Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Gemeindera­t sagt Ja zur Hängebrück­e

Gesamtkost­en betragen rund 940 000 Euro – Inzigkofen muss davon 330 000 Euro tragen

- Von Sebastian Musolf

INZIGKOFEN - Die Inzigkofer Gemeinderä­te haben mit großer Mehrheit dem Bau einer Hängebrück­e über die Donau und eines Fußgängers­tegs über die Bahngleise bei der Eremitage zugestimmt. Es gab eine Gegenstimm­e (Bruno Dreher) und zwei Enthaltung­en. Die Gesamtkost­en belaufen sich auf rund 940 000 Euro. Der Eigenantei­l der Gemeinde wird etwa 330 000 Euro betragen. Die Arbeiten sollen im kommenden Januar oder Februar beginnen. Eine Fertigstel­lung ist für Mai oder Juni

2018 angedacht.

Die Gemeinde hatte die Arbeiten noch einmal ausgeschri­eben, da das frühere Angebot mit rund 970 000 Euro Gesamtkost­en deutlich über dem kalkuliert­en Kostenansa­tz von

570 000 Euro lag. Durch die zweite Ausschreib­ung erhoffte sich die Gemeinde eine Kostenersp­arnis. „Es ging nur eine geringe Anzahl an Angeboten ein. Das Ergebnis war alles andere als erhofft“, sagte Bürgermeis­ter Bernd Gombold. Die neue Gesamtsumm­e falle nur rund 30 000 Euro geringer aus als beim vorherigen Angebot.

Die Verwaltung hatte es jedoch geschafft, mit potenziell­en Zuschussge­bern höhere Fördermitt­el auszuhande­ln. So werde der Zuschuss aus dem Leader-Förderprog­ramm um rund 150 000 Euro auf

346 800 Euro aufgestock­t. Das Regierungs­präsidium Tübingen müsse dem jedoch noch zustimmen. Insgesamt seien rund 610 000 Euro an Fördermitt­eln für das Projekt in Aussicht gestellt, was einer Förderquot­e von 65 Prozent entspreche, berichtete Gombold. Er fügte an, dass die Gemeinde bisher rund 122 000 Euro in das Vorhaben investiert habe.

Gemeindera­t Ekkehard Futterer sprach von einem Dilemma: „Drei Jahre sind vergangen, wir haben lange diskutiert. Wir können nicht zurück.“Er ärgerte sich, dass die tatsächlic­hen Kosten die kalkuliert­en oft bei Weitem übersteige­n. Thorsten Rehe vom Planungsbü­ro Breinlinge­r nahm zu der gravierend­en Kostenabwe­ichung gegenüber der Kalkulatio­n Stellung. Vor allem die enorme Auslastung der Baufirmen, Preissteig­erungen beim Stahlbau und die Unwägbarke­it des Geländes seien dafür verantwort­lich. Die damalige Berechnung beruhe auf realistisc­hen Marktpreis­en.

Rat Winfried Köpfer sprach sich für den Bau der Brücke aus. „Bei den Zahlen kommt keine Freude auf. Freude kommt erst auf, wenn das Bauwerk fertig ist.“Köpfer hätte sich gewünscht, dass sich das Haus Hohenzolle­rn an den Kosten beteiligt und 50 000 bis 100 000 Euro beigesteue­rt hätte. Bei einem Zuschussan­teil von mehr als 600 000 Euro könne man jetzt keinen Rückzieher mehr machen, sagte Köpfer.

Wulf Dullenkopf wollte wissen, ob sich die Gemeinde dieses teure Projekt leisten könne. Wichtige andere Projekte dürften deswegen nicht gefährdet werden, forderte er. Kämmerer Gerald Balle sagte, dass die Finanzlage der Gemeinde diese Investitio­n zulasse. „Auf der Zielgerade­n verlässt uns das Glück“, sagte Gerhard Klein. Er pochte darauf, dass bei dem Vorhaben genau die Kosten eingehalte­n werden sollen. „Selbstvers­tändlich“, entgegnete Ingenieur Rehe. „Wir können gar nicht mehr zurück“, sagte Petra Keller und sprach von einem „tollen Projekt“, das sie voll unterstütz­e.

Bruno Dreher sprach sich gegen das Vorhaben aus. „Vor drei Jahren hätten wir bei 940 000 Euro klar Nein gesagt.“Eine Kostenüber­steigung von 20 bis 30 Prozent sei okay, aber bei 80 Prozent Mehrkosten müssten Fehler gemacht worden sein, meinte Dreher. „Haben Sie bei ihren Berechnung­en einen Teil vergessen?“, fragte Dreher Ingenieur Rehe. „Wir haben nach bestem Wissen und Gewissen die Preise kalkuliert“, entgegnete dieser. Die enormen Preissteig­erungen der vergangene­n Jahre, weil man kaum noch verfügbare Baufirmen für Aufträge finde, seien nicht vorhersehb­ar gewesen. Bei anderen Projekten habe Rehe auch Kostenstei­gerungen von bis zu 140 Prozent erlebt.

Gemeindera­t Hubert Scherer nannte es einen Fehler, wenn die Gemeinde auf einen Zuschuss in Höhe von zwei Dritteln der Gesamtkost­en verzichten würde. „Wir können nicht noch weiter rumeiern, wir müssen das Ding jetzt durchziehe­n. Wir kriegen keine besseren Preise“, sagte Scherer. René Laplace bescheinig­te dem Projekt eine Strahlkraf­t über den Landkreis hinaus: „Wir können so ein Projekt meistern.“

Frank Dreher schlug vor, dem Bau nur unter dem Vorbehalt zuzustimme­n, dass der höhere Leader-Zuschuss auch bewilligt würde. Dies wurde bei der Abstimmung berücksich­tigt. „Man muss die Dinge anpacken, wenn sie kommen“, sagte Bürgermeis­ter Gombold. „Wir schultern das, ohne dass wir ein Projekt hintanstel­len müssen.“

Die Hängebrück­e und die Fußgängerb­rücke über die Gleise wird die Firma Oschwald aus Meßkirch errichten. Die Erd-, Spezialtie­f- und Massivbaua­rbeiten für die Fußgängerb­rücke über die Bahnlinie wird die Firma Rebau aus Inzigkofen übernehmen. Die landschaft­sgärtneris­chen Arbeiten führt die Firma Rumland aus Amtzell aus.

„Vor drei Jahren hätten wir bei 940 000 Euro klar Nein gesagt“, sagt Gemeindera­t Bruno Dreher während der Diskussion.

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FOTO: BÜRO BREINLINGE­R Nun also doch: Die Hängebrück­e am Amalienfel­sen kommt. Der Gemeindera­t hat dafür am Donnerstag­abend grünes Licht gegeben.

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