Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Zum Abschied gibt es Bilder und Kuchen
Wilma und Günter Schwamm schließen ihr Schreibwarengeschäft an der Hauptstraße
MENGEN - Mit der Schließung des Mengener Schreibwarengeschäfts Schwamm Ende August diesen Jahres geht eine Ära zu Ende. Seit August 1979 haben Wilma und Günter Schwamm ihr Geschäft für Schreibund Bürobedarf in der Hauptstraße betrieben, nun gehen die beiden in Ruhestand. Auch die beiden langjährigen Mitarbeiterinnen Rita Martin und Elvira Reents verabschieden sich in diesen Wochen von der Kundschaft.
Viele Bürger dürften Bürotechnik Schwamm kennen, denn Generationen von Schülern haben hier ihre Schulhefte, ihre Stifte und was man sonst noch alles als Schüler braucht, eingekauft. „Es tut schon weh“, sagt die 78-jährige Wilma Schwamm über die anstehende Schließung. Der Abschied fällt ihr auch deshalb schwer, weil das Verhältnis zu ihren Kunden hervorragend gewesen sei. „Wir möchten uns hiermit bedanken bei unseren treuen Kunden“, sagt sie, auch im Namen der beiden Mitarbeiterinnen. Diese gehören sozusagen zum Inventar des Geschäfts: Elvira Reents arbeitet schon mehr als 20 Jahre für Schwamms, Rita Martin sogar noch länger. „Es war immer eine interessante Tätigkeit“, blickt Rita Martin zurück. Ihnen habe es gefallen im Geschäft, ergänzt Elvira Reents. „Sonst wären wir auch nicht so lange dabei geblieben“, bemerkt sie. Wilma Schwamm war es wichtig, ihren beiden Mitarbeiterinnen freie Hand zu lassen. „Ihr beide wart eure eigene Chefin“, sagt Schwamm zu ihren beiden Mitarbeiterinnen, die bestätigend mit dem Kopf nicken.
Ende August ist Schluss
Ende August schließt nun das Geschäft. Derzeit findet der Warenausverkauf statt, es gibt bis zu 50 Prozent Rabatt auf die Artikel. „Unsere Kunden haben gesagt: Hier geht eine Ära zu Ende“, berichtet Wilma Schwamm von der Reaktion der Kundschaft. Viele hätten die Schließung bedauert. Etwas hat Wilma Schwamm besonders gefreut: Kinder der Mengener Tagesgruppe des Hauses Nazareth schenkten ihr zum Abschied selbst gemalte Bilder und selbst gebackenen Kuchen. In den Tagesgruppen des Erzbischöflichen Kinderheims, dessen Sitz in Sigmaringen ist, werden verhaltensauffällige Kinder betreut.
Wilma und Günter Schwamm stammen aus Duisburg-Meiderich. 1967 kamen die beiden nach Mengen. Günter Schwamm arbeitete in Mengen als Büromaschinen-Mechaniker, er bildete sich zum BüromaschinenMechanikermeister fort. 1977 machte er sich selbstständig, er gründete eine Büromaschinen-Reparaturwerkstatt. Er bildete auch Auszubildende in seinem Betrieb aus.
Am 28. August 1979 wurde die Ära des Schreibwarengeschäfts eingeläutet. Die Schwamms kauften das Haus in der Hauptstraße 53/1 und richteten dort ihr Schreibwarengeschäft ein, auch der Schreibmaschinen-Betrieb wurde hier untergebracht. Günter Schwamm verkaufte unter anderem Schreib- und Rechenmaschinen.
Doch ab etwa 1995 änderte sich das. „Da ging der Umsatz im Verkauf von Schreibmaschinen zurück, da der Computer mittlerweile Einzug hielt“, erinnert sich der 81-Jährige. Die vergangenen Jahre war Günter Schwamm verstärkt im Innendienst des Schreibwarengeschäfts tätig, beispielsweise erledigte er die Buchhaltung.
Das Haus in der Hauptstraße hat das Ehepaar verkauft. Was danach mit dem Haus geschieht, ob beispielsweise wieder ein Geschäft dort einziehen wird, wissen die beiden nicht; einen Nachfolger für das Schreibwarengeschäft gibt es jedenfalls nicht.
Die Schwamms hören hauptsächlich aus Altersgründen auf. Ein zweiter Grund für die Schließung war laut Günter Schwamm auch die veränderte Situation, seit sich auf dem Reiser-Areal wenige Meter entfernt der Drogeriemarkt Müller angesiedelt hat.
Der Umsatz wurde weniger. Die Innenstadt sei schon leerer geworden, bemerkt Günter Schwamm mit Blick auf die Eröffnung des ReiserCenters inklusive Müller und ReweMarkt im vergangenen Herbst. Er meint damit die Frequenz, sprich, dass weniger Leute als vorher auf der Hauptstraße unterwegs seien. „So einen Vollsortimenter hätte es hier eigentlich nicht gebraucht“, findet er.
Wilma und Günter Schwamm bleiben in Mengen wohnen, sie fühlen sich hier wohl. Was sie mit der gewonnenen Freizeit als Ruheständler machen wollen, wissen sie noch nicht genau. „Da haben wir uns noch keine Gedanken gemacht“, sagt Günter Schwamm.