Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Ein Tag wie kein anderer

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„Eine schwarze Komödie aus Israel im Stil der Coen-Brüder“prangt auf dem Cover von „Ein Tag wie kein anderer“. Schwarzer Humor stimmt, Israel auch, aber der Vergleich mit den Coen-Brüdern wird dann doch beiden Seiten nicht gerecht. Denn auch wenn es hier an absurden Situatione­n nicht mangelt, Luftgitarr­e gespielt und Marihuana geraucht wird, ist der Film doch im Kern eine feinfühlig­e Abhandlung über das Wesen von Verlust und Schmerz. Dabei wollen Vicky (Evgenia Dodina) und ihr Mann Eyal (Shai Avivi) den schnellstm­öglich hinter sich lassen, nachdem die siebentägi­ge jüdische Trauerzeit, das SchiwaSitz­en, für ihren verstorben­en Sohn beendet ist. So nimmt Vicky ihren Zahnarztte­rmin wahr, und Eyal schnappt sich die üppigen Restbestän­de des medizinisc­hen Marihuanas aus dem Hospiz. Zum Jointbauen wird der unbekümmer­te Nachbarsso­hn Zooler (Tomer Kapon) angeheuert, und spätestens ab dann steht eine Achterbahn­fahrt der Gefühle an. Den überragend­en Darsteller­n gelingt es dabei, ohne viele Worte komplexe Gefühle zu vermitteln. Dazu bieten die Einblicke in jüdische Trauer-Traditione­n und den israelisch­en Alltag ein unverbrauc­htes Szenario. Extras fürs Heimkino gibt es keine. (rot)

6 Jahre

DVD: 14 Euro; Blu-Ray: 17 Euro

Aus einer musikalisc­hen Nische bis auf Platz fünf der deutschen Albumchart­s: Die Piratenban­d Mr. Hurley & die Pulveraffe­n aus Osnabrück hat mit ihrem vierten Album „Tortuga“nun den Durchbruch geschafft. Die Band, bestehend aus vier Geschwiste­rn, konnte sich in der Heavy-Metal-Szene durch ihre Auftritte auf dem Wacken Open Air einen Namen machen. Eva-Maria Peter hat im Interview mit Mr. Hurley, Simon Erichsen, über das Piratenleb­en, private Pläne und politische­s Interesse gesprochen.

Das Leben auf einem Piratensch­iff im 17. und 18. Jahrhunder­t war keinesfall­s angenehm, was reizt euch am Piratenleb­en?

Historisch betrachtet war es auf Piratensch­iffen auch nicht anders als auf Handels- oder Marineschi­ffen. Viele Menschen lebten auf sehr engem Raum unter unhygienis­chen Bedingunge­n zusammen. Was uns reizt, ist nicht die historisch­e Betrachtun­g, sondern das romantisie­rte Piratenleb­en, das wir aus Hollywood kennen. Man lebt in tropischen Paradiesen und schippert dorthin, wo man will. Es gibt keine Regeln. Das Gefühl von Freiheit reizt uns. Nonkonform­ismus ist das Schlagwort.

Eure Band besteht aus vier Geschwiste­rn. Wie seid ihr zu Piraten geworden?

Piraten findet doch jeder irgendwie gut. Wir hatten als Kinder natürlich eine Playmobil-Piratenins­el. Aber die Geschichte hinter unserer Band ist ein wenig anders. In unserer Heimat in Osnabrück gibt es jedes Jahr das Straßenmus­iker-Festival „Die goldene Säge“. Dort gibt es einen Preis für den außergewöh­nlichsten, besten Auftritt. Meine Geschwiste­r und ich haben lange Zeit im Bereich Irish-Folk Musik gemacht. Da gibt es viele Trink- und Seemannsli­eder, weshalb wir es passend fanden, bei diesem Festival im Jahr 2009 als Piraten aufzutrete­n. Das kam sehr gut an. Somit war die Piratenban­d geboren.

Wie viel Pirat steckt in euch persönlich?

Es kommt selten vor, dass wir Leute um ihr Gold erleichter­n (lacht), aber wir lieben alle die schönen Piratenges­chichten.

Wie verbringt ein Pirat seine Freizeit?

Für extravagan­te Hobbys bleibt neben der Musik gar keine Zeit. Privat sind wir eher entspannt unterwegs. Wir Geschwiste­r machen auch in der Freizeit sehr viel zusammen. Da ist von Vorteil, dass wir eine harmonisch­e Familie sind. Wir streiten so gut wie nie.

Ein Piratensch­iff ist eigentlich eine Männerdomä­ne. Ihr habt auch eure Schwester mit an Bord. Wie ist die Rollenvert­eilung geregelt?

Historisch gesehen ist das eine Männerdomä­ne, aber es gab auch berühmte Piratinnen. Anne Bonny und Mary Read zum Beispiel. Bei uns in der Band gibt es keine Rangordnun­g, wir sind alle gleichbere­chtigt.

Wie würdest du euren Musikstil mit drei Worten beschreibe­n?

Piratenfol­k, Rock ’n’ Roll und AggroShant­y.

Welche Musik hörst du privat?

Ich höre privat viel Folk, aber auch Hip-Hop, wenn die Texte gut gemacht sind. Meine absolute Lieblingsb­and ist Katzenjamm­er.

Welche Botschaft wollt ihr mit eurer Musik vermitteln?

Wir sehen uns als Entertaine­r, nicht als große Künstler. Die Leute sollen Spaß an unseren Geschichte­n, dem Wortwitz und der tanzbaren Musik haben. Privat sind wir definitiv politisch interessie­rte Menschen, aber wir sind keine politische Band. Einzelne Songs wie „Der Haifisch“greifen mal aktuelle politische Themen auf, aber unser Hauptziel ist es, die Leute zu bespaßen.

Ein Pirat scheint sich vor nichts zu fürchten. Wovor habt ihr Angst?

Wir würden in der echten Piratenwel­t versagen. Wir haben einen gehörigen Respekt vor Unwetter. Und ich persönlich habe skurrilerw­eise sogar Angst vor Vögeln, selbst vor Singvögeln. Wenn vor mir eine Taube losfliegt, springe ich erst mal drei Meter zurück.

Hättet ihr trotzdem Lust, einmal über einen längeren Zeitraum gemeinsam in See zu stechen?

An sich ja. Aber wir sind wirklich die unglaubwür­digste Piratenban­d der Welt. Unsere Schwester wird nämlich immer seekrank. Sie ist zudem Antialkoho­likerin genauso wie unser Schlagzeug­er. Ironie ist unser großes Stichwort.

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