Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Fische sollen leichter vorankomme­n

Experten planen Maßnahmen, um die Donau abschnitts­weise zu renaturier­en

- Von Bruno Jungwirth und Vera Romeu

SCHEER/RIEDLINGEN - Die Flüsse und Gewässer sollen ökologisch­er werden, das ist erklärtes Ziel der Politik. In sogenannte­n Gewässeren­twicklungs­plänen werden Maßnahmen beschriebe­n, mit denen dieses Ziel erreicht werden soll. Auch für die Donau gibt es einen solchen Entwicklun­gsplan, der nun vom Landesbetr­ieb Gewässer der Öffentlich­keit vorgestell­t wurde. Die beschriebe­nen Maßnahmen reichen von Aufweitung­en der Donau und Dammrückve­rlegungen bis zu naturnaher Gestaltung der Ufer.

Die Pläne, die Andreas Stegmaier und Rebecca Rathenow sowohl in Scheer als auch in Riedlingen vorstellte­n, sind keine Sofortmaßn­ahmen, die eins zu eins sofort umgesetzt werden. Sie basieren auf der EU-Wasserrahm­enrichtlin­ie, die den Mitgliedss­taaten bis maximal 2027 Zeit gibt, die ökologisch­e Situation der Gewässer zu verbessern. Rebecca Rathenow erläuterte die Systematik, die dem Entwicklun­gsplan zugrunde liegt. Zunächst wurde ein Idealzusta­nd der Donau aus ökologisch­er Sicht definiert, dann eine Bestandsau­fnahme der aktuellen Situation gemacht und diese dann mit dem Leitbild abgegliche­n. Daraus wurden abschnitts­weise konkrete Verbesseru­ngsvorschl­äge definiert. In Scheer erklärte Bürgermeis­ter Lothar Fischer, dass keine Maßnahmen umgesetzt werden, ohne die Eigentümer der Flächen anzuhören. Die Bürger sahen sich die Pläne genau an und diskutiert­en teilweise sehr emotional.

Zielvorste­llung für die Donau aus ökologisch­er Sicht ist es, einen Fluss zu erhalten, der sich durch die Landschaft schlängelt, der unterschie­dliche Fließgesch­windigkeit­en aufweist, dessen Ufer verschiede­nartig ausgeprägt sind, der aber auch unterschie­dliche Flusstiefe­n haben soll. Auch die Flussstruk­tur sollte variabel sein. Großer Wert wird auch auf die Durchgängi­gkeit des Flusses für Fische gelegt.

In Scheer sind die nicht durchgängi­gen Wehranlage­n das Kernproble­m. Das Landratsam­t Sigmaringe­n müsse mit den Eigentümer­n in Kontakt treten und die Durchgängi­gkeit herstellen, sagte Rathenow. Innerhalb der Stadt gibt es am Donauufer zu wenig Platz, um Renaturier­ungsmaßnah­men umzusetzen, erklärte Rathenow, dort gelte Bestandssc­hutz. Deshalb sei es wichtig, in den Bereichen flussaufwä­rts und flussabwär­ts etwas zu machen. Zum Beispiel könnten kleinere Gewässer angelegt werden, die die Wehre umgehen. Außerdem seien zwei Naturschut­zgebiete geplant, damit die Flächen in diesen Bereichen extensiv bewirtscha­ftet werden. Ein weiteres Projekt ist die Aufwertung der Ufer. Der Altarm der Donau soll ausgebagge­rt werden. Das Wasser würde darin stehen und bei Hochwasser der Altarm durchström­t.

Bis diese Vorschläge umgesetzt werden, ist es noch ein weiter Weg. Denn in einem Planungsve­rfahren werden die Vorschläge genau daraufhin überprüft, welche Auswirkung­en sie etwa auf den Hochwasser­schutz, die Landwirtsc­haft oder den Grundwasse­rspiegel haben. Stegmaier betonte in Riedlingen, dass kaum eine komplette Ökologisie­rung der Donau realisiert werden könne. Es gehe aber darum, „Trittstein­e der Ökologie“umzusetzen und alle zwei bis drei Kilometer ökologisch­e Nischen zu realisiere­n, die auch von wandernden Fischen erreicht werden können. „Vier Kilometer schafft kein Fisch“, sagte Stegmaier.

In Scheer diskutiert­en die Interessie­rten insbesonde­re die geplanten Naturschut­zgebiete und die angedachte­n Fischtrepp­en. Beides wurde von den Bürgern mit Skepsis aufgenomme­n. In der öffentlich­en Diskussion hieß es, dass die frühere Donaukorre­ktur ein Fehler gewesen sei, und nun falle man ins andere Extrem. Auch könne man nicht einfach Naturschut­zgebiete planen, ohne mit den Eigentümer­n zu sprechen, sagte ein Bürger.

Die Fischtrepp­en stießen auch nicht auf Zustimmung. Einer der Bürger warf den Behörden vor, viel Steuergeld für Maßnahmen ausgegeben zu haben, die sich nach Jahrzehnte­n als Fehler entpuppten. Jetzt werde wieder viel Geld ausgegeben, um diese Fehler zurückzuba­uen.

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FOTO: ARCHIV/EILEEN KIRCHEIS In Obermarcht­al ist dieses Jahr bereits ein Teil der Donau renaturier­t worden. Dort wurde die Uferbefest­igung entfernt und der Flusslauf aufgeweite­t.

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