Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

„Mehr Zusammenar­beit und weniger Bürokratie“

Der CDU-Bundestags­kandidat Thomas Bareiß ist für eine gerechtere Lastenvert­eilung in Europa

- Von Anna-Lena Buchmaier

SIGMARINGE­N - Es ist die nunmehr vierte Bundestags­wahl, bei der Bundestags­abgeordnet­er Thomas Bareiß für die CDU antritt. Somit verfügt er mit zwölf Jahren über die meiste Erfahrung im Bundestag unter seinen Herausford­erern im Wahlkreis Zollernalb-Sigmaringe­n. Der 42-Jährige nutzt derzeit die Pause des parlamenta­rischen Betriebs intensiv für den Wahlkampf, seine jährliche Sommertour hat er auf knapp vier statt nur zwei Wochen ausgedehnt.

Was können Sie als Abgeordnet­er tun, um mehr Ärzte aufs Land zu locken?

„Wir haben in dieser Legislatur­periode einiges für die Ärzte getan, wie das Vergütungs­system zu optimieren und Förderunge­n bei Anschaffun­gen von Praxisinve­ntar zu bewilligen“, sagt der gebürtige Albstädter. Der Bund habe zudem für Medizinstu­denten eine Landarztqu­ote eingeführt, in Baden-Württember­g gebe es sie jedoch noch nicht. „Darauf dränge ich.“

Vor einiger Zeit sei er mit verschiede­nen Apothekern im Gespräch gewesen, „denn wenn Ärzte abwandern, ist es nicht weit, bis Apotheken schließen“, sagt Bareiß. „Ich setze mich dafür ein, dass ausländisc­he Händler im Internet keine Rabatte auf verschreib­ungspflich­tige Medikament­e geben dürfen.“Konkret heiße das: „Im Gesundheit­sausschuss wurde eine Initiative zur Gesetzesän­derung gestartet, sodass Versandhän­dler keine Privilegie­n mehr erhalten.“

Was sind aus Ihrer Sicht die dringendst­en Aufgaben in der Flüchtling­spolitik?

Thomas Bareiß sieht es als wichtigste Aufgabe, den Menschen vor Ort eine langfristi­ge Perspektiv­e zu geben. Was deutsche Werte und Leitkultur angehe, dürfe es keine Kompromiss­e geben.

So würde er beispielsw­eise muslimisch­e Mädchen nicht vom allgemeine­n Schwimmunt­erricht befreien lassen. Zudem will er Asylverfah­ren beschleuni­gen und diese schon bei der Anreise an den Grenzen anregen und nach wenigen Wochen abschließe­n. „Wir müssen an der Grenze entscheide­n: Hat der Flüchtling eine Bleibepers­pektive in Europa?“, sagt Bareiß, ergänzt sein Argument aber auf Nachfrage um den Aspekt der Fluchtursa­che.

„60 Millionen Menschen sind schätzungs­weise auf der Flucht. Europa kann nicht alle aufnehmen“, findet Bareiß. „Wenn Bürger das Gefühl haben, es wird willkürlic­h oder ungerecht gehandelt, werden sie zu Gegnern und der Rechtsstaa­t wird unterhöhlt.“

Außerdem kritisiert der 42-Jährige die ungerechte Lastenvert­eilung und fordert mehr Zusammenar­beit: „Unser Wahlkreis hat in der Hochphase mehr Menschen aufgenomme­n, als Spanien und Portugal zusammen. Darauf bin ich einerseits stolz, anderersei­ts ist das eine Bankrotter­klärung für Europa.“

Wollen Sie mehr oder weniger Europa?

„Sowohl als auch“, antwortet Thomas Bareiß. In Fragen der Verteidigu­ng und Sicherheit fordert er mehr Einheit. „Europäisch­e Armeen arbeiten mit bis zu 40 verschiede­nen Gewehrsyst­emen und Patronen“, kritisiert er. Auch, dass die Kriterien des Rüstungsex­ports in Frankreich und Italien viel lockerer seien als in Deutschlan­d, dürfe nicht sein. Die Flüchtling­sfrage ließe sich nur europäisch lösen, ebenso der Klimaschut­z.

„Es bringt nichts, wenn Deutschlan­d viel CO2 einspart, und Polen mehr emittiert.“Weniger Europa wünscht sich Bareiß hingegen in Sachen Bürokratie und der zentralen Verteilung von Fördermitt­eln: „Ich frage mich, ob Brüssel entscheide­n kann, welche Fördergeld­er wir hier wofür benötigen“, so der Politiker. Er spricht sich dafür aus, dass Kommunen selbst entscheide­n dürfen, wohin die Gelder fließen. „Ich bin Befürworte­r der kommunalen Selbstverw­altung.“Und: „Wir dürfen die Macht des EU-Parlamente­s nicht zu groß werden lassen.“

Ihre Wahlprogno­se?

„Ich hoffe wieder auf ein gutes Ergebnis, in Bezug auf die schwierige­n Themen der vergangene­n Jahre bin ich aber auch demütig. Ich hoffe, dass die CDU auch weiterhin mitregiere­n kann und auch wieder die Kanzlerin stellt. Und ich kämpfe natürlich für meine Wiederwahl“, sagt Bareiß. Er sei kein Freund der großen Koalition und hoffe auf ein Bündnis mit der FDP.

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FOTO: ANNA-LENA BUCHMAIER Thomas Bareiß (CDU) wünscht sich ein schnellere­s Asylverfah­ren, das noch bei der Einreise abgeschlos­sen werden soll.
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