Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Sollen die Brücken zu diesem Preis gebaut werden?
Gut, dass sich der Inzigkofer Gemeinderat zur Hängebrücke bekannt hat. Zum Glück unterlag er nicht der Versuchung, den Rotstift anzusetzen. Dies wäre kleinkariert und kurzsichtig gewesen, denn ein Zukunftsprojekt wie die Hängebrücke wird nicht nur der Gemeinde Inzigkofen sondern dem gesamten Oberen Donautal touristisch einen Schub geben – zumal es sich die Gemeinde leisten kann, wie die Rathausführung vorrechnete. Die Kindergärten oder die Feuerwehr bekommen deswegen nicht weniger Geld.
Die Vorteile des Projekts: Momentan gelangen Besucher des fürstlichen Parks vom Amalienfelsen nicht auf die andere Donauseite. Es bleibt ihnen nur der umständliche Umweg flussabwärts über Laiz oder flussaufwärts über den Nickhof. Künftig vergrößert sich der Radius der Parkbesucher erheblich und der Park kann auch von der anderen Donauseite betreten werden. Nicht nur Wanderer haben dadurch einen riesigen Vorteil, auch der lebensgefährliche Weg über die Bahnschienen beim Parkplatz wird durch die Fußgängerbrücke beseitigt. Allein aus diesem Grund ist die Investition absolut notwendig.
Ein Aufschieben wäre keine Alternative gewesen: Wer weiß, wann die Baukonjunktur abflacht und ob die Preise sinken? Nicht, dass man den Inzigkofern die Freude an ihrer Hängebrücke vermiesen will, aber fast eine Million Euro ist ein stolzer Preis für ein Bauwerk, das man nicht zwingend haben muss. „Nice to have“– schön zu haben, aber...
Wer hätte nicht gerne einen tollen Wagen in der Garage, nimmt dann aber aus Kostengründen von einer Anschaffung Abstand. Es geht dabei nicht allein darum, ob man seinen Wunsch finanzieren kann, sondern auch darum, ob das sinnvoll ist. Eine Förderung von 65 Prozent ist natürlich ein großer Anreiz, aber dieses Geld besteht ebenfalls aus Steuergeldern. Vielleicht gäbe es wichtigere Dinge, die damit zu finanzieren wären. Ohnehin kauft man in der Regel auch kein Gold oder Aktien, wenn der Preis zu hoch ist. Also hätte man warten müssen, bis die Preise wieder fallen und der aktuelle Bauboom sich etwas abkühlt. Welche preislichen Differenzen da zustande kommen sieht man ja am ursprünglich kalkulierten Preis von 570 000 Euro. Manchmal hat man keine Wahl und muss in den sauren Apfel beißen, hier aber hätte man die Wahl gehabt, Zuschuss hin oder her.
Die Frage ist, wieviele Leute ziehen einen Nutzen aus dieser Brücke? Die Wanderer, vielleicht der eine oder andere Gastronom und ein paar Fußgänger. Das ist für eine knappe Million sehr luxuriös.