Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Alte Schule soll Ärztehaus werden
Junge Ärzte wollen in Hettingen Gemeinschaftspraxis eröffnen.
HETTINGEN - Das frühere Hettinger Schulgebäude an der exponierten Ortseingangslage von Hettingen ist nach knapp 20 Jahren wieder im städtischen Eigentum. Der bisherige Besitzer räumt das Gebäude bis zum Monatsende aus, dann beginnt die Stadt sofort mit umfangreichen Umbaumaßnahmen. In dem Gebäude sollen Praxisräume eingerichtet werden.
„Nach langen Bemühungen hat die Stadt Hettingen einen geeigneten Weg gefunden, um die Arztsituation im Städtchen erfolgreich zu verbessern“, sagt Bürgermeisterin Dagmar Kuster. Die Stadt habe mit jüngeren, niederlassungswilligen Ärzten Kontakt aufgenommen und intensive Gespräche geführt. Sehr erfreulich dabei sei, dass neben einem Allgemeinarzt auch Gespräche mit einem Arzt einer weiteren Fachrichtung geführt werden, welche ernsthaftes Interesse daran haben, sich in Hettingen niederzulassen.
„Noch ist es zu früh, konkrete Aussagen zu machen“, so Kuster weiter. Aber es sehe so aus, als ob die begonnenen Gespräche zu einem erfolgreichen Ende geführt werden könnten. „Bevor endgültige Zusagen gemacht werden können, müssen noch einige formale und bürokratische Hürden überwunden werden“, so Kuster weiter. Und voller Genugtuung fügt sie hinzu: „Wenn dies alles gelingen würde, dann wäre das Ergebnis ein unglaublicher Erfolg in den Bemühungen der Stadt Hettingen um die Schaffung einer Arztpraxis. Denn genau in einer Zeit, wo selbst größere Städte und Gemeinden in zentraler Lage mit dem Problem der ärztlichen Versorgung zu kämpfen haben, könnte der Stadt Hettingen ein regelrechter Befreiungsschlag gelingen, wenn sogar neben einer allgemeinmedizinischen Versorgung zusätzlich noch ein Facharzt hinzugewonnen werden könnte.“
Gebäude wurde 1904 gebaut
Nun gilt es seitens der Stadt als nächstes, das alte Schulgebäude als Praxis umzubauen. Das Gebäude wurde im Jahr 1904 gebaut und diente bis 1963 als Schulhaus. Mit dem Neubau der Grundschule in der Hermann-Lieb-Straße wurde es frei. Im Jahr 1993 zog der damalige Gemeinderat eine Generalsanierung in Betracht, bei der insgesamt fünf Wohnungen hätten entstehen können. Eine Veräußerung sollte nur in Frage kommen, falls die Kosten den Rahmen übersteigen. Verschiedene Maßnahmen wurden umgesetzt, beispielsweise wurde 1995 ein Teil der Fenster erneuert.
Die konkrete Kostenberechnung der Generalsanierung im Jahr 1998 lag bei 900 000 DM, was dann wiederum im Gemeinderat zur Grundsatzdiskussion führte mit dem Ergebnis, das Gebäude doch zu veräußern. Es gab mehrere Interessenten mit verschiedenen Vorschlägen. Hans Pfister aus Burladingen überzeugte mit seiner ursprünglichen Idee, im Gebäude entweder ein Café oder Gewerberäume zu schaffen und kaufte das insgesamt 1660 Quadratmeter große Grundstück im Jahr 1998 zum Preis von 190 000 DM. Er nahm diverse Verschönerungsarbeiten an der Außenfassade vor, weitere Fenster und die Dachrinne wurden erneuert.
Nun ergaben sich bei Hans Pfister private Veränderungen, und so konnte Bürgermeisterin Dagmar Kuster ihn davon überzeugen, das Gebäude wieder an die Stadt zu verkaufen. Auch im Gemeinderat leistete Dagmar Kuster Überzeugungsarbeit, sodass es im Juli soweit war. Der Kaufvertrag wurde unterzeichnet, und die Stadt ist wieder Besitzerin der Alten Schule. Architekt Bernhard Lieb aus Hettingen wurde beauftragt, eine Bestandsaufnahme zu machen und festzustellen, welche Grundsanierungsmaßnahmen notwendig sind, beispielsweise neue Elektrik, Sanitärbereiche, Wand- und Bodenbeläge sowie die Umgestaltung des Geländes.
Geeignet für Praxisräume
„Ich kenne das Gebäude sehr genau, schließlich habe ich meine Schulkarriere hier begonnen“, sagt Bernhard Lieb und freut sich auf seine Aufgabe. Die klare Struktur der Innenarchitektur mit den zwei großen Klassenräumen und zwei weiteren Räumen im Erdgeschoss sowie der gradlinige Flur mit dem Treppenaufgang nach oben biete gute Planungsgrundlagen für Praxisräume.
Hans Pfister will mit seinen Helfern das Gebäude bis Ende des Monats leer räumen. Er hat sich an der Seenplatte in Mecklenburg-Vorpommern eine schlossähnliche, zwölf Hektar große Immobilie zugelegt und wird dorthin bald seinen Lebensmittelpunkt verlegen.