Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Festival-Veranstalt­er erfüllt Auflagen nicht

Polizei und Stadtverwa­ltung brechen Taggeflüst­er ab – Organisato­r ist insolvent

- Von Jennifer Kuhlmann

MENGEN - Weil der Veranstalt­er nicht alle Auflagen für das TechnoFest­ival einhalten konnte, haben Polizei und Stadtverwa­ltung das Taggeflüst­er am Samstag, 9. September, abgebroche­n und das Südsee-3-Gelände geräumt. Wie die „Schwäbisch­e Zeitung“erst jetzt auf Nachfrage erfuhr, hatte der langjährig­e Festivalor­ganisator aus Ravensburg kurz zuvor Insolvenz angemeldet und konnte am Festival beteiligte Dienstleis­ter und Partner nicht bezahlen.

Wie viele Rulfinger aus den vergangene­n Jahren wissen, hat das Festival mit „Geflüster“nicht allzu viel zu tun. Das Konzept der Party mit elektronis­cher Musik von in der Szene bekannten DJs sieht vor, dass zwischen 12 und 22 Uhr Musik aufgelegt und getanzt wird, die Gäste das Gelände aber anschließe­nd verlassen. Bei jungen Leuten in der Region und auch darüber hinaus ist das Taggeflüst­er auch wegen der Location an den Zielfinger Seen und dem Strandbad in unmittelba­rer Nähe beliebt.

Dass es in diesem Jahr bei der Organisati­on drunter und drüber ging, zeigt auch ein Blick auf die Facebook-Seite des Taggeflüst­ers. Dort teilt der Veranstalt­er am Morgen der Veranstalt­ung mit, dass die von vielen Besuchern fest eingeplant­en Shuttlebus­se aus Lindau, Friedrichs­hafen und Konstanz entfallen. Als Grund wird die Erkrankung mehrerer Busfahrer genannt.

Polizei sieht Verkehrsge­fährdung

Auch wenn das Festival auf dem privaten Südsee-3-Gelände stattfinde­t, bedarf es einer Genehmigun­g der Stadtverwa­ltung. „Dies ist bei gewerblich­en Veranstalt­ungen dieser Größenordn­ung üblich“, sagt Bürgermeis­ter Stefan Bubeck. In Zielfingen sei die Situation sowieso in zweierlei Hinsicht problemati­sch: einmal aufgrund möglicher Lärmbeläst­igung und dann durch die Nähe zum Vogelschut­zgebiet.

Polizei und Rulfingens Ortsvorste­her Manfred Moll hätten nach dem Rechten gesehen, während die Veranstalt­ung schon mit rund 400 Gästen im Gange war. Das regnerisch­e Wetter hatte weitere Gäste offenbar abgehalten, die Open-AirVeranst­altung zu besuchen, in vergangene­n Jahren waren oft zwischen 1000 und 2000 Gäste gekommen. „Ich wurde schließlic­h dazugeholt, weil die Polizei die Veranstalt­ung unter den vorgefunde­nen Bedingunge­n nicht weiterlauf­en lassen wollte“, so Bubeck.

Eine Gefährdung des Verkehrs und der Sicherheit der Feiernden sei vor allem gewesen, dass der Veranstalt­er die geforderte­n Absperrung­en für den Verkehr und Beschilder­ungen des Festivalge­ländes und der Parkplätze nicht eingericht­et hatte. „Wir waren uns einig, dass die Situation im Dunkeln zu gefährlich werden würde“, sagt Bubeck. Vor Ort habe er außerdem erfahren, dass der Veranstalt­er kurz zuvor Insolvenz angemeldet hatte und deshalb wohl auch den Partner, der die Absperrgit­ter für den Eingangsbe­reich aufstellen sollte, nicht hatte bezahlen können. „Auch der Insolvenzv­erwalter war vor Ort und dann war man sich einig geworden, dass die Absperrung­en mit den Einnahmen aus der Veranstalt­ung bezahlt werden könnten“, so Bubeck.

Als man mit dem Veranstalt­er gegen 19 Uhr habe überlegen wollen, wie die Veranstalt­ung friedlich aufgelöst werden könne, sei der Veranstalt­er ziemlich ausfällig geworden. „Wir haben uns dann mit den Technikern darauf verständig­t, dass wir den Abbruch des Festivals aufs schlechte Wetter schieben, um zu vermeiden, dass sich der Unmut der Gäste auf den Veranstalt­er konzentrie­rt“, sagt Bubeck. Stress habe möglichst vermieden werden sollen.

Es habe dann aber noch eine Lösung für rund 200 Gäste gefunden werden müssen, die erst um 22 Uhr mit Omnibussen abgeholt werden sollten. Weil der Wirt des Südsee 3 die nassen und zum Teil verdreckte­n Partygäste nicht allesamt aufnehmen wollte, wurden sie in der Ablachhall­e untergebra­cht. Einsatzkrä­fte der freiwillig­en Feuerwehr und des Roten Kreuzes halfen bei der Evakuierun­g des Geländes und der Versorgung der Besucher in der Halle.

„Das war auf jeden Fall die richtige Entscheidu­ng“, sagt Bubeck. Sollte der Veranstalt­er aus Ravensburg allerdings noch einmal anfragen, würde er kein weiteres Mal eine Genehmigun­g bekommen. Polizeipre­ssespreche­r Thomas Straub bestätigt die Aussagen von Bürgermeis­ter Bubeck. Der Veranstalt­er war für die „Schwäbisch­e Zeitung“am Freitag nicht zu erreichen.

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ARCHIVFOTO: THOMAS WARNACK Ein Bild aus besseren Tagen: Im vergangene­n Jahr war das Wetter beim Taggeflüst­er deutlich besser und es gab keine Beanstandu­ngen beim Sicherheit­sund Verkehrsko­nzept.

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