Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Mais an der Lauchert ist nicht schön, aber erlaubt
Jungnauer Künstler ärgert sich über riesige Maisfläche an B 32 bei Veringendorf und wendet sich ans Landratsamt
VERINGENSTADT - Maisfelder bis zum Horizont – das ist ein Landschaftsbild, an dem sich viele Menschen stören. Der Jungnauer Künstler Albert Gröner ist einer davon. Für ihn ist vor allem das riesige Maisfeld beim Stettener Berg an der B 32 zwischen Veringendorf und Veringenstadt ein Stein des Anstoßes. Abgesehen vom landschaftlichen Aspekt besteht für ihn die Frage, ob es überhaupt erlaubt ist, so nah an der Lauchert in dem Ausmaß Mais anzubauen.
Albert Gröner hat sich ans Landratsamt gewendet und darum gebeten zu prüfen, ob hier gegen Schutzbestimmungen verstoßen wird und ob es eine Möglichkeit gibt, den „unsäglichen Maisanbau“im Laucherttal zu untersagen. „Wenn ich mich nicht irre, befindet sich dieser Bereich im Landschaftsschutzgebiet ,Laucherttal mit Nebentälern’, möglicherweise auch im Geltungsbereich eines FFH-Gebiets ,Gebiete um das Laucherttal’“, schreibt Gröner an das Landratsamt. In solchen Schutzgebieten seien unter anderem der Umbruch von Grün- in Ackerland sowie die Verwendung von Pflanzenbehandlungsmitteln, ohne die der Maisanbau nicht auskomme, verboten.
Auf Anfrage der „Schwäbischen Zeitung“teilt der Pressesprecher des Landratsamtes, Tobias Kolbeck, mit: „Der Maisanbau und der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln ist in Landschaftsschutzund FFH-Gebieten grundsätzlich erlaubt.“Auf einem Streifen von fünf Metern entlang eines Gewässers seien die Düngung und die Anwendung von Pflanzenschutzmitteln allerdings verboten. Grünland in Ackerland umzuwandeln, sei ebenfalls verboten.
Einer, der das riesige Maisfeld zu verantworten hat, ist der Veringendorfer Benjamin Griener, der mit Partnern die Biogasanlage in seinem Dorf betreibt. Er sagt, das große Maisfeld beim Stettener Berg sei Zufall. „Es hat sich so ergeben, dass sowohl ich als auch ein zweiter Landwirt aus Veringendorf auf unseren Äckern beim Stettener Berg Mais angepflanzt haben.“Darum sehe das Maisfeld gar so riesig aus.
Das Maisfeld erstreckt sich fast bis zu den beiden Tiefwasserbrunnen, aus dem Veringenstadt sein Trinkwasser bezieht. Der Wassermeister Peter Knaus betrachtet den Maisanbau an der Lauchert und in der Nähe zu den Quellen mit gemischten Gefühlen. Einerseits sagt er: „Als Wassermensch sehe ich das auch kritisch. Grundwasser hat ein langes Gedächtnis, wenn Sie heute etwas machen, wirkt sich dies erst Jahre später aus.“Aber die gesetzlichen Bestimmungen seien nun mal so, dass der Anbau von Mais in der Nähe der Lauchert erlaubt sei. Andererseits weist Knaus darauf hin, dass das Einzugsgebiet der beiden Brunnen auf der gegenüberliegenden Seite zum Maisfeld liegt und dass die Brunnen allein durch ihre Tiefe von etwa 30 Metern nicht direkt von der Lauchert und der Pflege des Maisfeldes betroffen sind.
Weitere Kritik
„Der Gipfel ist, dass sich diese Form der Zerstörung einer Kulturlandschaft, die in Jahrzehnten, ja Jahrhunderten gewachsen ist, vom Staat gefördert wird“, schreib Albert Gröner ebenfalls an das Landratsamt. Dieses weist darauf hin, dass die Politik bereits reagiert habe, um den Maisanbau einzuschränken. „Wenn ein Betrieb Flächenförderung beantragt, ist der Maisanteil in der Fruchtfolge auf maximal 75 Prozent begrenzt. Ausnahmen gibt es bei flächenmäßig sehr kleinen Betrieben“, so Pressesprecher Kolbek.
Benjamin Griener kennt die Kritik und reagiert bereits darauf. So will er den Randstreifen zur Lauchert verbreitern. Den werde er künftig auf zehn bis 15 Meter ausweiten. In den kommenden Tagen wird der Landwirt sein Maisfeld ohnehin abernten.
Griener hält gleichzeitig Ausschau nach anderen Alternativen, um seine Biogasanlage zu „füttern“. Er plane auf einem Acker in Jungnau die Pflanze Silphie anzubauen. „Die blüht schön, darum akzeptieren die Leute sie eher als den Mais“, sagt er. Das sei jedoch eine große Investition, und die Pflanze bleibe etwa 20 Jahre auf dem Acker. Da die Flurbereiningung in Veringendorf noch nicht abgeschlossen sei, weiche er auf Jungnau aus. Außerdem baut er auch eine besondere Getreidesorte an, die sich ebenfalls gut für die Biogasanlage eignet.