Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Vom Gefühl, durch die Luft zu fliegen
Deutsche Meisterschaften im Wakeboard: Weltmeisterin Julia Rick ist Topfavoritin
PFULLENDORF - Atemberaubende Tricks und akrobatische Sprünge: Mit Julia Rick kommt die amtierende Weltmeisterin der Sportart CableWakeboard nach Pfullendorf. Die sechsfache Weltmeisterin tritt bei den Deutschen Meisterschaften im Pfullendorfer Wasserskipark an. Der Wettbewerb startet am heutigen Freitag und dauert bis Samstag.
Beim Cable-Wakeboard stehen die Sportler, „Rider“genannt, auf einem Brett und werden dabei von einem Wasserskilift gezogen – auch „Cable“genannt. Sie schanzen über im Wasser aufgebaute Hindernisse, die „Obstacles“, oder vollführen vom flachen Wasser aus akrobatische Manöver. Die Sportart ist mit Snowboard zu vergleichen, nur spielt sich das Geschehen eben im Wasser und nicht auf Schnee ab. Die Manöver und Sprünge, die die „Rider“vorführen, nennt man Air-Tricks (Air heißt übersetzt Luft). Zu unterscheiden von Cable-Wakeboard ist Boat-Wakeboard, hierbei werden die Sportler von einem Motorboot gezogen; diese Sportart ist in Deutschland aber weniger verbreitet.
Die 24-jährige Julia Rick aus Köln ist bei den Deutschen Meisterschaften bei den Frauen die klare Top-Favoritin auf den Titel. Gewinnen zu „müssen“, diesen Druck verspürt sie schon – aber nicht, weil andere das womöglich von ihr erwarten könnten. „Druck mache ich mir selber. Ich fahre für mich selber und möchte die bestmöglichste Leistung zeigen“, erläutert sie.
Täglich trainiert sie für ihren Sport im Schnitt etwa drei bis vier Stunden. Wenn sie nicht auf dem Wasser neue Tricks einstudiert, trainiert sie im Kraftraum. Zimperlich darf man bei dieser Sportart nicht sein: Mittelhandknochen gebrochen, Innenband im Knie schwer gedehnt, Gehirnerschütterungen beim Erlernen neuer Tricks – das seien ihre schlimmsten Verletzungen gewesen, sagt Julia Rick. Kein Zweifel, die Weltmeisterin lebt für ihren Sport. Die Tricks, die die „Rider“dieser Tage auf ihren Wakeboards in Pfullendorf vorführen, sehen spielerisch aus, doch in Wahrheit steckt viel harte Arbeit dahinter. „Das kann Wochen oder Monate dauern, bis man den Trick endlich einmal steht“, sagt Julia Rick. Mit „Stehen“ist im Fachjargon das erfolgreiche Absolvieren eines solchen Tricks gemeint.
Julia Ricks Arbeitgeber ist die Bundeswehr, sie ist Mitglied in der Sportfördergruppe der Armee. So kann Rick die notwendige Zeit für ihren Sport aufbringen. „Ohne die Bundeswehr wäre das gar nicht möglich“, sagt sie. Auch ihre Sponsoren sind für sie wichtig. Eigentlich war Julia Rick bereits Fußballspielerin, sie spielte bis 2012 beim 1. FC Köln in der Zweiten Liga im Frauenfußball. Dann probierte sie aber zuerst Wasserski und dann Wakeboarden aus. „Mich fasziniert das Gefühl, durch die Luft zu fliegen“, beschreibt sie ihre Leidenschaft. Auch werde es beim Wakeboarden nie langweilig, man arbeite immer wieder an neuen Tricks. „Das ist auch das, was mich selber antreibt.“
Sie ist die einzige Frau mit Tricks
Es gibt zwei konkurrierende Weltverbände, WWA und IWWF, in beiden Verbänden ist Julia Rick bei den Frauen amtierende Weltmeisterin; insgesamt hat sie bislang sechs Weltmeistertitel. Sie hat als einzige Frau Tricks im Programm, die eigentlich normalerweise nur die männlichen Wakebaorder zeigen. Da Julia Rick bei den Frauenwettbewerben mit ihren anspruchsvollen Tricks mittlerweile quasi konkurrenzlos ist, hat es für sie einen besonderen Reiz, in Wettbewerben gegen Männer anzutreten. Einmal nahm sie als einzige Frau an dem in der Wakeboard-Szene berühmten Wettbewerb „Wake the Line“teil. An dem Wettbewerb waren zuvor immer nur die weltbesten männlichen Wakeboarder dabei gewesen, nie Frauen.
Julia Rick hofft, dass Wakeboarden eines Tages olympisch wird. „Die Sportart muss noch professioneller werden“, ist ihre Einschätzung. Dass es zwei konkurrierende Weltverbände gibt, die auch noch gegeneinander arbeiten würden, erschwere jedoch eine Aufnahme in die Olympischen Spiele, bemerkt sie