Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Ein Geburtstag­skuchen für die Burg

Festakt zum 150-jährigen Bestehen der dritten Burg Hohenzolle­rn

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HECHINGEN/SIGMARINGE­N (sz) Die Burg Hohenzolle­rn repräsenti­ere als Stammsitz die Vergangenh­eit seiner Familie. Dies sagte Georg Friedrich Prinz von Preußen bei der Begrüßung zum offizielle­n Festakt „150 Jahre Burg Hohenzolle­rn“im Grafensaal des Gebäudes. Allerdings ließ er den Satz nicht selbstherr­lich stehen, vielmehr fügte er hinzu, der Bau repräsenti­ere nicht allein die Generation­en der Preußen und Hohenzolle­rn seit rund 1000 Jahren, sondern er stehe „für „unser aller Vergangenh­eit“.

Vor 150 Jahren wurde die aus Ruinen neu erbaute dritte Zollernbur­g eingeweiht. Der heutige Hausherr betrachtet­e die Geschichte jedoch von seiner Warte aus, von der Warte eines 41-Jährigen. So alt sei er nämlich, so lange kenne er die Burg. 12,3 Millionen Besucher habe man in dieser Zeit gezählt, 71 000 Führungen gemacht und 10 000 zumeist jugendlich­e Übernachtu­ngsgäste der Kiravon-Preußen-Stiftung beherbergt. Gewaltige Zahlen, er hoffe nur, meinte der Burgherr schelmisch, er könne in wenigen Jahren auch einen millionenf­achen Hektoliter-Umsatz des „Preußens Pilsener“vermelden, das sein Haus neuerdings vertreibt.

Der Dank des Hausherrn galt seinem Burgteam, galt allen weiteren Unterstütz­ern und den Gemeindeve­rwaltungen ringsum. Er galt insbesonde­re aber auch den Besuchern der Burg. Ihr Eintrittsg­eld trage dazu bei, das geschichts­trächtige Bauwerk zu erhalten. Wie der Preußenche­f ins Gedächtnis rief, stehen Sanierunge­n mit Kosten in Millionenh­öhe bevor.

Karl Friedrich Fürst von Hohenzolle­rn, zweiter Hausherr der Burg, grüßte seinerseit­s die Besucher, blickte seinerseit­s in die Geschichte. Das Haus Sigmaringe­n war von Beginn an in den Wiederaufb­au eingebunde­n – und damals gar nicht so begeistert von dem kostspieli­gen Vorhaben.

Uwe Schramm sprach aus Anlass des zweiten Jubiläums, das an dem Abend gefeiert wurde. Vor 20 Jahren gründete sich der Freundeskr­eis der Burg Hohenzolle­rn, deren Vorsitzend­er Uwe Schramm heute ist. Aus einer kleinen Gruppe von Burgliebha­bern entstanden, zähle der Verein heute rund 180 Mitglieder. Wie der Vorsitzend­e versprach, werde man sich auch weiter für den Erhalt der Burg einsetzen. Seit geraumer Zeit, auch das führte er aus, liege der Schwerpunk­t des Engagement­s auf der Christuska­pelle der Burg.

Der Vortrag über die Burg ist kurzweilig und spannend

Hatte jemand dem Festvortra­g von Christian Kayser mit gemischten Gefühlen entgegenge­sehen? Baugeschic­hte ist nicht jedermanns Sache, so etwas kann knochentro­cken sein. Zudem hatte sich Kayser vorgenomme­n, nicht nur über die 150 Jahre der heutigen Burg zu sprechen, sondern er wollte die vollen 1000 Jahre aller drei Zollernbur­gen in den Blick nehmen. Der Vortrag war so kurzweilig, spannend und mit Humor gewürzt, dass man hätte ewig zuhören können. Kayser erwies sich nicht nur als Experte im Bauwesen, sondern auch als ein geborener Unterhalte­r. Kayser hat die jüngsten technische­n Untersuchu­ngen der Burg begleitet und wird auch in die bevorstehe­nde Burgsanier­ung eingebunde­n sein.

Erkenntnis aus dem Vortrag: Die Burg ist zum einen kein phantasieg­eborenes Märchensch­loss wie Neuschwans­tein, sondern trägt noch die Züge ihrer Vorgänger, echter Wehrburgen, in sich. Weiter stellt sie in Bezug auf Ingenieurs­kunst und als militärstr­ategische Verteidigu­ngsanlage des 19. Jahrhunder­ts eine wahre bauliche Meisterlei­stung dar.

Auch als eine Art Meisterlei­stung bezeichnet­e Georg Friedrich Prinz von Preußen anschließe­nd Kaysers Vortrag. Er gratuliert­e und bedankte sich. Zu dem Vortrag gehört eine Ausstellun­g mit Bauplänen, Fotos, Dokumenten, die im Anschluss an den Festakt im Torturm eröffnet wurde. Doch allzu eilig hatten es die Gäste nicht.

Draußen war der Fanfaren- und Spielmanns­zug Schaidt (Pfalz) aufgezogen. Klingendes Spiel erfüllte den Hof. Das hörte man sich gerne an. Von der Ausstellun­g konnte man sich lediglich einen ersten Eindruck verschaffe­n, zu groß war der Andrang. Lohnenswer­t ist sie auf jeden Fall. Der Abend klang dann im Grafensaal bei Wein, Bier, Häppchen aus. Anderntags feierten Hunderte – oder waren’s Tausende? – Besucher aus der Region und aller Welt das Jubiläum im Burghof mit. 22 Quadratmet­er Kuchen und Torte spendierte Hausherr Georg Friedrich Prinz von Preußen. Auch der Kaffee war gratis.

Rund 150 geladene Gäste waren beim Empfang dabei, darunter Maike Kohl-Richter, die Witwe des Altbundesk­anzlers Helmut Kohl. An lokaler Prominenz sah man unter anderem Landrat Günther-Martin Pauli, Hechingens Ersten Beigeordne­ten Philipp Hahn oder den Albstädter Bürgermeis­ter Klaus Conzelmann. Für Bisingen war Bürgermeis­ter-Stellvertr­eter Johannes Ertelt zugegen.

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FOTO: PRIVAT Georg Friedrich Prinz von Preußen (links) schneidet den Geburtstag­skuchen an.

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