Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Atemberaubende Akrobatik fesselt die Zuschauer
Zirkus Charles Knie bietet noch sechs Vorstellungen auf der Sigmaringer Festwiese an
SIGMARINGEN - Eine Zirkusshow erster Güte haben die Zuschauer bei der Premierenvorstellung des Zirkus Charles Knie am Donnerstagnachmittag erleben dürfen. Erstklassige Artistik, ästhetische Pferdedressuren, eine tolle Show mit fantastischen Kostümen, aber auch ein witziger Clown und eine entzückende Kleintiernummer begeisterten das Publikum.
Dazu hat das aus echten Musikern bestehende Orchester für originales Zirkusflair gesorgt, gerundet durch den herben Duft von Pferdeschweiß und frischen Sägespänen. Die Techniker setzten mit einer exklusiven Beleuchtungsanlage das Sahnehäubchen auf die Vorstellung, denn die jeweilige Szenerie lebt natürlich auch von der Stimmung, die durch Licht und Musik gezaubert wird. Fast magisch wirkte manche Szene wie etwa die, als ein Palomino-Pferd als Einhorn die Manege betrat. In mystisch wirkendes Licht getaucht schritt das Pferd mit dem blonden Fell und der hellen Mähne, geschmückt mit überdimensionalen Flügeln und einem Horn auf der Stirn, mit graziösen Schritten durch das Rund der Arena. Verfolgt von staunenden Kinderaugen, die ganz gefangen von der Märchenhaftigkeit dem Geschehen folgten.
Große Faszination übten die Artisten aus. So beispielsweise die vier Messoudi-Brothers, die eigentlich aus dem Vater und drei Brüdern bestehen. Diese Einheit aus Kraft und Ästhetik formt im kräfteraubenden Adagio-Tempo immer neue schwierige Figuren und lebende Skulpturen, so dass dem Zuschauer so manches Mal ein staunender Laut entfuhr.
Ebenso faszinierend wie gleichzeitig erschreckend bannte Cesar Pindo das Publikum. Der Gummimann aus Ecuador zeigte die Kunst der „Kontorsionistik“, wie das Verbiegen des menschlichen Körpers bis hin zu menschenunmöglichen Verrenkungen fachlich genannt wird. Die Verknotungen und Verflechtungen seiner Gliedmaße erschien tatsächlich derart unnatürlich, dass schon allein das Zuschauen wehtat.
17 Meter über dem Boden
Ganz anders die „Flying Wulber“. Die Artistengruppe bot mit ihren Sprüngen mit dem Flugtrapez 17 Meter über dem Boden atemberaubende Spannung. Salti, Würfe und Pirouetten vollführten die drei Männer und drei Frauen mit einer mühelosen Eleganz, die die Schwerkraft außer Kraft zu setzten schien.
Für die jungen Zuschauer standen aber ganz offensichtlich die Tiervorführungen ganz oben auf der Beliebtheitsscala. Neben den wunderschönen Pferdedressuren beeindruckten die zweihöckrigen Kamele durch ihre schiere Größe und Mächtigkeit, ließen aber den einen oder anderen kleinen Zuschauer in den ersten Reihen merklich zurückzucken.
Entzücken löste die Kleintiernummer des Tiertrainers Krenzola junior aus. Bei ihm zeigten nicht nur Hängebauchschweine, Kakadus und Tauben Bühnenpräsenz, auch Katzen gaben zu erkennen, dass sie erziehungsfähig sind wenn sie auch manchmal dem Herrchen demonstrativ das Hinterteil zukehrten und sich nach Katzenart zu putzen begannen. Sogar ein lebendiger Fuchs spielte mit und entführte eine in einem Puppenwagen sitzende, ebenfalls sich guter Gesundheit erfreuender Gans. Das i-Tüpfelchen war der Auftritt einer Schar Laufenten, die es fertigbrachten, auf Kommando nach rechts oder links zu laufen, was bei ihrem aufrechten Gang und dem schnellen Trippeln eine unschuldige Komik hatte.
Der Zirkus Knie gastierte zuletzt vor drei Jahren in Sigmaringen. Nach Aussagen des Pressesprechers Patrick Adolf hat das Unternehmen den Anspruch, gute Unterhaltung für die ganze Familie zu präsentieren. „Eine gute Zirkusshow soll allen Altersgruppen gerecht werden“. Hierbei werde das gemeinsame Erleben realisiert, das sonst fast keine Unterhaltungsform mehr bieten könne, so Adolf, der sich dieses Mal auch die Zeit nehmen will, das Sigmaringer Schloss zu besuchen.