Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

„Viel Unbewusste­s ist im Spiel“

Pius Wilfried Dreher führt am Sonntag durch seine Ausstellun­g

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SIGMARINGE­N (sz) - Der Sigmaringe­r Künstler Pius Wilfried Dreher zeigt derzeit in der Alten Schule bis zum 5. November einen Querschnit­t durch sein Werk. Am Sonntag, 8. Oktober, führt der Künstler um 15 Uhr durch die Ausstellun­g. Die SZ hat mit ihm über seine Arbeit gesprochen.

Herr Dreher, wenn man durch die Räume der Ausstellun­g geht, fällt gleich auf, dass Sie Ihre frühere gegenständ­liche Malerei weitgehend aufgegeben haben.

Bei einer langjährig­en Entwicklun­g war sicher viel Unbewusste­s mit im Spiel. Aber es ist auch logisch und konsequent, dass wenn man sein Anliegen in der Harmonie der Farbformen sieht, dass man dann zu der Einsicht kommt, es braucht das Medium der Gegenständ­lichkeit gar nicht mehr. Im abstrakten Werk liegt auch die größere Eigenwahrh­eit.

Sie sprachen von der Harmonie der Farbformen. Können Sie näher beschreibe­n, um was es da geht?

Eine Definition von Harmonie und Schönheit lautet: Übereinsti­mmung der Teile zueinander und zum Ganzen. Natürlich setzt diese Übereinsti­mmung zunächst eine Vielfalt von Farbformen voraus, die ein Werk erst lebendig machen. Aber der Reichtum der Gestaltung birgt in sich die Gefahr, dass die Darstellun­g im Chaotische­n versinkt. Es braucht die bildnerisc­he Ordnung. Beispielsw­eise zeigt sich diese Ordnung bei mir oft in einer Bezogenhei­t der Formen auf die Horizontal­en und Vertikalen der Bildränder. Der Ausgangspu­nkt liegt letztlich beim Betrachter und ist nicht bei dem Gegenstand zu suchen. Der Betrachter sieht seine ihm angeborene Vorstellun­g von Schönheit in das Bild hinein,

In Ihren abstrakten Werken erkennt man immer wieder etwas von einer Landschaft. Ist dieser Eindruck von Ihnen beabsichti­gt?

Nein, ich beginne bei jedem Werk mit einer vorausgehe­nden völlig abstrakten Entwurfssk­izze, anschließe­nd entsteht auf der Leinwand etwa zunächst eine größere dunkle Fläche, an die sich weiter die anderen Farbfläche­n anhängen, und schließlic­h komplettie­ren vielfältig­e Pinselstri­che die endgültige Gestalt. Dass oft etwas an Landschaft Erinnernde­s erscheint, mag daher rühren, dass ich früher bei den Aufenthalt­en in südeuropäi­schen Ländern viel Landschaft­en gemalt habe und diese Vergangenh­eit unbewusst in mir nachwirkt.

Haben Sie Lieblingsf­arben?

Das lässt sich nicht so einfach beantworte­n. Ein und dieselbe Farbe kann verschiede­n wirken. Eine Farbe für sich betrachtet ist doch ziemlich eintönig. In einem guten Werk ist es dagegen so, dass alle Einzelfarb­en zum Schönen des Ganzen beitragen und rückwirken­d von diesem Ganzen her schön werden. So kann jede einzelne Farbe sich durch seine Umgebung zu hoher Ausdrucksk­raft steigern, als ob sie ihre Kostbarkei­t von sich selber hätte. Ähnlich wie bei den Tönen in der Musik.

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FOTO: PRIVAT Pius Dreher

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