Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Zur Person Macher
Heute feiert Rudolf Seiters seinen 80. Geburtstag. Der Präsident des Deutschen Roten Kreuzes stammt aus Osnabrück und lebt heute in Papenburg. Landsmannschaftlich betrachtet beides Gebiete, deren Einwohner nicht zwingend durch Dampfplauderei auffallen. Eher schon durch Verlässlichkeit. Bei Seiters, mehr als drei Jahrzehnte lang Mitglied des Bundestags und von 1989 bis 1991 Chef des Bundeskanzleramts, danach Bundesinnenminister, kommt noch etwas anderes hinzu. Die Fähigkeit zu vermitteln.
Vertraut ist Seiters Silhouette vor allem den über 40-Jährigen, die die Zeit der Wende bewusst miterlebt haben. Der CDU-Politiker war da, wenn es darauf ankam. Angefangen von Treffen mit Vertretern des SEDPolitbüros im Sommer 1989, als die Menschen in Scharen die DDR Richtung Tschechoslowakei und Ungarn verließen, bis hin zu den delikaten Verhandlungen mit den USA, der Sowjetunion, Frankreich und Großbritannien, ohne deren Zustimmung die Einheit niemals hätte Wirklichkeit werden können. Seiters trug seinen Teil dazu bei, dass die Gespräche zu einem guten Ende kamen. Er war einer der Ingenieure der Einheit. „Stiller Macher“hat man ihn genannt.
Haltung und Entschlusskraft bewies Seiters nicht nur in politischen Sternstunden. 1993 trat er als Bundesinnenminister zurück, nachdem ein GSG-9Einsatz in Bad Kleinen aus dem Ruder gelaufen war, bei dem ein Polizist und ein RAF-Terrorist starben. Mit seinem Rücktritt habe er ein Signal setzten wollen, „dass wir alles tun, um durch einen neuen Minister aufzuklären“, begründete Seiters seinen Schritt.
Am 1. Dezember wird der Vater einer Tochter sein Amt als Präsident des Deutschen Roten Kreuzes abgeben. Sein Wunsch an die Jüngeren: Engagiert Euch politisch! „Meckern kann jeder, gestalten ist jedoch etwas ganz anderes und sehr Befriedigendes.“Joachim Heinz/KNA