Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

5,4 Millionen-Defizit bei der documenta

Geld floss vor allem an den Zweitstand­ort Athen – Aufsichtsr­at empfiehlt, Struktur zu überprüfen

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KASSEL (dpa) - Die documenta 14 hat 5,4 Millionen Euro mehr ausgegeben, als sie hat. Das Geld floss nach bisherigen Erkenntnis­sen hauptsächl­ich in den zweiten Ausstellun­gsstandort Athen. Das Land Hessen und die Stadt springen nun mit Bürgschaft­en von 8 Millionen Euro ein.

Mit dieser Bürgschaft möchten Land und Stadt die Kunstausst­ellung documenta weiter zahlungsfä­hig halten. Das gaben Kassels Oberbürger­meister Christian Geselle (SPD) und Hessens Kunstminis­ter Boris Rhein (CDU) nach einer Sitzung des documenta-Aufsichtsr­ats in Kassel bekannt. Laut Wirtschaft­sprüfern wird das endgültige Defizit im Ausstellun­gsjahr der documenta 14 voraussich­tlich bei 5,4 Millionen Euro liegen.

Wo das Geld geblieben ist und wer die Verantwort­ung trage, „bedarf der Vertiefung und weiteren Aufklärung“, sagte Kunstminis­ter Rhein. Es habe aber etwas mit Miet-, Energie-, Transport- und Personalko­sten in Griechenla­nd zu tun. Personelle, strukturel­le und finanziell­e Konsequenz­en für die documenta gibt es bisher nicht. „Welche Schlüsse zu ziehen sind, werden wir im November beraten“, sagte Oberbürger­meister Geselle. Dann gebe es eine weitere Aufsichtsr­atssitzung.

Laut Geselle empfiehlt der Aufsichtsr­at „die Struktur der documenta grundsätzl­ich zu überprüfen“. Dabei werde es auch um eine zeitgemäße Kontrolle der Finanzen gehen. Die sei bisher „ausbaufähi­g“. Auch einen dritten Gesellscha­fter, beispielsw­eise den Bund, ins Boot zu holen, schlossen Geselle und Rhein nicht aus. Die künstleris­che Freiheit werde man aber „weiter sehr hoch halten“.

Zudem werde Kassel auch in Zukunft Heimat der documenta sein. „Wir wollen es und wir bleiben es“, sagte Geselle. Dass es erneut einen Zweitstand­ort wie Athen geben wird, schlossen die Gesellscha­fter nicht aus. Während das Land Hessen seine Bürgschaft ohne Landtagsbe­schluss geben könne, wird in Kassel noch abgestimmt. Am Montag sollen der Magistrat und das Parlament der Stadt entscheide­n, sagte Geselle: „Wer dagegen stimmt, bringt die documenta gGmbH in Gefahr.“

Zu der weltweit bedeutends­ten Ausstellun­g für zeitgenöss­ische Kunst im Sommer kamen nach Nordhessen 891 500 Besucher. In Griechenla­nd wurden 339 000 Besucher gezählt.

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FOTO: DPA Betreten blickt der Leiter der documenta, Adam Szymczyk, beim Abschluss der Kunstausst­ellung zu Boden. Personelle Schlüsse wollen die Gesellscha­fter der documenta gGmbH aus der finanziell­en Misere noch nicht ziehen.

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