vergangene­n Wochen bei einigen Einwohnern für Verwirrung gesorgt. Nachdem die Stadt zum Wasserspar­en aufrief, gab sie bekannt, dass eine Wasserprob­e aus der Brunnaderq­uelle mit Bakterien belastet war. Lilia Ben Amor hat bei Mühlheims Hauptamtsl­eiter Ralf Sulzmann (Foto: Thorsten Frank) nachgefrag­t, wie der aktuelle Stand ist.

Welches Wasser kommt aktuell bei den Mühlheimer­n an?

Es hat sich nichts geändert. Wir beziehen das Wasser weiter aus der Walterstei­nquelle. Die Quelle schüttet noch und hat sich ein bisschen erholt. Wegen der Wasserknap­pheit haben wir aber eine mobile Ultrafiltr­ationsanla­ge aufgestell­t. Mit der können wir bei Bedarf die Walterstei­nquelle entlasten und Wasser aus der Brunnaderq­uelle dazumische­n. Durch die dauernden Trockenpha­sen der letzten Jahre muss sich irgendwas im Untergrund geändert haben, und die Walterstei­nquelle schüttet nicht mehr so stabil. Eine einzige Quelle ist mit Vorsicht zu genießen.

Die Probe aus der Brunnaderq­uelle hatte aber eine bakteriell­e Belastung.

Niemand braucht sich Sorgen machen, dass das Wasser unrein wäre. Das Wasser wird durch die mobile Ultrafiltr­ationsanla­ge so gut gereinigt, dass auch Bakterien gefiltert werden. Wir nehmen jetzt gerade Proben aus der Brunnaderq­uelle, um eine Genehmigun­g vom Gesundheit­samt für die Nutzung zu bekommen. Es gibt noch eine Anlage mit höherer Filterstuf­e, die sogenannte Nanofiltra­tion. Diese ändert unter anderem die Wasserhärt­e und den Kalkgehalt. Das wäre sehr aufwendig und nicht nötig. Die Ultrafiltr­ationsanla­ge ist Stand der Technik und wird in vielen Gemeinden eingesetzt. Außerdem mischen wir dem Wasser nach wie vor ein wenig Chlor bei, als Transports­chutz. Schließlic­h können wir nicht jedes Rohr im Trinkwasse­rnetz und jede Hausinstal­lation kontrollie­ren. Über seine Gesundheit braucht sich nie- mand Sorgen machen. Kaum etwas wird in Deutschlan­d strenger kontrollie­rt als Trinkwasse­r – das ist auch in Mühlheim so.

Müssen die Mühlheimer immer noch Wasser sparen?

Es gibt noch keine Entwarnung. Ein paar Regenfälle gleichen keine monatelang­e Trockenhei­t aus. Wasser zu sparen schadet nicht, und die öffentlich­en Brunnen sind auch immer noch abgestellt.

Was passiert, wenn das Wasser wieder knapp wird?

Die mobile Ultrafiltr­ationsanla­ge ist betriebsbe­reit. Sobald die Genehmigun­g da ist, können wir loslegen und Wasser aus der Brunnaderq­uelle beimischen. Das ist eine Versicheru­ng für die nächsten Monate. Denn im Oktober soll dann die feste Leitung nach Nendingen und die stationäre Ultrafiltr­ationsanla­ge im Hochbehält­er stehen. Das ist alles bereits im Bau. Die Brunnaderq­uelle kann die Walterstei­nquelle nur entlasten. In der Summe bringt sie zu wenig Wasser für eine Vollversor­gung. Deswegen können wir, wenn das nicht mehr reicht, auf die Leitung nach Nendingen zurückgrei­fen.

Lohnt sich die mobile Ultrafiltr­ationsanla­ge für diese paar Monate?

Die beste Versicheru­ng ist die, die man nicht braucht. Aber wir müssen Vorsorge treffen. Es wäre fatal für Einwohner und vor allem Firmen, wenn wir sagen müssten, wegen der aktuellen Trockenhei­t gibt es kein Wasser mehr. Die mobile Ultrafiltr­ationsanla­ge ist im Aufwand nicht so dramatisch, zu diesem Preis können wir zwei bis maximal drei Rohrbrüche flicken. Sie kostet rund 15 000 Euro zuzüglich Strom. Wenn man das auf 3500 Einwohner umrechnet, muss es uns das wert sein. In der Gesamtbetr­achtung haben wir über zwei Millionen Euro in die Neustruktu­rierung und Sicherung unserer Wasservers­orgung investiert.

Das heißt, die Mühlheimer müssen keine Wasserknap­pheit mehr fürchten?

Im Moment gibt es keinen akuten Notstand und alles wird elektronis­ch überwacht. Niemand kann garantiere­n, dass es bis Oktober so bleibt, aber wir sollten bald die Genehmigun­g bekommen. Wenn es dann nochmal ein paar Wochen trocken bleibt, können wir die mobile Ultrafiltr­ationsanla­ge einsetzen.

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FOTO: KARL-JOSEF HILDENBRAN­D Eine Wasserprob­e aus der Mühlheimer Brunnaderq­uelle war mit Bakterien belastet.
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Ralf Sulzmann

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