Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Gemeinderat sagt Ja zur Hängebrücke
Gesamtkosten betragen rund 940 000 Euro – Inzigkofen muss davon 330 000 Euro tragen
INZIGKOFEN - Die Inzigkofer Gemeinderäte haben mit großer Mehrheit dem Bau einer Hängebrücke über die Donau und eines Fußgängerstegs über die Bahngleise bei der Eremitage zugestimmt. Es gab eine Gegenstimme (Bruno Dreher) und zwei Enthaltungen. Die Gesamtkosten belaufen sich auf rund 940 000 Euro. Der Eigenanteil der Gemeinde wird etwa 330 000 Euro betragen. Die Arbeiten sollen im kommenden Januar oder Februar beginnen. Eine Fertigstellung ist für Mai oder Juni
2018 angedacht.
Die Gemeinde hatte die Arbeiten noch einmal ausgeschrieben, da das frühere Angebot mit rund 970 000 Euro Gesamtkosten deutlich über dem kalkulierten Kostenansatz von
570 000 Euro lag. Durch die zweite Ausschreibung erhoffte sich die Gemeinde eine Kostenersparnis. „Es ging nur eine geringe Anzahl an Angeboten ein. Das Ergebnis war alles andere als erhofft“, sagte Bürgermeister Bernd Gombold. Die neue Gesamtsumme falle nur rund 30 000 Euro geringer aus als beim vorherigen Angebot.
Die Verwaltung hatte es jedoch geschafft, mit potenziellen Zuschussgebern höhere Fördermittel auszuhandeln. So werde der Zuschuss aus dem Leader-Förderprogramm um rund 150 000 Euro auf
346 800 Euro aufgestockt. Das Regierungspräsidium Tübingen müsse dem jedoch noch zustimmen. Insgesamt seien rund 610 000 Euro an Fördermitteln für das Projekt in Aussicht gestellt, was einer Förderquote von 65 Prozent entspreche, berichtete Gombold. Er fügte an, dass die Gemeinde bisher rund 122 000 Euro in das Vorhaben investiert habe.
Gemeinderat Ekkehard Futterer sprach von einem Dilemma: „Drei Jahre sind vergangen, wir haben lange diskutiert. Wir können nicht zurück.“Er ärgerte sich, dass die tatsächlichen Kosten die kalkulierten oft bei Weitem übersteigen. Thorsten Rehe vom Planungsbüro Breinlinger nahm zu der gravierenden Kostenabweichung gegenüber der Kalkulation Stellung. Vor allem die enorme Auslastung der Baufirmen, Preissteigerungen beim Stahlbau und die Unwägbarkeit des Geländes seien dafür verantwortlich. Die damalige Berechnung beruhe auf realistischen Marktpreisen.
Rat Winfried Köpfer sprach sich für den Bau der Brücke aus. „Bei den Zahlen kommt keine Freude auf. Freude kommt erst auf, wenn das Bauwerk fertig ist.“Köpfer hätte sich gewünscht, dass sich das Haus Hohenzollern an den Kosten beteiligt und 50 000 bis 100 000 Euro beigesteuert hätte. Bei einem Zuschussanteil von mehr als 600 000 Euro könne man jetzt keinen Rückzieher mehr machen, sagte Köpfer.
Wulf Dullenkopf wollte wissen, ob sich die Gemeinde dieses teure Projekt leisten könne. Wichtige andere Projekte dürften deswegen nicht gefährdet werden, forderte er. Kämmerer Gerald Balle sagte, dass die Finanzlage der Gemeinde diese Investition zulasse. „Auf der Zielgeraden verlässt uns das Glück“, sagte Gerhard Klein. Er pochte darauf, dass bei dem Vorhaben genau die Kosten eingehalten werden sollen. „Selbstverständlich“, entgegnete Ingenieur Rehe. „Wir können gar nicht mehr zurück“, sagte Petra Keller und sprach von einem „tollen Projekt“, das sie voll unterstütze.
Bruno Dreher sprach sich gegen das Vorhaben aus. „Vor drei Jahren hätten wir bei 940 000 Euro klar Nein gesagt.“Eine Kostenübersteigung von 20 bis 30 Prozent sei okay, aber bei 80 Prozent Mehrkosten müssten Fehler gemacht worden sein, meinte Dreher. „Haben Sie bei ihren Berechnungen einen Teil vergessen?“, fragte Dreher Ingenieur Rehe. „Wir haben nach bestem Wissen und Gewissen die Preise kalkuliert“, entgegnete dieser. Die enormen Preissteigerungen der vergangenen Jahre, weil man kaum noch verfügbare Baufirmen für Aufträge finde, seien nicht vorhersehbar gewesen. Bei anderen Projekten habe Rehe auch Kostensteigerungen von bis zu 140 Prozent erlebt.
Gemeinderat Hubert Scherer nannte es einen Fehler, wenn die Gemeinde auf einen Zuschuss in Höhe von zwei Dritteln der Gesamtkosten verzichten würde. „Wir können nicht noch weiter rumeiern, wir müssen das Ding jetzt durchziehen. Wir kriegen keine besseren Preise“, sagte Scherer. René Laplace bescheinigte dem Projekt eine Strahlkraft über den Landkreis hinaus: „Wir können so ein Projekt meistern.“
Frank Dreher schlug vor, dem Bau nur unter dem Vorbehalt zuzustimmen, dass der höhere Leader-Zuschuss auch bewilligt würde. Dies wurde bei der Abstimmung berücksichtigt. „Man muss die Dinge anpacken, wenn sie kommen“, sagte Bürgermeister Gombold. „Wir schultern das, ohne dass wir ein Projekt hintanstellen müssen.“
Die Hängebrücke und die Fußgängerbrücke über die Gleise wird die Firma Oschwald aus Meßkirch errichten. Die Erd-, Spezialtief- und Massivbauarbeiten für die Fußgängerbrücke über die Bahnlinie wird die Firma Rebau aus Inzigkofen übernehmen. Die landschaftsgärtnerischen Arbeiten führt die Firma Rumland aus Amtzell aus.
„Vor drei Jahren hätten wir bei 940 000 Euro klar Nein gesagt“, sagt Gemeinderat Bruno Dreher während der Diskussion.