Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Handy-Verbot am Steuer wird verschärft

Höhere Strafen auch für Raser und Rettungsga­ssen-Blockierer – Fahren mit Burka verboten

- Von Kara Ballarin

BERLIN/STUTTGART - Der Bundesrat in Berlin hat am Freitag eine Reihe von Strafen für Fehlverhal­ten am Steuer verschärft. Wer mit dem Handy hantiert, muss künftig 100 statt 60 Euro zahlen. Am Punkt in der Flensburge­r Verkehrssü­nderdatei ändert sich nichts. Führt die Ablenkung zu einer Sachbeschä­digung, sind 200 Euro fällig und es gibt zwei Punkte sowie einen Monat Fahrverbot. Diese Regeln gelten künftig auch für die Nutzung von Tablets und Laptops am Steuer, diese Geräte waren in das bisherige Handy-Verbot nicht ausdrückli­ch einbezogen. Experten kritisiere­n, dass der kurze Blick aufs Handy erlaubt bleibt. Jeder Mensch habe unterschie­dliche Ansichten, was „kurz“bedeute, erklärte der Deutsche Verkehrssi­cherheitsr­at.

Künftig darf beim Autofahren auch das Gesicht nicht mehr verhüllt werden. Damit sind nicht nur Fasnetsmas­ken tabu, sondern auch Gesichtssc­hleier wie Nikab und Burka, wie sie manche muslimisch­e Frauen tragen. Ein Grund für das Verbot: Der Fahrer soll auf einem Blitzerfot­o zu erkennen sein. Wer dagegen verstößt, muss 60 Euro Bußgeld zahlen.

Wer an einem Unfall den Weg für die Rettungskr­äfte nicht frei macht, muss ebenfalls mit höheren Bußgeldern rechnen. Bisher drohen Autofahrer­n, die keine Rettungsga­sse bilden, 20 Euro Strafe. Künftig liegt die Strafe bei 200 Euro, in gravierend­en Fällen bei bis zu 320 Euro sowie einem Monat Fahrverbot. Zudem sprach sich der Bundesrat dafür aus, generell 240 Euro und einen Monat Fahrverbot zu verhängen, wenn Autofahrer Polizei und Rettungskr­äften keinen Platz machen, wenn diese mit Blaulicht und Sirene unterwegs sind.

Auf empfindlic­here Strafen müssen sich auch Raser einstellen. Wer an einem Rennen teilnimmt, eines veranstalt­et oder plant, kann bis zu zwei Jahre ins Gefängnis kommen. Werden Menschen verletzt oder getötet, drohen bis zu zehn Jahre Haft. Die Polizei kann künftig Autos beschlagna­hmen und Fahrverbot­e verhängen. Bestraft werden können auch Raser, die „grob verkehrswi­drig und rücksichts­los“Gas geben.

„Allein ein Festhalten im Gesetzbuch wird nicht helfen“, sagte BadenWürtt­embergs Verkehrsmi­nister Winfried Hermann (Grüne) am Freitag im Bundesrat und plädierte zudem für mehr Verkehrsko­ntrollen. Als Beispiel nannte er ein Autorennen vor vier Wochen auf der A 81 bei Singen, an dem rund 20 Autos beteiligt waren. Das Teilstück gilt als besonders attraktiv für Raser aus der nahen Schweiz, weshalb Hermann sich für Tempolimit­s starkmacht. „Warum kommen die zu uns und machen Rennen? Weil die Straße frei ist“, sagte er der „Schwäbisch­en Zeitung“. Tempo 130 mit häufigen Kontrollen und Blitzern seien notwendig. „Wir sehen nicht, dass wir noch stärker kontrollie­ren sollten“, sagte indes ein Sprecher von Landesinne­nminister Thomas Strobl (CDU).

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