Wir fühlen uns alle so abgehängt

Jetzt wissen wir es also, wir hier im ländlichen Raum fühlen uns abgehängt. Deshalb haben etliche Bürger bei der Bundestagswahl AfD gewählt. So fällt zumindest die Analyse des Bundestagsabgeordneten Thomas Bareiß (CDU) in der „Schwäbischen Zeitung“(7. Oktober) aus.

Einmal davon abgesehen, dass Bareiß’ Partei ja nun mehrere Jahrzehnte Gelegenheit hatte, dafür zu sorgen, dass der ländliche Raum nicht abgehängt wird, stellt sich doch die Frage, wovon abgehängt? Sicher die Verkehrsanbindung ist neudeutsch suboptimal, da gibt es noch viel Raum nach oben. Aber geht es uns so schlecht, das wir rechten Populisten nachlaufen müssen wie 1929, als die Weltwirtschaftskrise Millionen Arbeitslose und Elend hervorgerufen hat?

Wir sind auf jeden Fall abgehängt vom täglichen Verkehrschaos, wo unter Umständen Stunden im Stau verloren gehen. Wir sind abgehängt von Feinstaub und anderen Umweltbelastungen. Wir sind abgehängt von überfüllten S-Bahnen oder Straßenbahnen, bei denen ein Ticket für zwei Tarifzonen fast drei Euro kostet. Abgehängt sind wir auch bei den Parkhauspreisen, da sind die großen Städte viel weiter vorne. Wir sind abgehängt von horrenden Mieten, sofern wir überhaupt eine Wohnung finden, um die sich 100 Interessenten bewerben. Bei uns gibt es tatsächlich noch Eigenheime, die weniger als eine Million Euro kosten. Wir können prima im Donautal, an den Baggerseen oder in den Wäldern abhängen, ohne zuvor Stunden zu fahren.

Wenn wir uns all dieses Elend also vor Augen halten, dann ist es durchaus angebracht, den großen Parteien mal einen Denkzettel zu verpassen und ein paar rechte Schreihälse zu wählen.