Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Ein 500 Meter langer Schal verbindet beide Kirchen

Beim ökumenisch­en Begegnungs­fest wird in der ganzen Innenstadt über die Konfession­en hinaus informiert und gefeiert

- Von Michael Hescheler und Christoph Wartenberg Mehr Bilder zum ökumenisch­en Begegnungs­fest gibt es unter schwaebisc­he.de/ begegnungs­fest

SIGMARINGE­N - Ökumene zum Mitfühlen und Mitfeiern – das haben am Sonntag die Besucher des Begegnungs­fests erlebt. Zu den Gottesdien­sten am Vormittag dürften um die 1000 Besucher gekommen sein. Höhepunkt des Begegnungs­fests: Das Ausrollen des 500 Meter langen, selbstgest­rickten Schals, der die beiden Kirchen miteinande­r verband.

„Er kommt“, ruft ein Kind, das nach dem Ende der Kinderkirc­he in der Schwabstra­ße zusammen mit Altersgeno­ssen auf die Ankunft des Schals wartet. Als Waltraud Packe begleitet von Oberminist­rant Niclas Heim mit dem Anfang des 500 Meter langen Prachtexem­plars an den Leuten vorbeikomm­t, brandet Applaus auf. Hinter ihr reihen sich die Menschen ein, halten den Schal und gehen über den Leopoldpla­tz und die Karlstraße entlang in Richtung evangelisc­he Stadtkirch­e.

Als der Anfang des Schal das Ziel erreicht, ruft der Oberminist­rant in Sankt Johann an. Das Zeichen, dass die Verbindung steht. Gleichzeit­ig läuten die Glocken beider Kirchen für einige Minuten. „Ich habe meine Wolle meiner 93 Jahre alten Mutter gegeben“, erzählt Waltraud Packe, „die konnte es viel besser und hatte eine Riesenfreu­de am Stricken“. Viele Begegnunge­n habe es durch das Stricken gegeben, erzählt Waltraud Packe.

Der Schal bringt Menschen zusammen, die sich vorher vielleicht nur vom Sehen kannten. Als sie ihn gemeinsam halten, stehen sie plötzlich nebeneinan­der und kommen ins Gespräch. „Wir wollen mit unserem Fest ein Zeichen setzen, nachdenken und feiern“, sagt der katholisch­e Pfarrer Ekkehard Baumgartne­r.

Zwei Gottesdien­ste stehen am Anfang des Festes

Am Anfang stehen die beiden Gottesdien­ste auf dem Marktplatz und vor dem neuen Rathaus. Die Stadtfestb­ühne bildet an diesem Sonntag den Raum für den Gottesdien­st. Diakon Werner Knubben stellt eine ernüchtern­de Diagnose: „Wir sind zu materialis­tisch und zu rationalis­tisch: Ich besitze, also bin ich – und ich denke, also bin ich.“Knubben will das Streben auf die geistige Ebene lenken. Seine evangelisc­he Kollegin, Dorothee Sauer, sagt es in den Worten des Propheten Jesaja: „Wir sollen nicht an den scheinbar glorreiche­n Zeiten hängen.“

Die Kinder sagen es in den Fürbitten des Kindergott­esdienstes in ihren eigenen Worten: „Schenke den Menschen, die traurig sind, warme Sonnenstra­hlen ins Herz.“

Am Nachmittag geht es musikalisc­h weiter. Während auf der Bühne vor dem Rathaus zwei afrikanisc­he Musiker mit traditione­llen Instrument­en einen besonderen Akzent setzen, führt ein Kinder- und Jugendchor unter der Leitung von Bezirkskan­tor Bruno Hamm, begleitet von Blasmusike­rn und einem Schlagzeug­er das jazzige Musical „Sag niemals nie zu Ninive“auf. In diesem Muscal geht es um den Propheten Jona, der den Aufttrag Gottes, nach Ninive zu gehen, zunächst ignoriert. Doch der Herr erteilt ihm daraufhin eine Lehre, die Jona umdenken lässt und ihn doch nach Ninive führt.

Um 16.30 Uhr gibt es dann noch das große Abschluss-Singen, an dem sich die Besucher auf dem ganzen Marktplatz beteiligen sodass der Gesang aus hunderten von Kehlen erklingt. Dekan Christoph Neubrand, Pfarrer Ekkehard Baumgartne­r und der evangelisc­he Pfarrer Matthias Ströhle beten gemeinsam mit den Gläubigen und danken für den gelungenen Tag.

Die Verantwort­lichen werten das Begegnungs­fest als Erfolg. Auf die Frage, ob es das Fest jetzt öfter gebe, sagt Pfarrer Ekkehard Baumgartne­r: „Zehn Jahre werden wir sicher nicht warten.“

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FOTOS: MICHAEL HESCHELER (6), CHRISTOPH WARTENBERG (3) Geschafft: Der Schal kommt an der evangelisc­hen Stadtkirch­e an. Die 500 Meter lange Verbindung der beiden Kirchen steht.
 ??  ?? Hunderte beteiligen sich auf dem Marktplatz am großen Abschluss-Singen.
Hunderte beteiligen sich auf dem Marktplatz am großen Abschluss-Singen.
 ??  ?? Die Besucher der Kinderkirc­he singen und tanzen.
Die Besucher der Kinderkirc­he singen und tanzen.
 ??  ?? Ein Jugendchor trägt das Musical über den Propheten Jona vor.
Ein Jugendchor trägt das Musical über den Propheten Jona vor.
 ??  ?? Pfadfinder halten den Schal.
Pfadfinder halten den Schal.
 ??  ?? Afrikanisc­he Musiker spielen.
Afrikanisc­he Musiker spielen.
 ??  ?? Auch weltliche Lieder erklingen.
Auch weltliche Lieder erklingen.
 ??  ?? Mit dem Kopf Ökumene stützen.
Mit dem Kopf Ökumene stützen.

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