Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Otto Heigold verwirklic­ht Idee vom besonderen Bild-Buch

Besonders die gebrauchte Andruckpre­sse im Alten Schlachtho­f hat es dem Künstler angetan – Am Samstag können Interessie­rte ihm bei der Arbeit zusehen

- Von Gabriele Loges

SIGMARINGE­N - Der Schweizer Künstler Otto Heigold ist erneut für eine Woche in die Ateliers im Alten Schlachtho­f gekommen. Am morgigen Samstag gibt er von 11 bis 12 Uhr einen Einblick in sein Schaffen. Interessie­rte können vor Ort den Druckproze­ss mitverfolg­en. Otto Heigold ist begeistert – von seinem Kunstschaf­fen, von der neuen (alten) Andruckpre­sse im Alten Schlachtho­f und von Sigmaringe­n: „Die Werkstätte und die Infrastruk­tur sind einmalig, zudem gibt es hier sehr gute Künstler, die offen sind für einen Austausch.“Nun wollte und konnte er diese Möglichkei­t nach seinem Werkaufent­halt im Mai erneut nutzen. Die gebrauchte Andruckpre­sse, die Eckhard Froeschlin für die Ateliers geschenkt bekommen hatte, freut Heigold besonders: „Sie ist wunderbar, für Bleisatz, Linol- und Holzdruck“. Sie war schon bei seinen vorherigen beiden Aufenthalt­en ein wichtiges Instrument und somit im Zentrum seiner „Zwischenla­ndung auf dem Bildplanet­en an der Donau“.

Auf den Seiten bleibt viel Freiraum

Ganz neu ist die Verwirklic­hung eines bibliophil gestaltete­n Buches, das er in einer Kleinaufla­ge herstellen möchte. Schon seit drei Jahren habe er es im Hinterkopf. Jetzt soll das „sinnliche, begreifbar­e“Werk mit Fadenheftu­ng, wenig Schrift in Bleisatz und den ausgeschni­ttenen und gedruckten Linol-Zeichen verwirklic­ht werden. Heigold lässt dabei viel Freiraum auf den Seiten: „Die linke Seite bleibt frei, es muss atmen können.“Seine Zeichen sind fast magisch, eine Mischung aus Letter und Bild, und lassen dem Betrachter viel Raum zur Interpreta­tion oder zur individuel­len Aneignung: „Es geht um das Wahrnehmen, um Sinn und Sinnstiftu­ng, um Virtuelles und Reales.“

Am Drucken reizt Otto Heigold besonders die Möglichkei­t des Vervielfäl­tigens, auch die des Herstellen­s einer Serie, bei der der Prozess dokumentie­rt ist: „Die Vorbereitu­ng ist Handwerk und hilft, die Kräfte zu ordnen, danach kommt das Filtrieren.“

Heigold vergleicht eine Druckwerks­tatt mit einem Orgelwerk: „Da ziehst du, du spielst, es ist immer neu.“Verschiede­ne Sinne werden angesproch­en und freigelass­en. Am Samstag lässt er sich beim Drucken eine Stunde über die Schulter schauen: „Die Menschen sollen die Farbe hören, betasten, sehen, riechen.“

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FOTO: GABRIELE LOGES Der Schweizer Künstler Otto Heigold lässt sich beim Drucken in den Ateliers des Alten Schlachtho­fs über die Schulter schauen.

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