Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Gefundene Knochen werden bestattet

Bei Bauarbeite­n in der Biberacher Stadtpfarr­kirche finden sich menschlich­e Gebeine

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BIBERACH (sz/gem) - Bei den momentan laufenden Sanierungs­arbeiten im hinteren Bereich der Biberacher Stadtpfarr­kirche St. Martin sind vor einigen Tagen Fragmente menschlich­er Knochen gefunden worden. Zwischenze­itlich wurden sie in einer würdigen Zeremonie wieder bestattet.

Seit mehreren Wochen laufen die Sanierungs­arbeiten in der Biberacher Stadtpfarr­kirche auf Hochtouren (SZ berichtete) – nun trat beim Abschleife­n des Bodens eine für alle Beteiligte­n große Überraschu­ng zutage: Im hinteren Teil des Gotteshaus­es stießen die Arbeiter auf menschlich­e Gebeine.

Alter und Ursprung dieser Knochen sind unbestimmt, vermutet wird aber, dass sie bereits bei früheren Baumaßnahm­en freigelegt und wieder beigesetzt worden sind. Die Vorgängerk­irche von St. Martin war in südöstlich­e Richtung ausgericht­et und so befinden sich die seinerzeit­igen Grabanlage­n eigentlich weit unter dem heutigen Kirchensch­iff von St. Martin.

Dieser Fund war sowohl für den Geschäftsf­ührer des Gemeinscha­ftlichen Kirchenpfl­egeamts, Thomas Stöhr, als auch für die Arbeitsgem­einschaft der Architekte­n Siegfried Locher und Rolf Gurland ein aufregende­r Moment in einem ansonsten gut funktionie­renden Renovierun­gsprozess. Für kurze Zeit waren die Bauarbeite­n somit unterbroch­en – bis das Landesdenk­malamt unter der Bedingung einer lückenlose­n Katalogisi­erung die Funde freigab.

Den geistliche­n Vertreter der Kirchengem­einden setzten für das Verfahren sehr hohe pietätisch­e Ansprüche. Unabhängig von Konfession der Beigesetzt­en müsse ganz besonders in einem Simultaneu­m die Würde der Verstorben­en geachtet werden, so die Kirchenver­treter. Bei einer kleinen, würdevolle­n Feier wurden so die Knochen dann nach einer Marktmesse in Anwesenhei­t von Dekan Hellger Koepff und den Pfarrern Ulrich Heinzelman­n und Kaspar Baumgärtne­r wieder beigesetzt.

Gucklöcher im Bauzaun

Die Sanierungs­arbeiten können nun wie geplant weitergehe­n. Besucher sind auch während der laufenden Arbeiten willkommen und können das Gotteshaus durch die mittleren Seitentüre­n der Kirche betreten. Die Baustelle selbst ist durch eine Holzwand vom übrigen Teil der Kirche abgetrennt. Mehrere Gucklöcher erlauben allerdings kleinen und großen Besuchern einen Blick auf die Arbeiten. Dazu hat die Bauhütte Simultaneu­m den Bauzaun ansprechen­d gestaltet. „Gemeinsam bieten wir Weitsicht“lautet das Motto, das darauf zu sehen ist, eingerahmt von Bildern des Papstes und von Martin Luther.

Der Verein Bauhütte Simultaneu­m, der sich seit Jahren für die dringend sanierungs­bedürftige Kirche einsetzt, freut sich außerdem über Spenden. Auch durch das Überlassen von Altgold oder Silberbest­eck, das alle Biberacher Pfarrämter annehmen, können sich die Bürger und Besucher an der Sanierung dieses einmaligen Simultaneu­ms beteiligen. Die Arbeiten kosten rund drei Millionen Euro und sollen 2019 beendet sein.

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FOTO: TIMO LOCHER Fragmente menschlich­er Knochen sind bei den Bauarbeite­n in der Stadtpfarr­kirche St. Martin gefunden worden. Von wem sie stammen, ist jedoch unklar.

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