Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Otto Heigold verwirklicht Idee vom besonderen Bild-Buch
Besonders die gebrauchte Andruckpresse im Alten Schlachthof hat es dem Künstler angetan – Am Samstag können Interessierte ihm bei der Arbeit zusehen
SIGMARINGEN - Der Schweizer Künstler Otto Heigold ist erneut für eine Woche in die Ateliers im Alten Schlachthof gekommen. Am morgigen Samstag gibt er von 11 bis 12 Uhr einen Einblick in sein Schaffen. Interessierte können vor Ort den Druckprozess mitverfolgen. Otto Heigold ist begeistert – von seinem Kunstschaffen, von der neuen (alten) Andruckpresse im Alten Schlachthof und von Sigmaringen: „Die Werkstätte und die Infrastruktur sind einmalig, zudem gibt es hier sehr gute Künstler, die offen sind für einen Austausch.“Nun wollte und konnte er diese Möglichkeit nach seinem Werkaufenthalt im Mai erneut nutzen. Die gebrauchte Andruckpresse, die Eckhard Froeschlin für die Ateliers geschenkt bekommen hatte, freut Heigold besonders: „Sie ist wunderbar, für Bleisatz, Linol- und Holzdruck“. Sie war schon bei seinen vorherigen beiden Aufenthalten ein wichtiges Instrument und somit im Zentrum seiner „Zwischenlandung auf dem Bildplaneten an der Donau“.
Auf den Seiten bleibt viel Freiraum
Ganz neu ist die Verwirklichung eines bibliophil gestalteten Buches, das er in einer Kleinauflage herstellen möchte. Schon seit drei Jahren habe er es im Hinterkopf. Jetzt soll das „sinnliche, begreifbare“Werk mit Fadenheftung, wenig Schrift in Bleisatz und den ausgeschnittenen und gedruckten Linol-Zeichen verwirklicht werden. Heigold lässt dabei viel Freiraum auf den Seiten: „Die linke Seite bleibt frei, es muss atmen können.“Seine Zeichen sind fast magisch, eine Mischung aus Letter und Bild, und lassen dem Betrachter viel Raum zur Interpretation oder zur individuellen Aneignung: „Es geht um das Wahrnehmen, um Sinn und Sinnstiftung, um Virtuelles und Reales.“
Am Drucken reizt Otto Heigold besonders die Möglichkeit des Vervielfältigens, auch die des Herstellens einer Serie, bei der der Prozess dokumentiert ist: „Die Vorbereitung ist Handwerk und hilft, die Kräfte zu ordnen, danach kommt das Filtrieren.“
Heigold vergleicht eine Druckwerkstatt mit einem Orgelwerk: „Da ziehst du, du spielst, es ist immer neu.“Verschiedene Sinne werden angesprochen und freigelassen. Am Samstag lässt er sich beim Drucken eine Stunde über die Schulter schauen: „Die Menschen sollen die Farbe hören, betasten, sehen, riechen.“