Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Kunden der Stadtwerke gehen Betrügern auf den Leim
Sie gehen hausieren und erschleichen sich Kundendaten – Ziegelacker besonders betroffen
SIGMARINGEN (fxh/sz) - Sigmaringer Kunden der Stadtwerke werden offenbar in großem Stil betrogen. „Ins Servicecenter kommen täglich verunsicherte Kunden“, sagt eine Mitarbeiterin. Vermittler geben sich als Mitarbeiter der Stadtwerke aus. Auf vielfältige Weise versuchen sie, Lieferverträge für fremde Anbieter abzuschließen.
Die Stadtwerke berichten von mindestens 30 Kündigungen, die in den vergangenen Wochen eingegangen sind. Besonders betroffen: das Gebiet am Ziegelacker. Deshalb vermuten die Stadtwerke, dass hier Vermittler hausieren gegangen sind. Häufig sind ältere Kunden oder Kunden mit schlechten Deutschkenntnissen betroffen, so die Beobachtung des Servicecenters. Eine Kundin habe einen Anwalt eingeschaltet, weil die Vermittler ihre Wohnung betreten hätten.
„Die Masche ist ganz unterschiedlich: Einmal heißt es, man könne mit dem neuen Abschluss deutlich Geld sparen. Oder es stünde eine Preiserhöhung an“, wird Manfred Henselmann, Vertriebsleiter der Stadtwerke, in einer Mitteilung zitiert. Wie auch immer der Vorwand aussehe, den unseriösen Anbietern gehe es darum, an persönliche Daten zu gelangen. Damit könne der alte Vertrag gekündigt und ein neuer bei einem anderen Anbieter abgeschlossen werden, oft ganz ohne Kenntnis oder Absichtserklärung der Betroffenen, so Henselmann.
Die Stadtwerke selbst sind machtlos, wenn die Kunden einen neuen Vertrag eingehen. Sie werden vom neuen Lieferanten über die Kündigung informiert und müssen den Anschluss dann an den neuen Energieversorger weitergeben. Wenn die Kunden feststellen, dass sie einem Betrüger aufgesessen sind, haben sie die Möglichkeit, den neuen Vertrag innerhalb von 14 Tagen zu widerrufen.
Diese neuen Verträge seien häufig mit deutlich schlechteren Konditionen und langen Laufzeiten verbunden, so die Stadtwerke. Daher raten sie zu erhöhter Aufmerksamkeit, sollten Kunden diesbezüglich unaufgefordert angesprochen werden. Die Stadtwerke Sigmaringen machen eigenen Angaben zufolge keine unerwünschten Haustürgeschäfte oder Telefonwerbung. „Wenn wir in Kontakt mit unseren Kunden treten, fragen wir keine persönlichen Daten ab. Bei Änderungen der Preise und Modalitäten sind wir verpflichtet, unsere Kunden mit einem Vorlauf von sechs Wochen schriftlich zu informieren. Und sollten wir mal vor der Tür stehen, können sich unsere Mitarbeiter immer ausweisen“, so Henselmann weiter.
Kunden sollten nicht voreilig persönliche Daten preisgeben, nach Möglichkeit Name, Telefonnummer und Adresse des Gegenübers in Erfahrung bringen und sich vergewissern, dass man nicht übereilt einer Änderung des Vertrags zustimmt. Häufig würden die Vermittler auch nach der Zählernummer fragen. Die Stadtwerke bitten ihre Kunden, diese Nummer nicht preiszugeben.
Bei allen Fragen hierzu helfen die Mitarbeiter im Servicecenter unter der Telefonnummer 07571/10 63 33 weiter, auch wenn jemand unfreiwillig einen neuen Vertrag abgeschlossen hat. In diesem Fall kann man von seinem 14-tägigen Widerrufsrecht Gebrauch machen und damit vom Vertragsabschluss zurücktreten.