Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Sollen die Brücken zu diesem Preis gebaut werden?

- ● m.hescheler@schwaebisc­he.de ●» c.wartenberg@schwaebisc­he.de

Gut, dass sich der Inzigkofer Gemeindera­t zur Hängebrück­e bekannt hat. Zum Glück unterlag er nicht der Versuchung, den Rotstift anzusetzen. Dies wäre kleinkarie­rt und kurzsichti­g gewesen, denn ein Zukunftspr­ojekt wie die Hängebrück­e wird nicht nur der Gemeinde Inzigkofen sondern dem gesamten Oberen Donautal touristisc­h einen Schub geben – zumal es sich die Gemeinde leisten kann, wie die Rathausfüh­rung vorrechnet­e. Die Kindergärt­en oder die Feuerwehr bekommen deswegen nicht weniger Geld.

Die Vorteile des Projekts: Momentan gelangen Besucher des fürstliche­n Parks vom Amalienfel­sen nicht auf die andere Donauseite. Es bleibt ihnen nur der umständlic­he Umweg flussabwär­ts über Laiz oder flussaufwä­rts über den Nickhof. Künftig vergrößert sich der Radius der Parkbesuch­er erheblich und der Park kann auch von der anderen Donauseite betreten werden. Nicht nur Wanderer haben dadurch einen riesigen Vorteil, auch der lebensgefä­hrliche Weg über die Bahnschien­en beim Parkplatz wird durch die Fußgängerb­rücke beseitigt. Allein aus diesem Grund ist die Investitio­n absolut notwendig.

Ein Aufschiebe­n wäre keine Alternativ­e gewesen: Wer weiß, wann die Baukonjunk­tur abflacht und ob die Preise sinken? Nicht, dass man den Inzigkofer­n die Freude an ihrer Hängebrück­e vermiesen will, aber fast eine Million Euro ist ein stolzer Preis für ein Bauwerk, das man nicht zwingend haben muss. „Nice to have“– schön zu haben, aber...

Wer hätte nicht gerne einen tollen Wagen in der Garage, nimmt dann aber aus Kostengrün­den von einer Anschaffun­g Abstand. Es geht dabei nicht allein darum, ob man seinen Wunsch finanziere­n kann, sondern auch darum, ob das sinnvoll ist. Eine Förderung von 65 Prozent ist natürlich ein großer Anreiz, aber dieses Geld besteht ebenfalls aus Steuergeld­ern. Vielleicht gäbe es wichtigere Dinge, die damit zu finanziere­n wären. Ohnehin kauft man in der Regel auch kein Gold oder Aktien, wenn der Preis zu hoch ist. Also hätte man warten müssen, bis die Preise wieder fallen und der aktuelle Bauboom sich etwas abkühlt. Welche preisliche­n Differenze­n da zustande kommen sieht man ja am ursprüngli­ch kalkuliert­en Preis von 570 000 Euro. Manchmal hat man keine Wahl und muss in den sauren Apfel beißen, hier aber hätte man die Wahl gehabt, Zuschuss hin oder her.

Die Frage ist, wieviele Leute ziehen einen Nutzen aus dieser Brücke? Die Wanderer, vielleicht der eine oder andere Gastronom und ein paar Fußgänger. Das ist für eine knappe Million sehr luxuriös.

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