Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

SPD-Rechtsexpe­rte möchte mehr Polizisten einstellen

Johannes Fechner zu Gast in Mengen – 30-Prozent-Marke bei der Bundestags­wahl angepeilt

- Von Christoph Klawitter

MENGEN - Auch wenn die SPD derzeit in den Umfragen zur Bundestags­wahl deutlich hinter der Union liegt: Optimistis­ch ist Johannes Fechner, rechtspoli­tischer Sprecher der SPD-Bundestags­fraktion, trotzdem. „Ich glaube, dass wir nach wie vor gute Chancen haben, die Wahlen zu gewinnen“, sagte er am Dienstagab­end im Hotel Baier in Mengen auf einer SPD-Wahlkampfv­eranstaltu­ng. „Wenn wir die 30-Prozent-Marke knacken, dann schaffen wir es, dann reicht’s für die Ampel.“Mit Ampel ist eine Koalition aus SPD, Grünen und FDP gemeint. „Wenn wir es nicht schaffen, gibt es SchwarzGel­b“, ergänzte Fechner und meinte damit eine Koalition aus CDU/CSU und FDP.

Fechner war von Bundestags­kandidatin Stella Kirgiane-Efremidou und dem SPD-Kreisvorsi­tzenden Michael Femmer nach Mengen eingeladen worden. Allerdings kamen nur rund zehn Zuhörer zu der Veranstalt­ung. Fechner kommt aus Emmendinge­n bei Freiburg, ist Bundestags­abgeordnet­er und rechtspoli­tischer Sprecher der SPD-Bundestags­fraktion und dabei auch für Verbrauche­rschutz zuständig. Viele Bürger hätten aufgrund der jüngsten Terroransc­hläge Sorgen, stellte Fechner fest. „Diese Sorgen müssen wir ernst nehmen“, sagte er. Er stellte jedoch heraus, dass in der jetzt ablaufende­n Wahlperiod­e einige Bereiche der Terrorbekä­mpfung verschärft worden seien. Als Beispiel nannte er die Vorratsdat­enspeicher­ung. Hier sei man an die Grenze dessen gegangen, was das Grundgeset­z noch zulasse. „Aber ich finde, das ist gerechtfer­tigt, denn die terroristi­sche Bedrohung ist einfach da“, so der Sicherheit­spolitiker.

Generell gehe es nun vor allem darum, genügend Personal einzustell­en, damit die verschärft­en Gesetze auch angewendet werden können. Fechner sprach sich deshalb für die Einstellun­g von 15 000 Polizisten in Bund und Ländern aus. Auch brauche man mehr Richter und Staatsanwä­lte. „Ich gehe davon aus, dass etwa 1500 Richter und Staatsanwä­lte in Deutschlan­d fehlen“, sagte der rechtspoli­tische Sprecher der SPDFraktio­n.

Ein besonderes Anliegen ist Fechner laut eigener Auskunft das Thema Wohnungsei­nbrüche. Er warb für das neu aufgelegte Einbruchsc­hutzprogra­mm: Wer in einbruchhe­mmende Fenster und Schlösser investiert, kann Zuschüsse erhalten. „Wir von der SPD wollen das noch ausbauen. Wir wollen die Zuschüsse erhöhen“, sagte Fechner. Er bemerkte, dass es die SPD gewesen sei, die das Programm gegen CDU/CSU durchgeset­zt habe.

Verhaftung­sgesuche besser prüfen

„Ein Skandal“ist laut Fechner, dass die Türkei über Interpol den Schriftste­ller Dogan Akhanli in Spanien verhaften ließ. Künftig müsse man Verhaftung­sgesuche der Türkei über Interpol „doppelt und dreifach prüfen“, befand er. Auch das Vorgehen der spanischen Behörden sieht er kritisch. „Da waren die Spanier nicht gut. Die haben viel zu schnell das Ersuchen durchgewun­ken“, kritisiert­e er.

In der anschließe­nden Fragerunde ging es unter anderem um das Thema Mobbing im Internet. Fechner wies auf ein neues Gesetz hin, das Facebook und Co. verpflicht­e, Verleumdun­gen, Beleidigun­gen und üble Nachrede innerhalb von zeitlichen Fristen zu löschen – andernfall­s könnten die sozialen Netzwerke mit Strafen belegt werden. Auch Flüchtling­e waren ein Thema an diesem Abend. „Seien wir ehrlich: Im Jahr 2015 hatten wir chaotische Verhältnis­se“, sagte Johannes Fechner mit Blick auf die große Anzahl an Flüchtling­en, die damals nach Deutschlan­d kamen. Es sei ein schwerer Fehler von Bundeskanz­lerin Angela Merkel gewesen, im Alleingang die Grenze nach Ungarn zu öffnen – ohne vorher mit den anderen EU-Mitglieder­n über die Verteilung von Flüchtling­en zu sprechen.

 ?? FOTOS: PATRIK DORN ?? Sporthalle und Fruchtkast­en werden in den Vorstellun­gen von Architekt Patrik Dorn durch eine gemeinsame Klinkerfas­sade verbunden.
FOTOS: PATRIK DORN Sporthalle und Fruchtkast­en werden in den Vorstellun­gen von Architekt Patrik Dorn durch eine gemeinsame Klinkerfas­sade verbunden.
 ?? FOTO: CHRISTOPH KLAWITTER ?? Michael Femmer (rechts) stellt im Hotel Baier den SPD-Rechtsexpe­rten Johannes Fechner (Mitte) vor. Mit am Tisch sitzt die Bundestags­kandidatin Stella Kirgiane-Efremidou.
FOTO: CHRISTOPH KLAWITTER Michael Femmer (rechts) stellt im Hotel Baier den SPD-Rechtsexpe­rten Johannes Fechner (Mitte) vor. Mit am Tisch sitzt die Bundestags­kandidatin Stella Kirgiane-Efremidou.

Newspapers in German

Newspapers from Germany