Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Zum Abschied gibt es Bilder und Kuchen

Wilma und Günter Schwamm schließen ihr Schreibwar­engeschäft an der Hauptstraß­e

- Von Christoph Klawitter

MENGEN - Mit der Schließung des Mengener Schreibwar­engeschäft­s Schwamm Ende August diesen Jahres geht eine Ära zu Ende. Seit August 1979 haben Wilma und Günter Schwamm ihr Geschäft für Schreibund Bürobedarf in der Hauptstraß­e betrieben, nun gehen die beiden in Ruhestand. Auch die beiden langjährig­en Mitarbeite­rinnen Rita Martin und Elvira Reents verabschie­den sich in diesen Wochen von der Kundschaft.

Viele Bürger dürften Bürotechni­k Schwamm kennen, denn Generation­en von Schülern haben hier ihre Schulhefte, ihre Stifte und was man sonst noch alles als Schüler braucht, eingekauft. „Es tut schon weh“, sagt die 78-jährige Wilma Schwamm über die anstehende Schließung. Der Abschied fällt ihr auch deshalb schwer, weil das Verhältnis zu ihren Kunden hervorrage­nd gewesen sei. „Wir möchten uns hiermit bedanken bei unseren treuen Kunden“, sagt sie, auch im Namen der beiden Mitarbeite­rinnen. Diese gehören sozusagen zum Inventar des Geschäfts: Elvira Reents arbeitet schon mehr als 20 Jahre für Schwamms, Rita Martin sogar noch länger. „Es war immer eine interessan­te Tätigkeit“, blickt Rita Martin zurück. Ihnen habe es gefallen im Geschäft, ergänzt Elvira Reents. „Sonst wären wir auch nicht so lange dabei geblieben“, bemerkt sie. Wilma Schwamm war es wichtig, ihren beiden Mitarbeite­rinnen freie Hand zu lassen. „Ihr beide wart eure eigene Chefin“, sagt Schwamm zu ihren beiden Mitarbeite­rinnen, die bestätigen­d mit dem Kopf nicken.

Ende August ist Schluss

Ende August schließt nun das Geschäft. Derzeit findet der Warenausve­rkauf statt, es gibt bis zu 50 Prozent Rabatt auf die Artikel. „Unsere Kunden haben gesagt: Hier geht eine Ära zu Ende“, berichtet Wilma Schwamm von der Reaktion der Kundschaft. Viele hätten die Schließung bedauert. Etwas hat Wilma Schwamm besonders gefreut: Kinder der Mengener Tagesgrupp­e des Hauses Nazareth schenkten ihr zum Abschied selbst gemalte Bilder und selbst gebackenen Kuchen. In den Tagesgrupp­en des Erzbischöf­lichen Kinderheim­s, dessen Sitz in Sigmaringe­n ist, werden verhaltens­auffällige Kinder betreut.

Wilma und Günter Schwamm stammen aus Duisburg-Meiderich. 1967 kamen die beiden nach Mengen. Günter Schwamm arbeitete in Mengen als Büromaschi­nen-Mechaniker, er bildete sich zum Büromaschi­nenMechani­kermeister fort. 1977 machte er sich selbststän­dig, er gründete eine Büromaschi­nen-Reparaturw­erkstatt. Er bildete auch Auszubilde­nde in seinem Betrieb aus.

Am 28. August 1979 wurde die Ära des Schreibwar­engeschäft­s eingeläute­t. Die Schwamms kauften das Haus in der Hauptstraß­e 53/1 und richteten dort ihr Schreibwar­engeschäft ein, auch der Schreibmas­chinen-Betrieb wurde hier untergebra­cht. Günter Schwamm verkaufte unter anderem Schreib- und Rechenmasc­hinen.

Doch ab etwa 1995 änderte sich das. „Da ging der Umsatz im Verkauf von Schreibmas­chinen zurück, da der Computer mittlerwei­le Einzug hielt“, erinnert sich der 81-Jährige. Die vergangene­n Jahre war Günter Schwamm verstärkt im Innendiens­t des Schreibwar­engeschäft­s tätig, beispielsw­eise erledigte er die Buchhaltun­g.

Das Haus in der Hauptstraß­e hat das Ehepaar verkauft. Was danach mit dem Haus geschieht, ob beispielsw­eise wieder ein Geschäft dort einziehen wird, wissen die beiden nicht; einen Nachfolger für das Schreibwar­engeschäft gibt es jedenfalls nicht.

Die Schwamms hören hauptsächl­ich aus Altersgrün­den auf. Ein zweiter Grund für die Schließung war laut Günter Schwamm auch die veränderte Situation, seit sich auf dem Reiser-Areal wenige Meter entfernt der Drogeriema­rkt Müller angesiedel­t hat.

Der Umsatz wurde weniger. Die Innenstadt sei schon leerer geworden, bemerkt Günter Schwamm mit Blick auf die Eröffnung des ReiserCent­ers inklusive Müller und ReweMarkt im vergangene­n Herbst. Er meint damit die Frequenz, sprich, dass weniger Leute als vorher auf der Hauptstraß­e unterwegs seien. „So einen Vollsortim­enter hätte es hier eigentlich nicht gebraucht“, findet er.

Wilma und Günter Schwamm bleiben in Mengen wohnen, sie fühlen sich hier wohl. Was sie mit der gewonnenen Freizeit als Ruheständl­er machen wollen, wissen sie noch nicht genau. „Da haben wir uns noch keine Gedanken gemacht“, sagt Günter Schwamm.

 ?? FOTO: CHRISTOPH KLAWITTER ?? Rita Martin (von links), Günter Schwamm, Wilma Schwamm und Elvira Reents bedanken sich bei ihren Kunden für deren Treue.
FOTO: CHRISTOPH KLAWITTER Rita Martin (von links), Günter Schwamm, Wilma Schwamm und Elvira Reents bedanken sich bei ihren Kunden für deren Treue.

Newspapers in German

Newspapers from Germany