Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Mit 87 noch immer Turnlehrerin
Dreimal pro Woche trainiert Mimi Speh die Sigmaringer Turnergruppe
SIGMARINGEN - Wer in Sigmaringen abends in die Kreissporthalle geht, der wird mit einer hohen Wahrscheinlichkeit auf die 87-jährige Maria Speh stoßen, die hier drei Tage in der Woche als Turnlehrerin verbringt. Seit 1957 lebt die heute 87-Jährige, die unter dem Namen Mimi Speh bekannt ist, bereits in Deutschland und war schon in der alten Heimat, dem ehemaligen Jugoslawien, eine echte Sportskanone.
Beim Training der jungen Turngruppe des Tb Sigmaringen bietet ein Blick in die Halle ein recht ungewöhnliches Bild: Mimi Speh hat weiße Haare und eine eher zierliche Figur, um sie scharen sich die meisten Kinder, und sie gibt den Ton an wie keine andere in der Halle. Bereits beim Aufbau der Turngeräte gibt sie Anweisungen, verteilt Aufgaben und beim Üben der jungen Mädchen leistet sie dann Hilfestellung oder gibt nützliche Tipps, damit es beim nächsten Mal besser klappt.
In Jugoslawien aufgewachsen, war sie dort schon früh im Kader der Turner-Nationalmannschaft. Außerdem spielte sie zur gleichen Zeit in der 1. Liga Handball. Damals war dieses Doppel-Sportlerleben noch möglich. Durch den Handball lernte sie ihren Mann kennen, mit dem sie schließlich 1957 nach Deutschland, genauer gesagt nach Sigmaringendorf auswanderte. Aber auch hier konnte sie vor allem das Turnen nicht lassen: Seit zirka 23 Jahren ist sie nun schon in Sigmaringen, zuvor war sie zehn Jahre in Leibertingen als Turnlehrerin tätig sowie einige Jahre beim TSV Sigmaringendorf. „Es gab mal eine Zeit, in der ich jeden Tag in der Turnhalle war und verschiedene Gruppen geleitet habe. Inzwischen ist es nur noch drei Mal in der Woche“, sagt Mimi Speh.
Ihre Enkelin Jana Speh leitet inzwischen mit ihr zusammen die junge Turngruppe des Tb Sigmaringen und war selbst eine Schülerin ihrer Oma. „Schon als ich klein war, war Mimi immer in der Turnhalle. Ich glaube eine Zeit lang wirklich sechs Mal die Woche“, sagt sie.
Jahrelang Linden-Wirtin
Neben ihrer Tätigkeit als Turnlehrerin führte sie zusammen mit ihrem Mann zahlreiche Jahre die Wirtschaft Linde in Sigmaringendorf sowie einige Jahre später dann das Züchterstüble in Sigmaringen. An die genauen Zeitangaben kann sie sich aber nicht mehr erinnern.
Vor drei Jahren hat Mimi Speh ein künstliches Hüftgelenk erhalten, das sie heute jedoch auch nicht davon abhalten kann, in der Halle zu stehen. „Ich habe es in den Sommerferien machen lassen, Pause habe ich danach eigentlich nicht wirklich gemacht. Ich war gleich wieder auf den Beinen“, sagt sie lachend. Ans Aufhören denkt die 87-Jährige noch lange nicht: „Solange ich es noch machen kann, möchte ich es auch noch machen“, sagt sie. „Sie haben doch sonst niemand für die Kleinen.“