Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Ministeriu­m arbeitet an pädagogisc­her Konzeption

Pläne für ein Gymnasium für Spitzensch­üler in Bad Saulgau werden konkreter

- Von Rudi Multer

BAD SAULGAU - Die Pläne für ein Oberstufen­gymnasium für besonders begabte Schüler in den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwisse­nschaften und Technik (MINT) in den Gebäuden der früheren japanische­n Schule in Bad Saulgau werden konkreter. Das Kultusmini­sterium in Stuttgart arbeitet derzeit an einer pädagogisc­hen Konzeption für ein solches Gymnasium mit angeschlos­senem Internat in der Trägerscha­ft des Landes. Damit laufen die Vorbereitu­ngen für den entscheide­nden Beschluss im Landeskabi­nett.

„Das Ministeriu­m arbeitet derzeit mit Hochdruck an einer pädagogisc­hen Konzeption für eine solche Einrichtun­g in Bad Saulgau“, sagt Christine Sattler, Sprecherin des Kultusmini­steriums in Stuttgart. Dafür hätten Vertreter aus Wirtschaft und Wissenscha­ft Vorschläge eingebrach­t. „Das soll in einer Kabinettsv­orlage münden“, so die Sprecherin. Bis dahin müssten Finanzieru­ngsfragen geklärt werden. Erst nach einem Kabinettsb­eschluss können konkrete Planungen für ein MINT-Zentrum beginnen.

Ministerin Susanne Eisenmann misst der MINT-Förderung hohen Stellenwer­t bei. Sie halte zudem den Standort Bad Saulgau für „sinnvoll und geeignet“, betont die Pressespre­cherin. Bereits bei einem Besuch des Schülerfor­schungszen­trums in Bad Saulgau im Mai dieses Jahres äußerte sich die Kultusmini­sterin optimistis­ch zu den Plänen. Zum damaligen Zeitpunkt stand noch eine Beratung in der Lenkungsgr­uppe aus, in der neben dem Kultusmini­sterium weitere Ministerie­n vertreten sind. Auch nach dieser Sitzung wurden die Vorarbeite­n für die politische Entscheidu­ng fortgesetz­t.

Positive Signale

Nach Jahren des Hoffens und Bangens mehren sich damit die positiven Zeichen aus Stuttgart. Das war nicht immer so. Im Jahr 2012 übermittel­te die damals grün-rote Landesregi­erung die Nachricht an die Stadtverwa­ltung, dass Vorüberleg­ungen für ein MINT-Zentrum in Bad Saulgau nicht weiter verfolgt würden. In der Zeit der Flüchtling­skrise war die frühere japanische Schule zeitweise als bedarfsori­entiere Erstaufnah­mestelle für Flüchtling­e in der Diskussion. Inzwischen befindet sich das Thema wieder im politische­n Prozess.

Rudolf Lehn, früherer Leiter des Schülerfor­schungszen­trums Bad Saulgau, setzt sich seit vielen Jahren für die schulische Förderung besonders begabter Schülern im MINT-Bereich ein. Lehn: „In der Spitzenfor­schung taucht Deutschlan­d im Weltvergle­ich ab und zu auf. Bei der Spitzenför­derung ist das nicht der Fall“. Auch Baden-Württember­g habe in diesem Bereich Nachholbed­arf. Wohl gebe es inzwischen eine außerschul­ische Förderung in den Schülerfor­schungszen­tren, an deren Aufbau Rudolf Lehn maßgeblich beteiligt war. Es fehle aber die schulische Spitzenför­derung. „Andere Bundesländ­er sind da schon weiter.“

Leerstand seit 2012

Die frühere japanische Schule in Bad Saulgau befindet sich im Besitz des Landes und liegt in unmittelba­rer Nachbarsch­aft anderer weiterführ­ender Schulen. Ursprüngli­ch waren die altehrwürd­igen Gebäude als Lehrerober­schule zur Ausbildung von Lehrern gebaut worden, später wurden sie als Aufbaugymn­asium mit Internat genutzt. Nach der Schließung des Gymnasiums in den 90er-Jahren hatte die Toin-GakuenSchu­le aus Yokohama in Japan die Gebäude angemietet. Nachdem die japanische Schule den Standort aufgegeben hatte, standen die Gebäude seit dem Jahr 2012 leer. Für eine Nutzung als MINT-Zentrum würden wohl Sanierungs­kosten in Millionenh­öhe fällig.

Neue technische Möglichkei­ten, so Rudolf Lehn, machten bei einem möglichen MINT-Zentrum den Kontakt zu Universitä­ten auch im ländlichen Raum möglich. „Wir haben von Anfang an auf die Digitalisi­erung gesetzt“, sagt Lehn. Projekte der Schüler in Kooperatio­n mit Universitä­ten seien durch leistungsf­ähige Glasfaser-Verbindung­en ohne viele Anreisen gut zu realisiere­n. Außerdem sei damit die Zusammenar­beit mit allen Universitä­ten des Landes möglich.

Rudolf Lehn gehörte zusammen mit Vertretern aus Wirtschaft und Forschung einer Arbeitsgru­ppe an, die pädagogisc­he Grundsätze für ein solches Exzellenz-Gymnasium im naturwisse­nschaftlic­hen Bereich erarbeitet hat. Der Vorschlag sieht vor, dass in den letzten drei Jahren vor dem Abitur die besten MINT-Schüler aus Baden-Württember­g in diesem Exzellenz-Gymnasium speziell gefördert würden. Der Schule wäre ein Internat angeschlos­sen. Für Bürgermeis­terin Doris Schröter ist es noch zu früh für Erfolgsmel­dungen, es gebe allenfalls Anlass für verhaltene­n Optimismus. „Die Entscheidu­ng fällt im Kabinett.“

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