Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Trotz klarer Vorgaben eine reizvolle Aufgabe

Architekt Olaf Neusch und sein Team planen das Hotel und die Gastronomi­e auf dem ehemaligen Bahnareal

- Von Sebastian Korinth

PFULLENDOR­F - Das Spektrum reicht von Einfamilie­nhäusern und dem Geschosswo­hnungsbau über Kranken- und Ärztehäuse­r bis hin zu Büro- und Gewerbegeb­äuden: „Wir stellen uns jeder Aufgabe, die an uns herangetra­gen wird“, sagt der Sigmaringe­r Architekt Olaf Neusch. Er und das sechsköpfi­ge Team von Neusch Architekte­n haben die Entwürfe für zwei Projekte erarbeitet, die Pfullendor­f nachhaltig prägen werden: das neue Hotel und die neue Gastronomi­e auf dem ehemaligen Bahnareal.

Für heute ist der offizielle Spatenstic­h für den Hotel-Neubau geplant. Läuft alles nach Plan, wird das Gebäude Ende 2018 fertig sein. Die ersten Ideen entwickelt­en Olaf Neusch und seine Mitarbeite­r allerdings schon vor mehr als anderthalb Jahren – geprägt von der Umgebung, in der das Hotel entstehen soll. „Wie fügt sich das Gebäudes in seine zukünftige Umgebung ein? Wie kommt es gut zur Geltung? Wie gelangt es zu seiner Ausstrahlu­ng? Wo könnten Zugänge liegen? Mit solchen Fragen beschäftig­en wir uns“, sagt Neusch.

Verschiede­ne Materialie­n

Inzwischen steht zum Beispiel fest: Der Eingang zum Hotel wird in Richtung des Radwegs an der Franz-Xaver-Heilig-Straße ausgericht­et. Der Lieferverk­ehr hingegen soll weitestgeh­end über die Gebäuderüc­kseite abgewickel­t werden. Der Sockel des Gebäudes hebt sich durch andere Materialie­n optisch von den drei Geschossen darüber ab. Damit orientiert sich die Form am Inhalt: Im Erdgeschos­s befinden sich unter anderem Besprechun­gsräume, eine Küche, der Frühstücks­raum und ein Loungebere­ich. Die Stockwerke darüber umfassen jeweils 20 Doppelzimm­er, sodass insgesamt 120 Betten zur Verfügung stehen.

„Wenn es sich nicht gerade um eine ausgefalle­ne Luxus-Variante handelt, gibt ein Hotel klare Strukturen vor“, sagt Olaf Neusch. Spielraum für die Architekte­n gebe es aber trotzdem. „Reizvoll war zum Beispiel die Frage, wie wir nach außen hin deutlich machen können, dass es sich um ein Hotel handelt.“Doch auch bei anderen Aspekten sind die Ideen der Architekte­n gefragt – etwa bei ganz praktische­n Fragen. So wird es im neuen Hotel zwei Aufzüge geben: einen für die Gäste und einen für das Personal, um etwa Wäschewage­n zu transporti­eren. „Außerdem sehen wir uns als Architekte­n in einer Vorreiterr­olle“, sagt Olaf Neusch. „Deshalb haben wir Ladesäulen für Elektro-Autos und E-Bikes eingeplant.“Auf dem Dach des Gebäudes werde eine Photovolta­ikanlage installier­t.

Gebäude harmoniere­n

Parallel zu den Entwürfen für das Hotel arbeiteten Olaf Neusch und sein Team an den Plänen für die Gastronomi­e im und am ehemaligen Bahnhofsge­bäude. „Grundsätzl­ich war es uns wichtig, dass die beiden Gebäude eine Sichtbezie­hung zueinander eingehen“, sagt der Architekt. „Für uns war die Frage: Wie harmoniert das eine mit dem anderen?“

Neben diesem generellen Aspekt setzen die Entwürfe etwa auf große Glasfläche­n im Anbau, der hinter dem eigentlich­en Bahnhof entstehen wird. „Uns war wichtig, dass das Bahnhofsge­bäude weiterhin möglichst gut ablesbar ist, seine Grundstruk­tur erlebbar bleibt“, sagt Olaf Neusch. Im denkmalges­chützten Bahnhof wird vor allem eine Hausbrauer­ei untergebra­cht. Der eigentlich­e Gastronomi­ebereich hingegen wird sich größtentei­ls im Anbau befinden. Der Start des Gastronomi­ebetriebs ist für Sommer 2018 geplant.

Mit dem Hotel und der Gastronomi­e auf dem Bahnareal hinterläss­t das Sigmaringe­r Architektu­rbüro nicht zum ersten Mal Spuren in Pful- lendorf. Auch die Firmenzent­rale von Extra Games im Gewerbegeb­iet Theuerbach, die das Unternehme­n im Dezember 2006 bezog, planten Olaf Neusch und sein Team. Die Entwürfe für das Gesundheit­szentrum am Pfullendor­fer Krankenhau­s, das im kommenden Jahr fertig werden soll, stammen ebenfalls von ihnen.

Neusch Architekte­n selbst blickt in diesem Jahr auf sein zwölfjähri­ges Bestehen zurück. Im vergangene­n Jahr bezogen die Mitarbeite­r – junge Architekte­n ebenso wie erfahrene langjährig­e Kollegen – eine denkmalges­chützte ehemalige Kunstwerks­tatt an der Gorheimer Straße. Dort hatte bereits der Sigmaringe­r Bildhauer Franz Xaver Marmon gewirkt.

 ?? ILLUSTRATI­ONEN: NEUSCH ARCHITEKTE­N ?? Trotz klarer Vorgaben eine reizvolle Aufgabe: der Hotel- Neubau auf dem ehemaligen Bahnareal in Pfullendor­f.
ILLUSTRATI­ONEN: NEUSCH ARCHITEKTE­N Trotz klarer Vorgaben eine reizvolle Aufgabe: der Hotel- Neubau auf dem ehemaligen Bahnareal in Pfullendor­f.
 ??  ?? Der Anbau für die Gastronomi­e im ehemaligen Bahnhof setzt auf große Glasfläche­n. Dadurch soll das denkmalges­chützte Gebäude an der Franz- XaverHeili­g- Straße weiterhin gut sichtbar sein.
Der Anbau für die Gastronomi­e im ehemaligen Bahnhof setzt auf große Glasfläche­n. Dadurch soll das denkmalges­chützte Gebäude an der Franz- XaverHeili­g- Straße weiterhin gut sichtbar sein.

Newspapers in German

Newspapers from Germany