Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Ministerium arbeitet an pädagogischer Konzeption
Pläne für ein Gymnasium für Spitzenschüler in Bad Saulgau werden konkreter
BAD SAULGAU - Die Pläne für ein Oberstufengymnasium für besonders begabte Schüler in den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (MINT) in den Gebäuden der früheren japanischen Schule in Bad Saulgau werden konkreter. Das Kultusministerium in Stuttgart arbeitet derzeit an einer pädagogischen Konzeption für ein solches Gymnasium mit angeschlossenem Internat in der Trägerschaft des Landes. Damit laufen die Vorbereitungen für den entscheidenden Beschluss im Landeskabinett.
„Das Ministerium arbeitet derzeit mit Hochdruck an einer pädagogischen Konzeption für eine solche Einrichtung in Bad Saulgau“, sagt Christine Sattler, Sprecherin des Kultusministeriums in Stuttgart. Dafür hätten Vertreter aus Wirtschaft und Wissenschaft Vorschläge eingebracht. „Das soll in einer Kabinettsvorlage münden“, so die Sprecherin. Bis dahin müssten Finanzierungsfragen geklärt werden. Erst nach einem Kabinettsbeschluss können konkrete Planungen für ein MINT-Zentrum beginnen.
Ministerin Susanne Eisenmann misst der MINT-Förderung hohen Stellenwert bei. Sie halte zudem den Standort Bad Saulgau für „sinnvoll und geeignet“, betont die Pressesprecherin. Bereits bei einem Besuch des Schülerforschungszentrums in Bad Saulgau im Mai dieses Jahres äußerte sich die Kultusministerin optimistisch zu den Plänen. Zum damaligen Zeitpunkt stand noch eine Beratung in der Lenkungsgruppe aus, in der neben dem Kultusministerium weitere Ministerien vertreten sind. Auch nach dieser Sitzung wurden die Vorarbeiten für die politische Entscheidung fortgesetzt.
Positive Signale
Nach Jahren des Hoffens und Bangens mehren sich damit die positiven Zeichen aus Stuttgart. Das war nicht immer so. Im Jahr 2012 übermittelte die damals grün-rote Landesregierung die Nachricht an die Stadtverwaltung, dass Vorüberlegungen für ein MINT-Zentrum in Bad Saulgau nicht weiter verfolgt würden. In der Zeit der Flüchtlingskrise war die frühere japanische Schule zeitweise als bedarfsorientiere Erstaufnahmestelle für Flüchtlinge in der Diskussion. Inzwischen befindet sich das Thema wieder im politischen Prozess.
Rudolf Lehn, früherer Leiter des Schülerforschungszentrums Bad Saulgau, setzt sich seit vielen Jahren für die schulische Förderung besonders begabter Schülern im MINT-Bereich ein. Lehn: „In der Spitzenforschung taucht Deutschland im Weltvergleich ab und zu auf. Bei der Spitzenförderung ist das nicht der Fall“. Auch Baden-Württemberg habe in diesem Bereich Nachholbedarf. Wohl gebe es inzwischen eine außerschulische Förderung in den Schülerforschungszentren, an deren Aufbau Rudolf Lehn maßgeblich beteiligt war. Es fehle aber die schulische Spitzenförderung. „Andere Bundesländer sind da schon weiter.“
Leerstand seit 2012
Die frühere japanische Schule in Bad Saulgau befindet sich im Besitz des Landes und liegt in unmittelbarer Nachbarschaft anderer weiterführender Schulen. Ursprünglich waren die altehrwürdigen Gebäude als Lehreroberschule zur Ausbildung von Lehrern gebaut worden, später wurden sie als Aufbaugymnasium mit Internat genutzt. Nach der Schließung des Gymnasiums in den 90er-Jahren hatte die Toin-GakuenSchule aus Yokohama in Japan die Gebäude angemietet. Nachdem die japanische Schule den Standort aufgegeben hatte, standen die Gebäude seit dem Jahr 2012 leer. Für eine Nutzung als MINT-Zentrum würden wohl Sanierungskosten in Millionenhöhe fällig.
Neue technische Möglichkeiten, so Rudolf Lehn, machten bei einem möglichen MINT-Zentrum den Kontakt zu Universitäten auch im ländlichen Raum möglich. „Wir haben von Anfang an auf die Digitalisierung gesetzt“, sagt Lehn. Projekte der Schüler in Kooperation mit Universitäten seien durch leistungsfähige Glasfaser-Verbindungen ohne viele Anreisen gut zu realisieren. Außerdem sei damit die Zusammenarbeit mit allen Universitäten des Landes möglich.
Rudolf Lehn gehörte zusammen mit Vertretern aus Wirtschaft und Forschung einer Arbeitsgruppe an, die pädagogische Grundsätze für ein solches Exzellenz-Gymnasium im naturwissenschaftlichen Bereich erarbeitet hat. Der Vorschlag sieht vor, dass in den letzten drei Jahren vor dem Abitur die besten MINT-Schüler aus Baden-Württemberg in diesem Exzellenz-Gymnasium speziell gefördert würden. Der Schule wäre ein Internat angeschlossen. Für Bürgermeisterin Doris Schröter ist es noch zu früh für Erfolgsmeldungen, es gebe allenfalls Anlass für verhaltenen Optimismus. „Die Entscheidung fällt im Kabinett.“