Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
„Der Vandalismus macht uns sprachlos“
Unbekannte lassen Zerstörungswut an Gebäuden der evangelischen Kirchengemeinde aus
MENGEN - Die Mitglieder der evangelischen Kirchengemeinde Mengen sind schockiert: An ihren Gebäuden an der Zeppelinstraße ist großer Schaden angerichtet worden. Im ehemaligen Kindergarten ist keine Tür ganz geblieben, alle Sanitäranlagen sind zerstört worden. Der Vandalismus dauert schon eine Weile an und kulminierte neulich mit dem Einschlagen der Kirchturmtüre und des Eingangs des Mesnerzimmers.
„Wir hatten richtig Sorge, als sich der Vandalismus, den es auf dem Gelände schon eine ganze Zeitlang gibt, auf das Kirchengebäude selbst ausdehnte“, sagt Gerlinde Blickle-Hummel, erste Vorsitzende des Kirchengemeinderats. Momentan scheint Ruhe eingekehrt zu sein. Bald fangen die Bauarbeiten am Pfarrhaus an und das Areal wird von der Kinderbibelwoche belebt werden. Deshalb hoffen die Mitglieder des Kirchengemeinderats, dass so dem Vandalismus ein Ende gesetzt werden kann.
Gelände wird zu Treffpunkt
Schon seit längerer Zeit hat die evangelische Kirchengemeinde mit dem Vandalismus zu kämpfen. Das Gelände um Kirche und ehemaligen Kindergarten sowie der Paulusweg sind öffentlicher Raum. „Da ist nichts dagegen zu sagen, wenn Leute sich in dem Bereich aufhalten“, sagt BlickleHummel. Als das Pfarrhaus noch bewohnt war, hätte sich das in Grenzen gehalten. Doch seit es leer steht, haben die Besuche von Gruppen junger Leute zugenommen. Der Bereich habe sich zu einem Treffpunkt entwickelt, an dem Alkohol konsumiert wurde. Es lagen leere Flaschen und Zigarettenkippen herum. Gartenzäune wurden beschädigt. Die Nachbarn wurden durch Lärm gestört, sodass mehrfach die Polizei gerufen wurde. „Es ist für uns unangenehm, wenn die Nachbarn sich beschweren“, sagt die Vorsitzende des Kirchengemeinderats. Und die Entwicklung gipfelte mit dem Einbruch in den ehemaligen Kindergarten.
Dieses Gebäude ist seit dem vergangenen Jahr stillgelegt. Seit mehreren Jahren hat die evangelische Kirchengemeinde ihren Kindergarten aufgegeben. Die Räume wurden von Selbsthilfegruppen genutzt, es fanden dort das wöchentliche Asylcafé und die Bibelwochen statt. Diese extensive Nutzung hätte aber in keinem Verhältnis zu den Kosten gestanden. „Die Heizungskosten waren sehr hoch. Es rechnete sich einfach nicht“, so Blickle-Hummel. Der Oberkirchenrat habe dem Kirchengemeinderat dann nahegelegt, eine Konzeption zu erstellen. „Es war ein schwieriger Schritt, das Gebäude aufzugeben, Strom und Wasser abzustellen, aber wir konnten es nicht mehr für die Gruppen vorhalten“, berichtet Blickle-Hummel. Vor allem für das Asylcafé sei es schmerzhaft gewesen, weil sich die gemütlichen Räume gut eigneten. Zum Glück sei eine gute Lösung gefunden worden: Das Asylcafé findet nun im städtischen Jugendhaus statt.
Umbau des Pfarrhauses steht an
Die evangelische Kirchengemeinde habe das Gebäude im Internet zum Kauf angeboten. Es hatten sich Interessenten gemeldet, doch zum Verkauf kam es nicht. Die Kirchengemeinde habe über Konzepte nachgedacht, das Gebäude für die Anschlussunterbringung von Flüchtlingen umzubauen. Doch dies sei finanziell nicht zu stemmen gewesen, berichtet die Vorsitzende des Kirchgemeinderats. Im Moment habe der Verkauf oder der Abbruch keine Priorität, weil der Umbau und Anbau des Pfarrhauses unmittelbar anstehe. Die Versicherung bezahle nach dem Zerstörungsakt nur die Reparaturen der Außentüren und Fenster, damit das Gebäude wieder geschlossen ist.
„Dieser Vandalismus macht uns traurig und wütend, weil die Zerstörungen so sinnlos sind. Man steht dem einfach sprachlos gegenüber“, berichtet Blickle-Hummel. Wer in das Gebäude eingedrungen ist, weiß man nicht. Die Kirchengemeinderäte hoffen nun, dass nicht noch mehr passiert. Demnächst beginnen die Umbauarbeiten, dann werden Handwerker auf dem Gelände sein und ab November soll das Pfarrhaus wieder bewohnt werden. (In einer der nächsten Ausgaben wird die SZ über die Neubesetzung der Pfarrerstellen berichten.)