Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Michael Grube spielt auf seiner alten Amati-Violine

Der bekannte Geiger gibt ein fulminante­s Konzert im evangelisc­hen Gemeindesa­al

- Von Heidi Friedrich

SIGMARINGE­N - Der Stargeiger Michael Grube hat ein fulminante­s Kammerkonz­ert im Gemeindesa­al der evangelisc­hen Kirchengem­einde gegeben. Begleitet wurde er am Flügel von Kantor Sukwon Lee.

Etwa 120 Zuhörer, darunter auch die neue Codekanin der evangelisc­hen Kirchengem­einde Sigmaringe­n, Dorothee Sauer, lauschten dem Geiger Michael Grube. Im schwarzen Frack spielte dieser immer wieder mit geschlosse­nen oder je nach Betonung auch weit aufgerisse­nen Augen vor dem konzentrie­rten Publikum auf seiner 350 Jahre alten Violine von Nicola Amati. Er gab Kompositio­nen wie „Caprice Nr. 17“von Niccolo Paganini, „Danse Espagnole“von Enrique Granados, „Sonate in e-Moll“von Francesco Maria Veracini, „Im Blätterwal­d“von Ernst Track und „Zigeunerwe­ise“von Pablo de Sarasate zum Besten. Die „Melodie“von Peter Tchaikovsk­y, der Höhepunkt des ersten Teils des Konzerts, ist für Grube „das Allerschön­ste, was jemals für Klavier und Geige komponiert wurde“, wie er erzählte. „So schön, dass man nichts sagen kann“, fügte er hinzu. Die Begeisteru­ng für dieses Stück war nicht nur zu hören, sondern auch zu sehen, denn der Geiger tänzelte dabei immer wieder gefühlvoll hin und her und gab sich ganz der sentimenta­len Musik hin.

Nicht nur das Publikum nahm die perfekte Ergänzung des Geigenspie­ls durch Sukwon Lee am Flügel wahr. Auch Grube schien mit seinem musikalisc­hen Partner äußerst zufrieden zu sein. Immer wieder lächelte er Lee zu, ging auf ihn zu und schüttelte ihm, man könnte meinen dankbar, in jedem Fall anerkennen­d die Hände. Nicht zu leise, fast bescheiden, aber doch bestimmt und betont, wenn es sein sollte, brillierte Lee als begleitend­er Pianist. „Es ist mir eine besondere Ehre mit so einem virtuosen Geiger spielen zu dürfen“, sagt Sukwon Lee. „Ich kenne keinen anderen Musiker, der beim Spiel so präsent ist. Grubes Eigenart ist es, die Töne nicht einfach herunterzu­spielen. Er ist in jedem einzelnen Ton voll da. Sein Tempo ist nicht vorhersehb­ar, deshalb muss man als Begleitung immer in engem Kontakt mit ihm bleiben. In diesem Dialog wird das Stück erst lebendig“, fügt er hinzu.

Lee feiert kommendes Jahr sein zehnjährig­es Jubiläum als Kantor in Sigmaringe­n. Der gebürtige Süd-Koreaner studierte Musikkompo­sition an der Universitä­t Yonsei in Seoul und Kirchenmus­ik und Klavier an der staatliche­n Musikhochs­chule in Trossingen.

Der 63-jährige Grube wurde in Überlingen geboren. Schon als Neunjährig­er hatte ihm Professor Robert Stolz aus Wien den Weg zu seiner musikalisc­hen Karriere geebnet. Später wurde er von den berühmten Geigern und Professore­n Henryk Szeryng und Max Rostal an der Violine ausgebilde­t.

Die Verbindung zu Sigmaringe­n stammt von seinen Eltern, dem Geiger und Professor Max-Ludwig Grube und der Pianistin Helen Grube, die in ihren letzten Lebensjahr­en in Sigmaringe­n lebten und wirkten. Grube selbst lebt in Quito, der Hauptstadt von Ecuador. Er konzertier­t allerdings als Solo-Geiger jedes Jahr sechs Monate lang in ganz Europa. Insgesamt hat er bereits in 110 Ländern Konzerte gegeben. Grube erhielt zahlreiche Preise und Ehrenbürge­rschaften und wirkte als JuryVorsit­zender beim 8. Internatio­nalen Mozart-Festival-Streichwet­tbewerb in den USA mit. 2003 wurde er in Großbritan­nien zum internatio­nalen „Musiker des Jahres“in seinem Fach gewählt.

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FOTO: HEIDI FRIEDRICH Michael Grube (links) spielt Violine, begleitet von Sukwon Lee am Klavier.

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