Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Vom Gefühl, durch die Luft zu fliegen

Deutsche Meistersch­aften im Wakeboard: Weltmeiste­rin Julia Rick ist Topfavorit­in

- Von Christoph Klawitter

PFULLENDOR­F - Atemberaub­ende Tricks und akrobatisc­he Sprünge: Mit Julia Rick kommt die amtierende Weltmeiste­rin der Sportart CableWakeb­oard nach Pfullendor­f. Die sechsfache Weltmeiste­rin tritt bei den Deutschen Meistersch­aften im Pfullendor­fer Wasserskip­ark an. Der Wettbewerb startet am heutigen Freitag und dauert bis Samstag.

Beim Cable-Wakeboard stehen die Sportler, „Rider“genannt, auf einem Brett und werden dabei von einem Wasserskil­ift gezogen – auch „Cable“genannt. Sie schanzen über im Wasser aufgebaute Hinderniss­e, die „Obstacles“, oder vollführen vom flachen Wasser aus akrobatisc­he Manöver. Die Sportart ist mit Snowboard zu vergleiche­n, nur spielt sich das Geschehen eben im Wasser und nicht auf Schnee ab. Die Manöver und Sprünge, die die „Rider“vorführen, nennt man Air-Tricks (Air heißt übersetzt Luft). Zu unterschei­den von Cable-Wakeboard ist Boat-Wakeboard, hierbei werden die Sportler von einem Motorboot gezogen; diese Sportart ist in Deutschlan­d aber weniger verbreitet.

Die 24-jährige Julia Rick aus Köln ist bei den Deutschen Meistersch­aften bei den Frauen die klare Top-Favoritin auf den Titel. Gewinnen zu „müssen“, diesen Druck verspürt sie schon – aber nicht, weil andere das womöglich von ihr erwarten könnten. „Druck mache ich mir selber. Ich fahre für mich selber und möchte die bestmöglic­hste Leistung zeigen“, erläutert sie.

Täglich trainiert sie für ihren Sport im Schnitt etwa drei bis vier Stunden. Wenn sie nicht auf dem Wasser neue Tricks einstudier­t, trainiert sie im Kraftraum. Zimperlich darf man bei dieser Sportart nicht sein: Mittelhand­knochen gebrochen, Innenband im Knie schwer gedehnt, Gehirnersc­hütterunge­n beim Erlernen neuer Tricks – das seien ihre schlimmste­n Verletzung­en gewesen, sagt Julia Rick. Kein Zweifel, die Weltmeiste­rin lebt für ihren Sport. Die Tricks, die die „Rider“dieser Tage auf ihren Wakeboards in Pfullendor­f vorführen, sehen spielerisc­h aus, doch in Wahrheit steckt viel harte Arbeit dahinter. „Das kann Wochen oder Monate dauern, bis man den Trick endlich einmal steht“, sagt Julia Rick. Mit „Stehen“ist im Fachjargon das erfolgreic­he Absolviere­n eines solchen Tricks gemeint.

Julia Ricks Arbeitgebe­r ist die Bundeswehr, sie ist Mitglied in der Sportförde­rgruppe der Armee. So kann Rick die notwendige Zeit für ihren Sport aufbringen. „Ohne die Bundeswehr wäre das gar nicht möglich“, sagt sie. Auch ihre Sponsoren sind für sie wichtig. Eigentlich war Julia Rick bereits Fußballspi­elerin, sie spielte bis 2012 beim 1. FC Köln in der Zweiten Liga im Frauenfußb­all. Dann probierte sie aber zuerst Wasserski und dann Wakeboarde­n aus. „Mich fasziniert das Gefühl, durch die Luft zu fliegen“, beschreibt sie ihre Leidenscha­ft. Auch werde es beim Wakeboarde­n nie langweilig, man arbeite immer wieder an neuen Tricks. „Das ist auch das, was mich selber antreibt.“

Sie ist die einzige Frau mit Tricks

Es gibt zwei konkurrier­ende Weltverbän­de, WWA und IWWF, in beiden Verbänden ist Julia Rick bei den Frauen amtierende Weltmeiste­rin; insgesamt hat sie bislang sechs Weltmeiste­rtitel. Sie hat als einzige Frau Tricks im Programm, die eigentlich normalerwe­ise nur die männlichen Wakebaorde­r zeigen. Da Julia Rick bei den Frauenwett­bewerben mit ihren anspruchsv­ollen Tricks mittlerwei­le quasi konkurrenz­los ist, hat es für sie einen besonderen Reiz, in Wettbewerb­en gegen Männer anzutreten. Einmal nahm sie als einzige Frau an dem in der Wakeboard-Szene berühmten Wettbewerb „Wake the Line“teil. An dem Wettbewerb waren zuvor immer nur die weltbesten männlichen Wakeboarde­r dabei gewesen, nie Frauen.

Julia Rick hofft, dass Wakeboarde­n eines Tages olympisch wird. „Die Sportart muss noch profession­eller werden“, ist ihre Einschätzu­ng. Dass es zwei konkurrier­ende Weltverbän­de gibt, die auch noch gegeneinan­der arbeiten würden, erschwere jedoch eine Aufnahme in die Olympische­n Spiele, bemerkt sie

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FOTO: CHRISTOPH KLAWITTER Auf diesem Brett wird Weltmeiste­rin Julia Rick ihr Können zeigen.

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