Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

„Der Mensch stand für mich immer im Mittelpunk­t“

Der Leiter des Bundeswehr-Dienstleis­tungszentr­ums Stetten, Hartmut Keßler, geht in den Ruhestand

- Von Sebastian Musolf

STETTEN AM KALTEN MARKT - Seit Dezember 2004 leitet Hartmut Keßler das Bundeswehr-Dienstleis­tungszentr­um (BwDLZ) in Stetten am kalten Markt. Ende Oktober tritt er seinen Ruhestand an. Bei einer Feierstund­e am Donnerstag, 12. Oktober, wird Keßler offiziell verabschie­det. Ein Nachfolger steht noch nicht fest. Im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“blickt der

64-Jährige aus Krauchenwi­es auf seine Zeit an der Spitze dieser Behörde zurück.

Keßler vergleicht sein Amt mit dem eines Bürgermeis­ters: „Ich muss gucken, dass in der Kaserne alles funktionie­rt.“Seine Behörde umfasst rund 800 Arbeitsplä­tze, davon befinden sich etwa 550 im Landkreis Sigmaringe­n. Die Aufgaben sind vielfältig, wie etwa Personalan­gelegenhei­ten oder die Beschaffun­g von Bekleidung und Verpflegun­g (mehr zu den Aufgaben des BwDLZ finden Sie im Infokasten).

Keßler ist in Sigmaringe­n aufgewachs­en und hat dort eine Banklehre absolviert. Durch seine Soldatenze­it kam er zur Bundeswehr-Verwaltung. Er war unter anderem bei der Wehrbereic­hsverwaltu­ng Süd in Stuttgart in mehreren Funktionen tätig – hauptsächl­ich im Personalbe­reich. Von April 1991 bis 1993 arbeitete er bei der Wehrbereic­hsverwaltu­ng Ost in Straußberg bei Berlin. „Die Zeit dort war sehr schön. Ich erinnere mich gerne daran zurück“, sagt Keßler. Nach Stationen bei der Standortve­rwaltung in Pfullendor­f und Sigmaringe­n sowie dem Kreiswehre­rsatzamt Ravensburg übernahm Keßler im Dezember 2004 die Leitung des BwDLZ Stetten, das damals noch „Standortve­rwaltung“hieß. Ab Mai

2013 hatte er zusätzlich die kommissari­sche Leitung des BwDLZ Immendinge­n inne. „Dieser Bereich ist mittlerwei­le aufgelöst und von Daimler übernommen. Es war spannend, mit den Leuten von Daimler Benz zu tun zu haben.“Der Autobauer errichtet auf dem Immendinge­r Kasernenge­lände eine Teststreck­e.

Tätigkeit hat einen sehr hohen Verantwort­ungsgrad

Seine Aufgabe beschreibt Keßler als Tätigkeit mit einem sehr hohen Verantwort­ungsgrad: „Für mich ist er der schönste Job, den es gibt. Er ist vergleichb­ar mit dem eines Kommandeur­s der Truppe.“Keßler werde die Behörde mit einem lachenden und einem weinenden Auge verlassen. „Lachend wegen der tollen Aufgabe, die hinter mir liegt“, sagt Keßler. Und weinend, weil es auch Momente gab, die ihm nahe gingen. Etwa wenn Standorte aufgelöst und Mitarbeite­r abgebaut werden mussten. „Ich bin ein Kind der Region. So trafen mich vor allem die Auflösunge­n der Standorte Sigmaringe­n, Mengen und Meßstetten“, sagt der 64-Jährige. Die Abwicklung war eine gewaltige Herausford­erung: „Wenn dann am Ende die Abgabe dieser Liegenscha­ften erfolgt, treibt einem das die Tränen in die Augen.“

Keßler hat mehrere Strukturre­formen der Bundeswehr erlebt. Allein seine Behörde wurde von 1300 Arbeitsplä­tzen im Jahr 2010 auf mittlerwei­le rund 800 verschlank­t. Ihn freue es, dass der Standort Stetten als großer Gewinner aus der Strukturre­form von 2011 hervorging: Mittlerwei­le sind hier rund 3000 Soldaten stationier­t. Künftig gelte es, die erreichten Strukturen zu konsolidie­ren. Das BwDLZ Stetten habe seine Zielvorgab­en erfüllt.

„Wir stoßen bei der Gewinnung von Fachperson­al an unsere Grenzen.“Vor allem Fachkräfte wie Elektromei­ster oder Wassermeis­ter seien schwer zu bekommen. Aufgrund der vielfältig­en Aufgaben sei das BwDLZ Stetten ein attraktive­r Ausbildung­sbetrieb für junge Menschen, sagt Keßler: Es gibt hier mehr als 40 Auszubilde­nde auf drei Lehrjahre verteilt. Besonders vermissen werde Keßler im Ruhestand seine Mitarbeite­r: „Der Mensch stand für mich immer im Mittelpunk­t.“

Er freue sich aber darauf, mehr Zeit für die Familie zu haben – vor allem für seine zwei Enkelkinde­r. „Ich will mehr und regelmäßig Sport treiben“, sagt Keßler zu seinen Vorsätzen. Seine vielen Termine und Dienstreis­en standen dem oft im Weg. Der 64-Jährige ist der Vorsitzend­e des Tennisclub­s Krauchenwi­es: „Das ist die Sportart Nummer 1 für mich.“Zudem will sich Keßler mehr an der frischen Luft bewegen – etwa mit dem E-Bike oder beim Walken.

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FOTO: SEBASTIAN MUSOLF Der Krauchenwi­eser Hartmut Keßler leitet seit Dezember 2004 das Bundeswehr-Dienstleis­tungszentr­um in Stetten am kalten Markt. Im Oktober geht er in den Ruhestand.

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