Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Zur Person Ex-Agent
Ein bisschen Tarnung scheint er bis heute für nötig zu erachten. Mit einer Kapuze versteckte Werner Mauss seinen Kopf im Bochumer Landgericht, wo er am Donnerstag wegen Steuerhinterziehung zu zwei Jahren Haft auf Bewährung verurteilt worden ist.
Nach einjähriger Prozessdauer hielt es das Gericht für erwiesen, dass Mauss zwischen
2002 und 2011 insgesamt
13,2 Millionen Euro Steuern nicht bezahlt hatte. Der
77-Jährige hatte die Vorwürfe bestritten und angegeben, das Vermögen stamme aus einem Treuhandfonds zur Finanzierung seiner Agententätigkeit und sei ihm daher nicht zuzurechnen.
Lange Zeit existierte nur ein unscharfes Foto von dem umstrittenen Undercoveragenten. Erst nachdem Mauss 1996 bei einer Geiselbefreiungsaktion in Kolumbien festgenommen wurde, nahm der Schattenmann Gestalt an. Die größten Fälle, an denen Mauss beteiligt gewesen sein soll, sind ein Stück deutscher Kriminal- und Geheimdienstgeschichte. 1976 wurde der Mann, der vor seiner Detektivkarriere kurzzeitig als Staubsaugervertreter tätig war, mit der Wiederbeschaffung des gestohlenen Kölner Domschatzes in Belgrad in Verbindung gebracht, im selben Jahr mit der Festnahme des RAF-Terroristen Ralf Pohle in Athen.
1983 soll Mauss in Nordfrankreich 41 dioxinhaltige Giftfässer aufgespürt haben, die nach dem verheerenden Chemieunfall von Seveso 1976 europaweit gesucht worden waren. Auch an der Freilassung der 1987 im Libanon entführten Deutschen Alfred Schmidt und Rudolf Cordes soll er mitgewirkt haben.
Nach Kohls Abwahl 1998 schwand Berichten zufolge die Unterstützung für Mauss in der neuen rot-grünen Bundesregierung. Zur Waffe griff er nach eigenen Angaben nur einmal –
1969, als er bei München einen Räuber gestoppt hatte, wie es auf seiner Homepage hieß. „Meine Waffe ist nicht die Faust oder der Revolver“, sagte Mauss
2001 dem „Stern“. „Meine Waffe ist mein Kopf.“(AFP)