Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Neue Leitstelle ist das Kernstück
Hohenzollerische Landesbahn weiht neugestalteten Gammertinger Bahnhof ein
- Die Einweihung des Bahnhofs in Gammertingen ist von großen Worten geprägt gewesen. Großereignis, grundlegende Änderung der Infrastruktur, Meilenstein, Quantensprung oder Bekenntnis zu Region gehörten zu den Schlagworten der Redner, die dem Festakt beiwohnten. Das Saxofonquartett der Stadtkapelle umrahmte den Festakt musikalisch.
Nichts erinnert mehr an den nostalgischen Bahnhof mit dem maschinellen Stellwerk, den kiloschweren Hebeln mit Seilzügen, die von Hand bewegt werden mussten. „Das geschieht heute mit einem Mausklick“, sagte HzL-Vorstand Tobias Harms und blickte stolz auf die komplette Neugestaltung und Modernisierung des Geländes. Es sei nicht nur ein neues Gebäude entstanden. Kein Stein blieb auf dem anderen. Stellwerkstechnik, Gebäude und Gleisanlagen wurden ersetzt. Moderne Arbeitsplätze, ein Warteraum mit digitalisierter Fahrgastinformation in Echtzeit sind entstanden, führte Harms aus.
„Das alles geschieht nicht kostenlos“, Tobias Harms richtete seinen Dank an Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) und an Regierungspräsident Klaus Tappeser (CDU), welche sich für die Förderung der Maßnahme, die sich auf sechs Millionen Euro belief, immer eingesetzt haben. 75 Prozent der Kosten wurden vom Land übernommen.
Der Verkehrsminister selbst sprach von einem Großereignis. Nach sechsjähriger Vorlaufzeit und eineinhalbjähriger Bauzeit sei mit einem ganzen Paket an Investitionen der Sprung in die neue Zeit gelungen. Er erinnerte an die organisatorische Zusammenlegung der zwei landeseigenen Betriebe der HzL (bei der HzL sind die Landkreise Sigmaringen und Zollernalb beteiligt) und der Südwestdeutschen Eisenbahngesellschaft. „Wir legen zusammen, aber wir tilgen nicht die Marke“, führte Hermann aus.
Bürgermeister Holger Jerg wagte den Vergleich zu Stuttgart 21 und meinte, die wichtige Veränderung sei fast als Gammertingen 21 zu bezeichnen. Er sprach von der weisen Entscheidung, die mit der Maßnahme umgesetzt worden sei. Mit der Schaffung von Park-and-ride-Parkplätzen, inklusive Ladesäulen für Elektrofahrzeuge, habe die Stadt ebenfalls einen wichtigen Beitrag geleistet.
Landrätin Stefanie Bürkle sprach auch im Namen von Günter-Martin Pauli, dem Landrat des Zollernalbkreises. Das Land habe ein klares Bekenntnis pro ländlichen Raum abgegeben und die Stärkung der Region mit der Realisierung des Großprojektes forciert. „Schienenverkehr ist das Rückgrat des öffentlichen Personennahverkehrs im ländlichen Raum“, so Stefanie Bürkle. Im Ausblick bezeichnete sie den Bau des Bahnhofs als einen ersten Zwischenschritt. Die wichtige Entwicklung gehe weiter in Richtung Elektrifizierung des Streckennetzes. Denn man habe erst kürzlich bei dem Unfall nahe Rastatt erleben können, wie brüchig die Infrastruktur des Schienennetzes sein könne, als sogar ein ICE durch Sigmaringen mit einer Diesellok der HzL gezogen werden musste.
Nach den Grußworten standen die Mitarbeiter der HzL zur Verfügung und führten die Gäste durch die neuen, freundlichen und topmodernen Räume des neuen Gammertinger Bahnhofs. Besonders beeindruckend war dabei der Blick in die zentrale Leitstelle, von wo aus das gesamte Schienennetz koordiniert und geleitet wird.