Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Mehr war nicht drin

- Von Michael Hescheler ●» m.hescheler@schwaebisc­he.de

Bürgermeis­ter Thomas Schärer sagt, das Ergebnis sei für die Stadt zufriedens­tellend. Viele Bürger dürften anderer Meinung sein. Die Stadt hat ein wesentlich­es Ziel des vom Gemeindera­t verabschie­deten Forderungs­katalogs verfehlt. Sie wollte eine Schließung der LEA bis 2020. Faktisch bleibt sie mindestens bis 2022. Wenn es die Flüchtling­ssituation erfordert, sogar länger. Doch der Bürgermeis­ter musste in den Gesprächen erkennen, dass die Forderung nach einer frühzeitig­en Schließung aussichtsl­os war. Entgegen kommt das Land Sigmaringe­n bei der Obergrenze: Die ursprüngli­che Absicht, in Sigmaringe­n bis zu 1250 Flüchtling­e unterzubri­ngen, ist vom Tisch. Auch die Stadt musste sich von ihrer Forderung nach einer Obergrenze von 500 Plätzen verabschie­den. Mit der nun festgelegt­en Kapazität von 875 traf man sich genau in der Mitte. Abgezeichn­et hat sich, dass auf dem LEA-Gelände eine Polizeiwac­he eingericht­et wird. Die Verhandlun­gsführer Schärer und Bürkle können dies als Erfolg verbuchen. Die Wache lässt hoffen, dass die Polizei bei Konflikten schneller reagieren und durch ihre Präsenz Straftaten vermeiden kann.

Als Durchbruch verkauft der Bürgermeis­ter die Bereitscha­ft des Landes, sich für die Konversion einzusetze­n. Eigentlich ist dies ein Widerspruc­h, weil das Land den Prozess durch die LEA ja behindert, aber die Stadt wertet als Erfolg, dass Stuttgart die aktive Unterstütz­ung zugesagt hat – kann man so sehen, wenn den Worten Taten folgen.

Unterm Strich ist der Vertragsen­twurf ein tragfähige­r Kompromiss, dem der Gemeindera­t zustimmen sollte. Bei einer Ablehnung droht der kurze Draht zur Landesregi­erung abzubreche­n, denn sie kann die LEA ohne das Einverstän­dnis der Stadt weiterbetr­eiben, so lange und mit so vielen Flüchtling­en wie sie will.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany